Blickpunkt:Film

Regisseurin [Maris Pfeiffer](/person/maris-pfeiffer) hat den ersten „Usedom-Krimi“ der neuen Staffel inszeniert, der am heutigen 23. Oktober im [Ersten](/company/ard-gemeinschaftsprogramm-erstes-deutsches-fernsehen) TV-Premiere feiert. Darüber hinaus nahm sie sich die Zeit für unseren Fragebogen.

**Wie sind Sie zum TV/Film gekommen?**

Eher zufällig. Ich fand das Studium - Germanistik und Volkswirtschaft - nur mäßig interessant und habe mich für eine Regiehospitanz an der Oper in Frankfurt bei Ruth Berghaus beworben, bzw. habe sie mir ertrotzt. Das erste Nein hat mich nicht abgehalten, es weiter zu versuchen. Ruth Berghaus hat Berlioz' „Trojaner“ inszeniert. Anschließend habe ich mich, mehr aus Verlegenheit und weil ich nicht Musiktheaterregie studieren konnte, in München an der [Filmhochschule](/company/hochschule-fuer-fernsehen-und-film-hff-muenchen-abt-iii) in der Dokumentarfilmabteilung beworben und bin genommen worden. Da hatte ich sehr viel Glück. Meine ersten Arbeiten bekamen sehr viel Aufmerksamkeit und Preise und haben mir den Weg in den Beruf geebnet.

**An welche Erfahrung mit der Branche erinnern Sie sich besonders gern?**

Ich drehe sehr gerne. Die Energie, die frei wird, wenn in diesem einen Moment etwas wächst und lebendig wird, weil genau diese Menschen bei genau diesem Wetter und mit genau dieser Stimmung oder Laune zusammengekommen sind, hat etwas Magisches. In den letzten Jahren waren die Dreharbeiten mit Teams, die wirklich Teams waren, sehr gute Erfahrungen. Viel weniger hierarchisch als früher, kollegial, respektvoll und freundlich miteinander. Aber auch die Arbeit vor den Dreharbeiten, wenn langsam alles zusammenwächst, und dann im Schneideraum, wenn die Geschichte nochmal neu gebaut wird, sind schöne Erfahrungen.

**Was hat Sie zuletzt besonders geärgert?**

Ärger schiebe ich meistens beiseite, wenn er sich nicht lösen lässt. Und ich vergesse tatsächlich das meiste.

**Der wichtigste Film in Ihrem Leben?**

Der wichtigste Film ist immer der, den ich gerade drehe oder zuletzt gedreht habe. Jetzt war das der „Usedom-Krimi: Wendepunkt“. Es ist eine besondere Geschichte, die uns alle sehr berührt hat. Und es war mit der Produktion, der Redaktion, dem Team und allen Spielenden sehr mutig und inspirierend. Voller Vertrauen und sehr offen. Der Film, der dabei herausgekommen ist, ist ein besonderer, recht emotionaler „Usedom-Krimi“. Ich hoffe, das Publikum wird ihn mögen. Es geht um Eltern, die in der Wendezeit ein Kind in der DDR zurückgelassen haben.  
Ansonsten war mir [„Shining“](/movie/shining) sehr wichtig und [Lelouchs](/person/claude-lelouch) [„Ein Mann und eine Frau“](/movie/ein-mann-und-eine-frau) und die beiden Fortsetzungen „Ein Mann und eine Frau – Zwanzig Jahre später“ und [„Die schönsten Jahre eines Lebens“](/movie/die-schoensten-jahre-eines-lebens). [Bergmans](/person/ingmar-bergman) Filme und vor allem: [Cassavetes](/person/john-cassavetes). [Almodovar](/person/pedro-almodovar). [Jiri Menzel](/person/jiri-menzel).

**Was ist Ihr prägendes TV-Erlebnis?**

Als Macherin war das Fernsehspiel [„Liebe Amelie"](/movie/liebe-amelie) ein Stoff, den ich unbedingt realisieren wollte - über Eltern, deren Tochter eine bipolare Störung entwickelt. Und davor mein erster Kölner „Tatort“, die Folge [„Verdammt“](/movie/tatort-verdammt).  Darin geht es um die Auswirkungen, die es auf ihre Familien und ihre Opfer hat, wenn Männer auf kleine Kinder stehen und diesem Trieb auch nachgehen. Im guten Sinne prägend war auch meine erste Serie, [„Soko Leipzig“](/tvshow/soko-leipzig). Da habe ich sehr, sehr viel gelernt und denke noch heute gerne daran.

**Ihre momentane Filmempfehlung?**

[„Sirat“](/movie/sirat), eine wirklich beeindruckend erzählte Parabel über unsere Zeit. Ganz anders, auch toll: die vierte Staffel von „True Detective“ mit der von mir sehr verehrten [Jodie Foster](/person/jodie-foster) in der Hauptrolle, und die Serie „Fellow Travelers“.

**Was würden Sie im Kino-/Film-/TV-Markt gern ändern?**

Oh, viel. Ich wünsche mir mehr Respekt vor den Kreativen und weniger Angst vor ihnen, mehr Mut und auch mehr Vertrauen. Mehr Fähigkeit, Konflikte auszuhalten und die Bereitschaft, wirkliche Gespräche zu führen. Weniger Ego und mehr Bewusstsein für die Prozesse.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/879904bb-e845-49fb-8185-c7637ac9ba61.jpg) „Wendepunkt - Der Usedom-Krimi“ mit Katrin Sass und Anne Haug feiert heute um 20.15 Uhr im Ersten TV-Premiere; Foto: NDR/ARD Degeto/Oliver Feist

SIEBEN FRAGEN AN: Maris Pfeiffer

Usedom Krimi 25 - WendepunktRazor Film / NDR / Oliver FeistRegisseurin Maris Pfeiffer