Blickpunkt:Film

Blickpunkt:Film: In den nächsten Monaten wechseln Sie als Senderchef zu Pro Sieben. Wie fällt Ihre Abschlussbilanz aus?

Nicolas Paalzow: Kabel 1 entwickelt sich genau nach Plan. Auch für das Jahr 2000 haben wir Wachstum im MA-Bereich prognostiziert. Das Programmjahr 2000 war sicherlich ein schwieriges, da es nicht nur Sport-Großereignisse gab, sondern auch Sendungen wie "Big Brother", die für alle Sender eine neue Situationin der Fernsehnutzung herbeigeführt haben. Umso erfreulicher ist es, dass sich Kabel 1 genau gemäß unserer Prognosen entwickelt hat. Wir stehen genau bei den vorgenommenen 5,5 Prozent als durchschnittlichem MA-Wert. Auch bei der Umsatzentwicklung liegt Kabel 1 genau da, wo wir es uns vorstellen.

BF: Woran orientieren Sie sich bei der MA-Entwicklung? IstRTL 2 ein Maßstab?

NP: Kabel 1 ist bei den Zuschauern ab drei Jahren weiterhin klar die Nummer eins der zweiten Sender-Generation. RTL 2 hat in diesem Jahr vor allem bei den 14- bis 29-Jährigen einen Sprung nach vorne gemacht. Dies ist für uns unproblematisch, da die Konkurrenzsituation in dieser Zielgruppe nicht wirklich besteht. Kabel 1 wendet sich programmlich eindeutig an die über 30-Jährigen. Zudem haben wir uns als der führende Spielfilm-Sender der zweiten Generation positioniert. Laut einer Forsa-Umfrage steigen unsere Werte seit Einführung der "Besten Filme aller Zeiten" kontinuierlich an. [RTL 2](/company/rtl2-fernsehen) hat hier hingegen mit der Einführung von "Big Brother" und der Konzentration auf dieses Thema deutlich verloren.

BF: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Netto-Werbeumsätze ein? Können Sie noch einmal eine Steigerung um rund 21 Prozent wie im Vorjahr schaffen?

NP: Ich kann mir durchaus wieder eine hohe Zuwachsrate beim Umsatz vorstellen. Die spannende Perspektive einer Senderfamilie liegt ja letztlich darin, dass man alle Programme auf Umsatz und Wachstum hin ausrichtet.

BF: Welche neuen Programmschwerpunkte werden Sie auf der Telemesse präsentieren?

NP: Im Wesentlichen vier inhaltliche Schwerpunkte. Zum einen bleibt es beim Thema Spielfilm mit den "Besten Filmen aller Zeiten". Das Thema Serien werden wir unter dem Claim "Kultserien der Extraklasse" stärker in den Vordergrund rücken. Ab Herbst 2001 können wir z. B. "Raumschiff Enterprise" anbieten. Verstärken wollen wir zudem unser Auftragsproduktions-Engagement im Bereich Information und Unterhaltung. Alle Informations-Programme sind für Kabel 1 echte MA-Wachstumsbringer. Im Unterhaltungsbereich haben wir mit unserer Neuauflage von "Was bin ich?", die im Oktober startet, einen Trend antizipiert, der jetzt voll durchschlägt: Die klassische Quiz-show ist wieder ein Primetime-Thema.

BF: Denken Sie an eine weitere Ausweitung der Eigen- und Auftragsproduktion, etwa im Bereich Fiction?

NP: Fiction-Eigenproduktion ist definitiv kein Thema für uns. In der Ausrichtung der Familie bleibt dies Pro 7 und [SAT.1](/company/sat1-satellitenfernsehen) vorbehalten. Für uns wäre ein Engagement hier aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll.

BF: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der TV-Landschaft? Haben Sender außerhalb der beiden Familien noch Chancen?

NP: Wenn Sie sich die Sender der [RTL](/company/rtl-television)-Familie und der zukünftigen Pro Sieben Sat 1 Media AG anschauen, werden die Bedürfnisse, die dort abgedeckt werden, von niemandem außerhalb ernstzunehmend abgedeckt. Dafür sind die Sender der einzelnen Familien auch schon viel zu gut aufgestellt, etwa von der Markenbekanntheit und technischen Reichweite her. Innerhalb der Familien sehe ich für den einen oder anderen noch sehr viel Wachstumspotenzial. Für die außen stehenden Sender wird es schwer.

BF: Welche Rolle messen Sie neuen Verbreitungswegen wie Internet oder Pay-TV bei der weiteren Entwicklung von Kabel 1 bei?

NP: Ich sehe ein großes Potenzial, was die Marke Kabel 1 als Internet-Marke angeht. Es gibt im Herbst einen Relaunch der Website kabel1.de, der sehr stark auf die markenaffinen Kernkompetenzen des TV-Programms Kabel 1 setzen wird. Im Kontext der "Besten Filme aller Zeiten" stellt etwa das Filmlexikon, das wir online anbieten, eine ideale Ergänzung dar. Die Zukunft liegt darin, kongeniale Anwendungen im Internet zu finden, nicht TV-Programminhalte eins zu eins abzubilden. Wenn wir "Was bin ich?" starten, wollen wir z. B. parallel eine Spiel-Anwendung dazu im Netz anbieten. Was die Konkurrenzsituation zu Pay-TV und Internet angeht, denke ich, dass Kabel 1 als etablierte Marke im klassischen Free-TV über Jahre hinaus in seiner Wettbewerbssituation nicht gefährdet ist.

BF: Wird sich in der Senderfamilie an der generellen Ausrichtung von Kabel 1 etwas ändern?

NP: Nein. Alle Sender sind schon hervorragend komplementär positioniert. Kabel 1 verbindet heute schon ein eigenes Profil mit Programmerlebnissen, die auch zu Pro Sieben oder Sat 1 passen. Für Kabel 1 erwarte ich aus der neuen Konstruktion nur Positives für die Zukunft.

Nicolas Paalzow zieht Bilanz der Entwicklung bei Kabel 1