RTV-Tochter Waterfront mit hehren Zielen
Die dieses Jahr gegründete Waterfront mit Sitz in Hamburg gehört zu 95 Prozent RTV Family Entertainment und zu fünf Prozent Eberhard Naumann. Naumann hat zusammen mit Wolfgang Esser die Geschäftsführung inne.
Geburtstunde von Waterfront war der Börsengang der Mutterfirma RTV und der damit verbundene Beschluss, das Geschäftsfeld auf den Erwachsenenbereich auszudehnen. RTV-Programmvorstand Wolfgang Heidrich konnte dafür Eberhard Naumann gewinnen, der bei der Trebitsch Produktion Holding (TPH) u.a. für die erste deutsche komplett in den USA produzierte Serie "Miller + Müller" oder den Rechteerwerb und Start der Reihe "Bella Block" verantwortlich war und seit 1994 mit seiner Naumann Mediabridging Kunden wie CLT-UFA und Rowohlt betreute. An seine Seite holte sich Naumann Wolfgang Esser, der an mehr als 150 Produktionen in verantwortlicher Position beteiligt war, u.a. bei Bavaria Film, Phoenix Film, Objectiv Film und seit 1995 bei TPH. Zunächst gab es die Überlegung, sich entweder in eine existierende Firma einzukaufen oder eine neue zu gründen. Nach intensiver Studie habe man sich für einen Neuanfang entschieden. "Denn wir haben Tradition durch den Namen Ravensburger und wollten ein Zeichen setzen: Wenn alle davon reden, dass der klassische TV-Produzent sich umorientieren muss, fangen wir damit an", berichtet Naumann. Man wisse, "dass unsere Firmenmutter mehr von uns erwartet als fünf Prozent Rendite. In fünf Jahren sollen wir zu den wichtigen TV-Produzenten gehören - ob das jetzt 50 Mio. Mark Umsatz sind, 35 oder 100." Als weder der Kirch- noch der CLT/UFA-Familie zugehörig, konkurriere man mit der Mehrzahl der unabhängigen TV-Produzenten. "Wir werden uns nur durchsetzen, wenn unser Angebot einen Tick überzeugender ist." Die Strategie dabei ist, Projekte als Gesamtkonzept unter die Lupe zu nehmen: "Wir prüfen nicht nur einen Vertriebsweg, sondern auch Internet, E-Commerce, Merchandising und Marketing. Wir werden auch klassische Auftragsproduktionen übernehmen, aber als neue Firma müssen wir differenziertere Wege gehen. So können wir durch unseren finanziellen Background auch mal für ein Format eine Präsentationsfassung vorlegen, bevor es dann in Auftrag geht", so Esser. Synergien mit dem Mutterhaus ergeben sich u.a. durch die internationale Vertriebsabteilung oder die Merchandisingabteilung. Mit Produzenten in Holland, England und Kanada werden zudem Gespräche über eine internationale Zusammenarbeit geführt. Im September will Waterfront eine erste Filiale in Düsseldorf eröffnen, mittelfristig eine weitere in Berlin. In Entwicklung sind bereits drei TV-Movies, darunter eines nach dem kleinen Erziehungsberater von Axel Hacke und eine TV-Reihe nach den Romanen von Anne Chaplet. Außerdem werden Serien und Sitcoms entwickelt, für Shows, Kinofilme und Dokumentationen gibt es Pläne. Projekte nach Axel Hacke und Anne ChapletEs werden aber auch originäre Programme z.B. für das Internet entwickelt und neue Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen. "Wo es darum geht, Geld über Agenturen von der Industrie zu bekommen und neue Programmformen zu entwickeln, wollen wir führend sein", so Naumann. Mit einer großen Hamburger Werbeagentur wurde bereits ein erstes Projekt entwickelt, das in diesem Jahr produziert und gesendet werden soll. Naumann sieht gute Erfolgschancen, umso mehr, als sich aus seiner Sicht die TV-Landschaft in den nächsten Jahren durch mehr Eigenkapital auf der Seite der Produzenten und die neue Personal-Video-Recording-Technik wandeln werde. Bei allen visionären Gedankenspielen bleibe die Bodenhaftung erhalten: "Wir werden in jedem Einzelfall abwägen, welches der beste Weg zum jeweiligen Ziel ist.'