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Warum "Rohtenburg" doch noch auf DVD erscheint

Mehr als drei Jahre mussten die Produzenten von "Rohtenburg" warten, bis sie ihre Version des "Kannibalen von Rotenburg" im Kino und auf DVD auswerten durften.

jr19.06.2009 13:47
Mehrere Jahre wurde darum gestritten, ob "Rohtenburg" im KIno und auf DVD ausgewertet werden darf
Mehrere Jahre wurde darum gestritten, ob "Rohtenburg" im KIno und auf DVD ausgewertet werden darf Central

Am 9. März 2006 hätte "Rohtenburg" in den deutschen Kinos starten sollen. Und bis vor wenigen Wochen war höchst zweifelhaft, ob der Psychothriller überhaupt jemals hierzulande aufgeführt und ausgewertet werden würde. Nach der Verhaftung von Armin Meiwes im Dezember 2002 verhandelten die Medien den spektakulären Fall um Mord, Tötung auf Verlangen und Verzehr von Leichenteilen als "Kannibale von Rotenburg". Noch vor Ende der Hauptverhandlung im Mai 2006 - Meiwes wurde auf Betreiben des Bundesgerichtshofs in einem zweiten Prozess zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt - stellten die Produktionsfirma Atlantic Streamline und Kinoverleiher Senator den Film "Rohtenburg" fertig, der sich naturgemäß an dem realen Fall orientiert. Nachdem zunächst das Landgericht Kassel Meiwes' Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung, mit der er den Filmstart abblocken wollte, abgelehnt hatte, setzte sich das Oberlandesgericht Frankfurt damit auseinander. Dieses erkannte an, dass die Persönlichkeitsrechte des klagenden Meiwes durch eine Aufführung verletzt würden. Er müsse nicht dulden, "zum Gegenstand eines Horrorfilms gemacht zu werden, indem er vom Publikum als dessen Hauptfigur erkannt werde". Damit hatte das Gericht den Persönlichkeitsschutz des Klägers höher bewertet, als die im Grundgesetz geschützte Kunstfreiheit. Offenbar hatten die von der Klägerpartei aufgelisteten "88 Übereinstimmungen" zwischen belegbaren Fakten und Film auf das Gericht Eindruck gemacht. Doch kurioserweise hatte Meiwes auch befürchtet, dass die Filmemacher seine Geschichte für ihre Fiktionen ausschlachten könnten. Beobachter entdeckten seinerzeit darin einen feinsinnigen Widerspruch: Lehnt sich der Film zu sehr an die wahren Begebenheiten an, oder hat er die Geschehnisse zu stark verfremdet?

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