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VideoWoche: Welche Bedeutung hat Video on Demand (VoD) für das Telekommunikationsunternehmen HanseNet?

Bernd Kögler: HanseNet VoD ist ein Zusatzprodukt, mit dem HanseNet-Kunden noch mehr aus ihren Breitbandanschlüssen machen können. Mit VoD wollen wir unseren Kunden zeigen, was mit der hohen Übertragungsgeschwindigkeit alles möglich ist, und uns als noch attraktiverer Anbieter von Direktanschlüssen über Breitbandtechnologie positionieren. Dabei ist es nicht unser Ziel, künftig als Contentanbieter aufzutreten. Wir sind in Hamburg in erster Linie der Breitbandanbieter Nummer eins.

VW: Bis Jahresende 2002 soll die Onlinevideothek von HanseNet 700 Titel im Portfolio haben, darunter auch Blockbuster wie "Pearl Harbor", der seit Juni abgerufen werden kann. Wer soll weitere hochwertige und aktuelle Inhalte liefern?

BK: Wir sprechen zur Zeit mit diversen US-amerikanischen, britischen und auch deutschen Filmanbietern, um unser Contentangebot kontinuierlich auszubauen. Da wir mit einigen Firmen kurz vor Vertragsabschluss stehen, können wir Ihnen zu diesem Zeitpunkt keine Namen nennen.

VW: Branchenbeobachter sagen, VoD funktioniere nur mit Erotik, auf die Ihr VoD-Dienst aber verzichtet. Warum?

BK: Wir bieten bei Bedarf auch Erotikfilme an, wissen aber über Erfahrungen unserer Muttergesellschaft e.Biscom, die seit Herbst letzten Jahres in Italien diesen Service anbietet, dass auch die anderen Kategorien rege in Anspruch genommen werden.

VW: Auch in Deutschland gibt es mittlerweile mehrere VoD-Anbieter. Was ist das Besondere an Ihrem Filmabrufdienst bzw. wodurch unterscheidet er sich von anderen On-Demand-Diensten?

BK: HanseNet ist der einzige Anbieter, bei dem die Filme über einen IP-Breitbandanschluss und über das Livestreaming-Verfahren auf den Fernseher als Endgerät übertragen wird. Es gibt keinen anderen Anbieter, bei dem die Fernsehsignale letztlich über eine Kupferdoppelader gesendet werden. Außerdem ist die Benutzung über die Fernbedienung kinderleicht, und die Abrechnung erfolgt bequem und sicher über die Telefonrechnung.

VW: Müssen sich die Hamburger Videothekare vor HanseNet fürchten, weil Sie die stationäre Videothek abschaffen wollen?

BK: Wir glauben, es gibt für beide Bereiche ein Publikum: Diejenigen, die Videotheken aufsuchen, wollen aus dem Haus gehen und vielleicht noch ein Tüte Chips mitnehmen. Bei HanseNet VoD überwiegt der Bequemlichkeitsfaktor: zu Hause bleiben, kein Zurückspulen und -bringen der Videos - die Chips liefert HanseNet allerdings nicht.

VW: An HanseNet ist das Mailänder Unternehmen e.Biscom beteiligt, das in Italien VoD-Dienste anbietet. Was können Sie über die Erfahrungen von e.Biscom mit VoD in Italien berichten?

BK: e.Biscom, seit Oktober 2000 80-prozentige Mutter von HanseNet, bietet seit Herbst letzten Jahres in Italien VoD an. Dort wird VoD ausschließlich über Glasfaser betrieben, also nicht über DSL. Zudem läuft die Abrechnung nicht über die Telefonrechnung. Die Technologie (IP-Protokol) ist jedoch dieselbe. e.Biscom ist mit seinem TV-on-Demand in Mailand, Genua, Rom, Turin, Neapel und Bologna aktiv. e.BisMedia bietet derzeit ungefähr 600 Titel aus den Bereichen Dokumentationen, Sport, Kinder, Veranstaltungen, Nachrichten und Erotik an. Das Angebot wird auch laufend aktualisiert. Die wichtigsten Contentprovider sind Universal Studios International, DreamWorks, BBC, Discovery Channel, MTV/Nickelodeon und viele andere mehr.

VW: Welche Ziele und Erwartungen hat HanseNet bezüglich VoD?

BK: Wir wollen mit VoD bis Ende des Jahres mehrere tausend Kunden dazugewinnen. Außerdem möchten wir noch in diesem Jahr sowohl Music on Demand als auch Multicast-TV (Spartenprogramme) anbieten.

Nachgefragt: Bernd Kögler, GF HanseNet