Blickpunkt:Film

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VideoWoche: Beate-Uhse ist seit März 2001 auf Premiere zu sehen. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Martin Gastinger: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung und haben festgestellt, dass der Kanal sehr gut angenommen wird. Obwohl der Kanal nur Softerotik bietet, sieht die überwiegende Zahl der Premierekunden unser Programm gerne. Unsere Zuschauer wissen auch, dass in Deutschland nicht mehr erlaubt ist. Was uns in unserer Arbeit bestärkt, ist auch der sehr hohe Zuspruch in Form von Post oder auch Bewerbungen von Zuschauern, die bei Produktionen mitmachen wollen, auch Fotos werden eingeschickt.

VW: Welche Bedeutung hat ein Erotikprogramm wie Beate-Uhse.TV für eine Pay-TV-Plattform?

MG: Beispiele aus dem Ausland haben gezeigt, dass Erotikprogramme den Durchbruch für Pay-TV gebracht haben. Canal Plus hat vor einigen Jahren mit Einführung von Erotikangeboten auf einem Schlag 300.000 Kunden gewonnen. So ist ein Erotik-Vollprogramm auf einer Pay-Plattform sicherlich ein Zugpferd.

VW: Haben Sie nicht das Problem, dass Sie bei den Inhalten nicht so dürfen, wie Sie gerne wollen?

MG: Man muss ganz klar sagen: Dürften wir in Deutschland mehr zeigen als derzeit erlaubt ist, würde Premiere sicher einen deutlichen Schub bei den Abonnentenzahlen erfahren.

VW: Derzeit geht es bei Premiere aber doch wohl eher ums nackte Überleben. Was machen Sie, wenn die Plattform eingestellt wird und Pay-TV in Deutschland auf Jahre hinaus tot ist?

MG: Ich glaube an Pay-TV und ich glaube auch daran, dass sich Pay-TV in Deutschland durchsetzen wird. Sehen Sie sich doch in den Nachbarstaaten um: Ob Frankreich, Italien oder Polen, diese Länder haben sogar jeweils zwei Pay-TV-Stationen. Warum soll das in Deutschland nicht funktionieren?

VW: Die deutschen Fernsehkonsumenten werden doch mit Free-TV-Programmen zugeschüttet.

MG: Trotzdem: Pay-TV setzt sich überall durch. Deshalb wird es sich auch in Deutschland durchsetzen. Sicher: man ist von anderen Zahlen ausgegangen, das hat man auch bei Premiere erkannt.

VW: Hat man bei Beate-Uhse.TV im Falle eines Worst-Case-Szenarios eine Alternative zur Hand?

MG: Für mich gibt es im Moment ein solches Szenario nicht. Die Studios brauchen das Geld aus dieser Vermarktungskette. So wie es Leih- und Kaufvideos gibt, wird es Pay-TV geben.

VW: Ist Beate-Uhse.TV angetreten, den Videotheken Paroli zu bieten?

MG: Nein, ich sehe unser Angebot als Ergänzung. Es war doch schon oft vom Aussterben der Videotheken die Rede. Beide sprechen auch unterschiedliche Zielgruppen an: Bei uns sind es die bequemen Couchpotatoes, die von zuhause aus ein erotisches Programm beziehen wollen.

VW: An Ihr Erotikangebot kommt man bequemer als an das von Videotheken - gibt es nicht auch Unterschiede in der Art der Inhalte?

MG: Klar. Was Videotheken anbieten, wie z.B. Hardcore, können wir einfach rein rechtlich nicht anbieten. Ich bin auch sehr skeptisch, ob das irgendwann einmal in Deutschland möglich sein wird. Wir begreifen uns als Hochglanzprodukt und kaufen auch nur sehr hochwertigen Content ein und distanzieren uns eindeutig von "Schmuddelkram". Wir bieten Interessierten ein Erotikprogramm im Fernsehen an - und daran wird sich in nächster Zeit auch nichts ändern.

VW: Wäre es denkbar, unter Verwendung von bestimmten Sicherungs- und Zugangsmechanismen, irgendwann auch Hardcore im Pay-TV zu zeigen?

MG: Gesetzliche Barrieren erlauben dergleichen derzeit nicht. Ich sehe auch nicht, wie diese aufgehoben werden könnten.

VW: Arbeiten Sie daran, die gesetzlichen Bestimmungen zu Ihren Gunsten zu beinflussen?

MG: Gesetze lassen sich nicht so einfach ändern. Doch natürlich stehen wir mit dem VPRT, anderen Institutionen und den Sendern im ständigen Diskurs.


VW: Der Gesetzgeber hat die Videotheken zu einem sehr hohen Jugendschutzniveau verpflichtet. Wie sieht das bei Premiere bzw. Beate-Uhse.TV aus?

MG: Wir haben eine unabhängige Jugendschützerin mit an Bord, die unser Programm prüft und ggf. schneidet. Zusätzlich haben wir uns selbst verpflichtet, unser Programm von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) prüfen zu lassen. Außerdem gibt es bei Premiere einen Jugendschutz-Pin mit dem die einzelnen Programme freigeschaltet werden können. Wie Sie sehen, nehmen auch wir den Jugendschutz sehr ernst.

VW: Beate-Uhse.TV ist neben der Fernsehplattform auch im Internet zu finden. Sie nennen das "Verlängerung" der TV-Marke ins Internet. Was für eine Strategie verbirgt sich dahinter?

MG: Wir sehen, dass es einen hohen Bedarf an Interaktion der Zuschauer mit Beate-Uhse.TV gibt. Das heißt, Leute haben ein sehr hohes Interesse, offen über das Thema Erotik zu sprechen. Denen bieten wir im Internet eine Verlängerung des Fernsehens an, indem wir beispielsweise Foren eingerichtet haben, über die sich die Zuschauer austauschen können. Für uns ist das Internet ein Tool, um eine TV-Community im Web weiterzuführen.

VW: Praktisch wäre es doch, solche interaktiven Kommunikationselemente in die TV-Plattform zu integrieren - wie es digitales Fernsehen ermöglicht.

MG: Das ist wünschenswert. Wenn die Technik das zulässt, sind wir sicher mit dabei. Im Vergleich zu anderen Sendern ist bei uns die Kundenbindung sehr extrem. Ich bin schon zehn Jahre beim Fernsehen und habe noch nie ein so hohes Maß an Interaktion erlebt - und das bei einem Thema, von dem man glaubt, es sei tabu.

VW: Welche Ziele hat sich Beate-Uhse.TV für die Zukunft gesteckt?

MG: Wir werden unsere Eigenproduktionen weiter ausbauen. Außerdem werden wir unsere Strategie fortsetzen, spezielle Angebote für Zielgruppen zu entwickeln. Gemeinsam mit Premiere arbeiten wir auch daran, den Bereich Erotik auszubauen.

Nachgefragt: Martin Gastinger, Beate-Uhse.TV