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VideoWoche: Warum entschieden Sie sich für den schwierigen Stoff "A Beautiful Mind"?

Ron Howard: Mein Partner [Brian Grazer](/person/brian-grazer) betrachtete Geisteskrankheit schon immer als faszinierendes Filmsujet. Wir entwickelten bereits zwei andere Stoffe zu diesem Thema, als Brian einen "Vanity Fair"-Artikel über John Nash entdeckte. Die Geschichte war so packend, dass wir sie in Entwicklung gaben. Die dramaturgischen Probleme bei den ersten beiden Projekten waren nicht zu lösen, aber gleichzeitig entwickelte [Akiva Goldsman](/person/akiva-goldsman) ein starkes Skript für "A Beautiful Mind".

"Geisteskrankheit als faszinierendes Filmsujet"


VW: Wobei sich dieses Skript gewisse Freiheiten gegenüber der realen Biografie herausnimmt...

Howard: Akiva hat sich auf drei Schlüsselperioden in Nashs Leben konzentriert und sie dramaturgisch durchgestaltet. Wir haben auch versucht, andere Elemente der Biografie aufzugreifen, aber jedes davon war so interessant, dass es von der Haupthandlung abgelenkt hätte. Aber ich denke, trotz aller Vereinfachungen und fiktionalen Elemente haben wir es doch geschafft, die essenzielle Wahrheit seines Lebens wiederzugeben.

VW: Andere Regisseure müssen um die Finanzierung ihrer Projekte ringen. Können Sie mit Ihrer Firma Imagine jeden Film machen, den Sie wollen?

Howard: Ja, sofern das Budget nicht die Durchschnittskosten eines Hollywoodfilms überschreitet, also rund 60 Millionen Dollar. Andererseits möchte ich mit einem Studio zusammenarbeiten, das an den Film glaubt. Sonst würde es ihn nicht ordentlich vermarkten.

VW: DreamWorks und Universal sind also die idealen Partner?

Howard: Ich war glücklich, dass sie das Geld investiert haben. Aber zunächst waren sie auch sehr skeptisch und nervös. Denn nach ihrem Maßstab war "A Beautiful Mind" ein riskantes Projekt. Fast wären wir damit zu einem anderen Studio gegangen. Doch nach ein bisschen Kampf hat alles geklappt.

VW: Dabei produzierten die Studios früher laufend Filme mit erwachsenen Themen. Heute kriegen sie kalte Füße.

Howard: Die Filmlandschaft hat sich verändert. Die Studios ziehen sich von kleineren und schwieriger vermarktbaren Produktionen zurück. Diese werden zwar immer noch gemacht, von unabhängigen Produktionsfirmen für weniger Geld, aber die Studios stecken ihr Geld lieber in sündteure Genrefilme, bei denen sie das Zielpublikum genau definieren können. "A Beautiful Mind" war die Ausnahme von der Regel. Dieser Film hat ihnen Angst gemacht.


"Dieser Film hat den Studios Angst gemacht"


VW: Sie reduzieren das Risiko, indem Sie Stars wie [Tom Hanks](/person/tom-hanks) oder [Russell Crowe](/person/russell-crowe) besetzen?

Howard: Als ich mit Russell wegen der Rolle sprach, war "[Gladiator](/movie/gladiator)" noch nicht herausgekommen. Abgesehen davon war ich mir nicht einmal sicher, ob er Nash überhaupt spielen konnte. Ich hatte ihn auch für die Nebenrolle des Agenten Parcher im Visier. Und was Tom Hanks angeht, so hat er einige sehr gewagte Projekte angenommen, die nur aus heutiger Sicht wie sichere Erfolge aussehen. Als wir "[Apollo 13](/movie/apollo-13)" machten, war unser Vorläufer, "Der Stoff, aus dem die Helden sind", ein finanzielles Fiasko.

VW: Wie sieht der nächste Ron Howard-Film aus: gewagtes Unterfangen oder sicherer Erfolg?

Howard: [Robert Rodat](/person/robert-rodat) schreibt ein Drehbuch über die Plünderung Roms in der Renaissance. Außerdem möchte ich einen Film über einen ausgebrannten Pianisten machen, der den Rekord im Dauerklavierspiel bricht, eine Art "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" mit schwarzem Humor. Alles in allem sind das gewagte Unterfangen, aber hoffentlich erklärt sie jeder nachher zur sicheren Nummer.

Ron Howard zu "A Beautiful Mind"