Blickpunkt:Film

Verleih

VideoWoche: Für die [Kinowelt Medien AG](/company/kinowelt-medien-ag) und die [Kinowelt Lizenzverwertung GmbH](/company/kinowelt-lizenzverwertung) wurde vor Weihnachten ein Insolvenzantrag gestellt. Inwiefern tangieren die damit eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen die Kinowelt Home Entertainment, und könnte KHE im Zweifelsfall ohne Mutter-AG weitergeführt werden?


Jerry Payne: Die Kinowelt Medien AG und die Kinowelt Lizenzverwertungs GmbH stehen unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Der Geschäftsbetrieb beider Gesellschaften läuft derzeit uneingeschränkt weiter. Der Vorstand der Kinowelt
Medien AG, die Geschäftsführung der Kinowelt Lizenzverwertungs GmbH und der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Wolfgang Ott erarbeiten jetzt ein Fortführungskonzept für die beiden Gesellschaften, das baldmöglichst den Lizenzgebern und Banken vorgelegt werden soll.

Alle anderen operativen Gesellschaften der Kinowelt-Medien-Gruppe, und damit auch die Kinowelt Home Entertainment GmbH, sind von dem vorläufigen Insolvenzverfahren der Kinowelt Medien AG und der Kinowelt Lizenzverwertungs GmbH nicht betroffen. Die Kinowelt Home Entertainment GmbH könnte auch ohne die Kinowelt Medien AG als Muttergesellschaft weitergeführt werden. Von diesem Fall gehen wir alle momentan jedoch nicht aus.


VW: Für KHE war 2001 ein höchst erfolgreiches Jahr mit starkem Programm. Aufgrund der Finanzprobleme bei der AG stehen allerdings Programmlieferanten wie New Line nicht mehr zur Verfügung; aus dem StudioCanal-Paket sind die Tophits durchvermarktet. Mit welchen Programmschwerpunkten geht KHE ins Jahr 2002? Was können Verleih- und Kaufmarkt erwarten?


Payne: 2001 war für Kinowelt Home Entertainment in der Tat hervorragend. Insgesamt erzielten wir Umsätze in Höhe von 128 Mio. Mark (65,5 Mio. Euro), für Spielfilme in den deutschsprachigen Ländern ca. 105 Mio. Mark (53,7 Mio. Euro), der Rest waren Auslandserlöse - wieder erheblich mehr als im Vorjahr. Besonders erfreulich für uns ist die Tatsache gewesen, dass unser dritter Platz im Verleihbereich zwar aufgrund eines guten Programms möglich war, eines Programms aber, das qualitativ und quantitativ nicht mit dem unserer Hauptkonkurrenten zu vergleichen ist.

Das zeigt u. a. auch eine Gegenüberstellung der bei unseren Titeln gemeldeten Kinozuschauerzahlen mit denen von Columbia und Universal. Was das neue Produkt anbelangt, ist es so, dass wir einige Highlights anbieten werden, z. B. "[Blow](/movie/blow)", "[Das Sams](/movie/das-sams-der-film)" usw. Unser Neuheitenprogramm weist zugegebenermaßen derzeit noch einige Lücken auf. Kinowelt spricht aber mit allen Lizenzgebern über die Rechte, die wir in normalen Zeiten ohne weiteres im Laufe 2002 herausgebracht hätten. Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen.

Außerdem kümmert sich Kinowelt Home Entertainment selbst um eine Aufstockung noch für dieses Jahr (s. Frage 3). Was das Repertoire betrifft, so wird unser Programm insgesamt genauso voluminös sein wie 2001. Es ist wahr, dass eine Anzahl der großen Titel aus dem StudioCanal-Paket schon vermarket wurden, aber 2002 kommen noch weitere sehr starke Projekte, z. B. die Special Editions zu "[Basic Instinct](/movie/basic-instinct-best-of-cinema)", "[Der mit dem Wolf tanzt](/movie/der-mit-dem-wolf-tanzt)" und "[Vier Hochzeiten und ein Todesfall](/movie/vier-hochzeiten-und-ein-todesfall)". In der Summe bedeutet dies, dass wir beim jetzigen Stand, der sich mit Sicherheit noch positiver entwickeln wird, auch 2002 zu den wichtigsten DVD-Anbieter Deutschlands gehören werden.


VW: Erlaubt es denn die Finanzausstattung von KHE, entsprechende Programmpakete hinzuzukaufen?


Payne: Ja, absolut. Kinowelt Home Entertainment ist finanziell in der Lage, sowohl einzelne Filmrechte als auch Pakete zu kaufen.


VW: Im Laufe des vergangenen Jahrs kamen immer wieder Gerüchte auf, die KHE-Tochter digital images oder auch MCP würden verkauft. Sind diese Optionen noch ein Thema im Hause Kinowelt?


Payne: Kinowelt hat in den letzten Monaten immer wieder betont, dass sie sich auf die drei Kernbereiche Lizenzhandel mit Produktion, Filmverleih und Home Entertainment konzentrieren wird. [digital images](/company/digital-images) als Digitalisierungsstudio zählt ebenso wie [MCP](/company/mcp-sound-und-media), das ja seinen Schwerpunkt weiterhin in der Musikvermarktung hat, nicht direkt zum Kerngeschäft der Kinowelt. Daher ist es durchaus möglich, dass Kinowelt sich über kurz oder lang von diesen Engagements trennt. Im Fall von digital images, an der neben Kinowelt Home Entertainment als Mehrheitsgesellschafter auch noch andere Unternehmen beteiligt sind, ist auch die Ausweitung des Gesellschafterkreises denkbar. Absolute Eile ist dabei allerdings nicht gegeben. Kinowelt wird nur dann verkaufen, wenn der Preis stimmt.


VW: Im Dezember wurde bekannt gegeben, dass "Kiki" künftig von MCP vermarktet wird. Welche Hintergründe gibt es für diese Entscheidung? Wird MCP daneben KHE-Titel weiterhin zweitvermarkten?


Payne: Mit MCP arbeiten wir in vielen Bereichen zusammen. Ab Januar 2002 vertreibt MCP z. B. unser gesamtes Programm in Österreich, in der Drittvermarktung hat MCP sogar den deutschen Markt übernommen. Es hat sich seit Gründung unseres Kinderlabels gezeigt, dass der Vertrieb über MCP mehr Sinn macht, teilweise, weil MCP in der Lage ist, die "Kiki"-Produkte mit ihren herkömmlichen MC- und CD-Produkten zu bündeln.


VW: Abschließend Ihre Prognose: Wie schätzen Sie das Marktpotenzial der KHE für 2002 ein?


Payne: Die letzten Monate waren schwierig. Dennoch: Wir schaffen es. Die Stimmung in der Firma ist weiterhin sehr positiv und robust. Und wir freuen uns auf die Zukunft!


VW: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Zur Sache: Jerry Payne, GF Kinowelt Home Entertainment