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MUSIKWoche: Gibt es Hoffnung für Boxman?

Achim Fehlau: Nein, die Gesellschafterversammlung von Boxman AB hat am 23. Oktober in Stockholm beschlossen, dass alle Stecker gezogen werden. Boxman Schweden wird nach einer Bestandsaufnahme in Liquidation gehen. Das heißt, dass auch Boxman Deutschland einen Insolvenzantrag stellen muss.

MW:Gibt es Sozialpläne für die Belegschaft?

Fehlau: Bisher wurden alle Gehälter ordnungsgemäß bezahlt, jetzt folgen die Kündigungen wegen der Insolvenz.

MW: Wieviele Mitarbeiter sind von der Schließung in Deutschland betroffen?

Fehlau: Wir haben zuletzt mit zehn festen Mitarbeitern und fünf "festen Freien" gearbeitet, die vor allem in den Bereichen Webmastering, Marketing und Product-Management tätig waren.

MW: Hat Sie das abrupte Ende überrascht?

Fehlau: Total. Das hat aber nichts mit den Marktzahlen zu tun. Im Monat August verzeichnete unsere Website allein in Deutschland fünf Millionen Page Impressions, europaweit hatten wir zuletzt über 800.000 Kunden. Die "Sunday Times" wählte uns sogar in einer Art "Liga der E-Commerce-Unternehmen" auf den zweiten Platz...

MW:Woran lag es also?

Fehlau: Ende September lief die dritte Finanzierungsrunde für das Unternehmen. Statt der benötigten zwanzig Millionen Pfund kamen nur rund fünf Millionen Pfund zusammen. Am 9. Oktober fuhren wir die Websites runter. Ich denke, dass der sogenannte Boo-Day, also der Konkurs des Online-Bekleidungshändlers Boo.com, entscheidend war. Danach veränderte sich das Klima für Investitionen. Derzeit halten viele Analysten die Konzepte von B2C-Sites generell für wenig vielversprechend. Die kritischen Stimmen mehrten sich rapide.

MW:Wie lange hätte Boxman noch bis zu einem Gewinn in der Bilanz gebraucht?

Fehlau: Drei Fünftel des Weges hatten wir bereits zurückgelegt, und eigentlich war es klar, dass Boxman im Jahr 2000 noch nicht profitabel arbeiten konnte. Der Break-Even war für das Jahr 2001 geplant.

MW: Die Kernfrage ist: Kann sich der Online-Handel mit Musik generell auszahlen?

Fehlau: Ich denke ja. Obwohl wir mit kleinen Margen arbeiten mussten und hohe Kosten hatten.

MW: Wie bewerten Sie das Ende von Internet-Firmen wie mov.a.bit, dock11 oder gaudia.com? Entsteht dadurch ein Abwärtssog?

Fehlau: Ich finde es schade, dass so viele gute Ideen dadurch vom Markt verschwinden. Allerdings kann aus so einer Situation auch etwas Neues entstehen.

MW:Würden Sie nochmal für eine Internet-Firma arbeiten?

Fehlau: Das Ende von Boxman ist sehr bitter, ich hatte bis zuletzt Hoffnungen. Trotzdem würde ich wieder bei einer Internet-Firma arbeiten, allerdings nach einer sehr genauen Prüfung des Business-Modells. Für ein Start-Up zu arbeiten, kann auch ein ungeheueres Potenzial bedeuten.

Achim Fehlau zur Situation bei Boxman