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VideoWoche: Welche Rolle soll das von Ihnen erworbene "Marketing"-Label spielen?

Oliver Krekel: "Marketing" ist ein renommierter und gut eingeführter Name. Ich glaube, dass Videothekare, aber auch Endverbraucher die Reaktivitierung des Labelnamens zu schätzen wissen werden. "Marketing" soll sich als Label für Videotheken und für den Massenmarkt etablieren. Mit der Auswertung hochklassiger B-Movies, aber auch durch die von Lisa Film erworbenen Gottschalk/Krüger-Filme sollte das gelingen.

VW: Sie galten immer als - wenn auch umstrittener - Spezialist für Horrorfilme. Proben Sie jetzt einen Imagewechsel?

OK: Der Name "Astro" ist nie in einem für mich befriedigenden Maße angenommen worden, was natürlich mit dem mehrheitlich aus Horrorfilmen bestehenden Programm zu tun hatte. Der schlechte Ruf bestand zu Unrecht, aber ich kann ihn nicht ignorieren. Aus diesem Grund wird "Marketing" mit "unbelastetem" Programm an den Start angehen. Es werden nur noch Filme mit Alterskennzeichnungen erscheinen. Mit "Marketing" will ich aus einem gewissen Schattendasein herauskommen.

VW: Also keine Horrorfilme mehr von Astro?

OK: In einer "Final Edition" werden zum Jahresende noch einmal 30 Horrorfilme veröffentlicht. Für die Zukunft schließe ich natürlich nicht aus, dass der eine oder andere Horrorfilm erscheinen wird. Aber das Label "Astro Records & Filmworks"-Label wird zum 31. Dezember dieses Jahres aufhören zu existieren. Der Firmenname "Astro Distribution" bleibt natürlich erhalten.

VW: Börsennotierte Independents stehen derzeit mächtig unter Druck. Wie sind Sie mit dem Geschäftsverlauf zufrieden?

OK: 2001 wird aller Voraussicht nach das beste Jahr unserer Firmengeschichte. Ich rechne mit einem Umsatz in Höhe von fünf Millionen Mark. Wenn man bedenkt, mit welcher Art von Programm wir das erwirtschaften, und weiterhin berücksichtigt, dass ich nur mit eigenem Kapital arbeite, bin ich mehr als zufrieden. Ich achte allerdings auch darauf, nur Produktionen zu akquirieren, die ich wirtschaftlich auch verkraften kann: Die nächste Steven-Seagal-Produktion mit allen Auswertungsrechten hätte mich zweieinhalb Millionen Dollar gekostet. Ich habe dankend verzichtet. Zum Geschäftsverlauf will ich noch anmerken, dass wir bis Jahresende voraussichtlich 500.000 DVDs abgesetzt haben werden.

VW: Als Vorkämpfer der DVD haben Sie sich in der Vergangenheit aber nicht ausgewiesen...

OK: Dazu muss man wissen, dass ich aus der Laserdisc-Ecke komme und immer ein großer Fan dieses Formats war. Dass die DVD in einem solchen Ausmaß von der Hard- und Softwareindustrie gepusht würde, hatte ich nicht erwartet. Ich gebe aber Folgendes zu bedenken: Die Produktions- und Ausstattungskosten einer DVD sind bekanntlich wesentlich höher als bei VHS, entsprechend ist der Preis einer DVD höher als der einer VHS. Somit lassen sich mit DVDs auch höhere Umsätze erzielen, nicht aber adäquate Erträge. In diesem Sinn gibt es sehr wohl Kannibalisierungseffekte.

Im Gespräch: Oliver Krekel, GF Astro