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VideoWoche: Welches Fazit ziehen Sie nach einem Jahr TVE?

Marcus Popescu: Sicherlich ist nicht alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Für Anbieter ist die Situation auf dem Videomarkt in den letzten Jahren eng geworden. Einerseits gibt es ein Überangebot an Filmen, speziell bei den kleinen Independents, auf der anderen Seite sind viele Videothekare aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage gar nicht in der Lage, dieses Angebot wahrzunehmen. Der Rückgang der Ausleihvorgänge, bedingt durch Pay TV, das Hinzukommen neuer Medien und Technologien sowie auch soziale Unsicherheiten sind mitverantwortlich dafür, daß es selbst bei Blockbuster-Titeln immer wieder Preisdiskussionen gibt. Das Beiprogramm, das wir und andere Firmen anbieten, kann preislich aufgrund der kleineren Auflage natürlich nicht mithalten. Mittlerweile hat sich der Name "Troma" allerdings doch ein wenig etabliert. Die Reputation, nur eine weitere Eintagsfliege zu sein, haben wir abgelegt. Jetzt geht es darum, das Beiprogramm als wichtige Entscheidung für die Bandbreite einer Videothek wieder in die Köpfe der Leute zu bekommen.

VW: Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie in der Anfangsphase zu kämpfen?

MP: Wie gerade erwähnt, wird jeder neue Videoanbieter erst einmal mit einem gewissen Mißtrauen beäugt, schließlich hat man als Videothekar bereits viele Firmen kommen und gehen sehen. Mit der Zahl der Veröffentlichungen stieg auch die Anerkennung unserer geschäftlichen Seriosität. Prinzipiell kamen wir allerdings zu einem Zeitpunkt auf den Markt, als die Diskussion um Jugendschutz und Image in vollem Gange war, was sich natürlich auch in der Haltung des Videofachhandels uns gegenüber niederschlug. Da war noch sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten, die durch die ständigen Eskapaden bestimmter Anbieter, die automatisch mit uns gleichgesetzt wurden, bestimmt nicht gerade leicht fiel. Abgrenzung und gleichzeitig ein eigenständiges Image war wohl das Motto jener Anfangstage.

VW: Welchen Umsatzanteil hat bei Ihnen die Vertriebsschiene Videothek?

MP: Der Umsatzanteil der Videotheken liegt noch vergleichsweise niedrig, was ganz und gar nicht unseren Erwartungen entspricht. Im Special-Interest-Mailorderbereich stehen wir ganz gut da, denn bei den Fans ist das Label bereits etabliert. Videotheken gehen die Sache aus den obengenannten Gründen etwas vorsichtiger an.

VW: Welche Rolle spielen die Einkaufsgruppen für Sie?

MP: Noch keine allzu große. Hier kommt der Druck eher von der Basis, das heißt, die Videothekare selbst fragen nach, wenn sie einen bestimmten Titel haben wollen. Wir hoffen aber, die Zusammenarbeit mit den großen Gruppen in den nächsten Monaten zu intensivieren. Wichtig ist, daß die Einkäufer auch merken, daß sich mit Troma-Titeln eben doch Umsätze erzielen lassen.

VW: Wird TVE mit Horrorfilmen gleichgesetzt?

MP: Ja. Unser Dilemma ist, daß einem Label mit Schwerpunkt Horror einerseits immer vorgeworfen wird, nur auf dieser Basis Filme zu veröffentlichen. Andererseits erwartet man von uns gar nichts anderes. Komödien oder sogar Actionfilme laufen ungleich schlechter. Wir haben auch Familienfilme, Thriller, Komödien, Dramen oder Abenteuerfilme im Programm, aber das Interesse hält sich in Grenzen. "[Raven Warrior](/movie/the-chosen-one-legend-of-the-raven)" beispielsweise, ein Erotikthriller mit Carmen Electra, hat trotz der interessanten Besetzung kaum Anklang gefunden.

VW: Hat es TVE geschadet, daß der Runde Tisch Anfang '99 beschloß, auf von der Juristenkommission geprüfte Filme zu verzichten?

MP: Geschadet hat uns nicht der Beschluß an sich, sondern die daraus resultierende Unsicherheit der Videothekare in bezug auf die Prüfinstanzen. Die JK-Prüfung wurde meistens sofort mit rechtlich gefährdeten Filmen gleichgesetzt. Filme ohne Prüfung wurden gleich noch mit in diesen Topf geworfen, und schon entstand eine Theorie, die Mythos, Gerüchte, Halbwahrheiten und einen Schuß Hysterie zu einem halbgaren Informationsbrei vermischte, durch den keiner mehr so richtig durchblickte. Das hatte der Runde Tisch so sicherlich nicht beabsichtigt, aber der Entschluß hatte sich nun mal verselbständigt. Wir haben permanent versucht, Aufklärung zu betreiben, und jetzt zeichnen sich erste Erfolge ab.

VW: Mit welchen TVE-Titeln ist im nächsten Jahr zu rechnen?

MP: Neben diversen Erstveröffentlichungen wird es im Thriller- und Actionbereich eine Videopremiere geben, wie sie vielversprechender nicht sein könnte. "[Cannibal! The Musical](/movie/cannibal-the-musical)" ist in den Staaten bereits jetzt ein Kultfilm, der im Februar day and date mit der DVD erscheinen wird. Weitere DVDs, "[The Toxic Avenger](/movie/atomic-hero)", "[Tromeo & Julia](/movie/tromeo-und-juliet)" und "[Troma's War](/movie/war)", folgen im Januar.

Interview mit Marcus Popescu (Troma)