Blickpunkt:Film

Video

Albert Fischer, Videothekar und Automatenbetreiber
Es ist ja recht interessant, wie die gesamte Videothekenbranche versucht, sich gegen Beate Uhse TV & Co. zu wehren. Es ist bestimmt eine große Konkurrenz, aber es werden noch mehr kommen! Aber mit Schimpfen wird sich die Videothekenbranche nicht halten können. Sollte nicht eher alles dafür getan werden, dass es dem Kunden so schwer wie möglich fällt, überhaupt zu Pay-TV zu wechseln? Das wird erreicht durch gut ausgebildetes Personal, ausgewogenes Marketing und - auch wenn es viele noch nicht begreifen wollen - einen 24-Stunden-Zugang zu DVDs, VHS-Kassetten oder weiteren Produkten. Da wir in einem Hochlohnland leben und auch die Mietkosten nicht von der Hand zu weisen sind, wird die Zukunft im Automatenbetrieb liegen, zumindest als Ergänzung zur klassischen Videothek. Vielleicht hat ein Herr [Ordegel](/person/rainer-ordegel) es noch nicht begriffen, aber neue Technologien, die das Leben vereinfachen, konnten noch nie aufgehalten werden. Der Kunde bleibt nur weiterhin Kunde in seiner Videothek, solange er das bekommt, was er möchte. Und wenn der Kunde nachts einen Film ausleihen möchte und dies nur über Premiere World machen kann, wieso sollte er dann tagsüber noch in die Videothek gehen? Machen wir es den Medienkonzernen doch so schwer wie möglich und bieten unseren Kunden genau das, was sie wollen, bevor diese zu den "Großen" gehen. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, wird Pay-TV oder Video on Demand noch ein ganzes Stück länger benötigen, um vom Kunden akzeptiert zu werden.


Angel Carrasco, Geschäftsführer [Cinebank](/company/videoverleihsysteme-cinebank):
Ich möchte mich nur kurz zu Ordegels letztem Satz äußern: "Ich kann meine Aussagen belegen und beweisen." Wie kann Herr Ordegel etwas belegen und beweisen, das noch nicht stattgefunden hat, sondern etwas, das, wenn überhaupt, sich erst in der Zukunft zeigen wird. Nämlich ob die Automatenvideotheken tatsächlich dazu beitragen, dass Beate Uhse Pornos mit Fingerprint oder Pincode zeigen darf. Herr Ordegel hat schon des Öfteren Sachverhalte versucht zu beweisen, die nicht stattgefunden haben. Beispielsweise hat er Kinder in Automatenvideotheken beim Entleihen von Videofilmen gesehen, allerdings war er nicht im Ladenlokal anwesend, und er hat selbst bestätigt, dass dieser Laden von außen nicht einsehbar war. Des Weiteren hat er versucht zu beweisen, dass es sich hierbei um Kinder im Alter zwischen 13 und 16 Jahren gehandelt hat, auch dies konnte Herr Ordegel als Zeuge vor Gericht nicht beweisen, geschweige denn versichern, dass es sich bei den von ihm gesehenen Personen nicht doch um Erwachsene gehandelt hat. Auch hat Herr Ordegel vor Gericht bestätigt, dass es eine Gesetzesänderung geben wird, nach der Verleihautomaten legalisiert würden. Wieso wartet der [IVD](/company/ivd-interessenverband-des-video-und-medienfachhandels) nicht bis dahin ab und setzt sich dann für diese ein. Warum akzeptiert der IVD reine Automatenvideotheken als neue Mitglieder und zeigt diese anschließend an? Abschließend möchte ich sagen: Danke, IVD, danke, Herr Ordegel, wir fordern eindeutige Belege und eindeutige Beweise und nicht Manipulation und Falschaussagen.

Axel Warth und Ralf Feketitsch, Automatenbetreiber in Karlsruhe
Wir sind Betreiber von zwei Automatenvideotheken (Cinebank) in Karlsruhe. Als Betroffene der Angriffe von Rainer Ordegel - wir hatten auch schon unsere Gerichtsverhandlung dank Herrn Ordegel - möchten wir uns entsprechend äußern: Zur Info: Die Gerichtsverhandlung verlief für Herrn Ordegel erfolglos, wie alle anderen Verhandlungen bisher auch. Ohne große Überraschung stellen wir jetzt fest, dass Herr Ordegel seine Meinung mal wieder nach dem Wind gerichtet hat. Hat er anfangs die Welt davor gewarnt, dass Minderjährige in den Automatenvideotheken nichtjugendfreie Filme ausleihen könnten, versucht er seit neuestem die Angst vor Premiere beziehungsweise der KirchGruppe zu schüren. Jetzt warnt er alle Videotheken-betreiber davor, dass die Zulassung von Verleihautomaten gleichzeitig die Zulassung der Premiere-Decoder mit Fingerprint und Pincode für einen Pornokanal zur Folge hätte. Warum die Wende in der Argumentation?
Herr Ordegel hat bei den vielen Gerichtsterminen gegen Automatenbetreiber sehr schnell einsehen müssen, dass vom bloßen Betrieb einer Automatenvideothek keineswegs eine Gefahr für die Jugend ausgeht. Schließlich wurden auch alle angezeigten Betreiber letztendlich freigesprochen. Die geschickt verbreitete Polemik von Herrn Ordegel verunsichert immer mehr Videothekare, welche vor lauter Angst eine Investition in den Kundenservice meiden. Sehr zur Freude der Automatenbetreiber: Jeder, der logisch denken kann, weiß, dass die Automatenvideotheken keine neue Zielgruppe erschlossen haben, sondern durchaus eine ernsthafte Konkurrenz für die bestehenden Videotheken darstellen. Jede Videothek, die einen Verleihautomaten in ihrem Einzugsgebiet hat, wird sich eingestehen müssen, dass die Umsatzzahlen spürbar zurückgegangen sind. Herr Ordegel nimmt als stellvertretender Vorsitzender des IVD berechtigterweise die Interessen seiner Mitglieder wahr und klagt gegen Automatenbetreiber. Hat Herr Ordegel vergessen, wie die freie Marktwirtschaft funktioniert? Nur derjenige hat mit seinem Betrieb in der Zukunft eine Überlebenschance, der sich rechtzeitig in Service und Angebot den geänderten Ansprüchen seiner Kundschaft anpasst. Und das ist nun mal heute der 24-Stunden-Verleih, nicht die Sonntagsöffnung.
Jeder weiß, dass die Videotheken ohnehin in einem stark umkämpften Markt agieren. Da gibt es Pay-TV, Pay per View, Videoverkauf in Tankstellen und Supermärkten, in Zukunft auch Video on Demand und vieles mehr. Kurz: Wer seine Videothek heute noch betreibt wie vor 15 Jahren und nicht wie jeder Unternehmer investiert, wird früher oder später vom Markt verschwinden. Da gelten für Videotheken die gleichen Gesetze wie für jede andere Branche. Und wenn Herr Kirch dank Fingerprint und Pincode am Decoder seinen Pornokanal durchsetzt, dann nicht wegen, sondern trotz der Verleihautomaten. Schließlich stellen wir, die Automatenbetreiber, ein echtes Hindernis für Premiere dar, weil unsere Kunden zu jeder Tages- und Nachtzeit den entsprechenden Wunschfilm leihen können und nicht von der Programmauswahl von Herrn Kirch abhängig sind. Und das betrifft nicht nur jugendfreie Filme, sondern eben auch Pornofilme. Herr Kirch muss die Kundschaft von 24-Stunden-Videotheken erst einmal davon überzeugen, sein überteuertes Premiere-Programm zu kaufen. Wie es auch ausgeht: Sollte Herr Kirch tatsächlich sein Pornoprogramm durchsetzen können und auch noch die Videotheken aussterben lassen, wie es Herr Ordegel so schön prognostiziert, dann haben wir vielleicht alle die Zukunft falsch eingeschätzt. Mittelfristig jedoch stellt sich nicht die Frage von Jugendschutz und Premiere, sondern von Service und Kundennähe. Wer das nicht erkennt, wird Schwierigkeiten bekommen, seine Kunden von den Verleihautomaten zurückzuholen; er verschläft nämlich die Zeichen der Zeit.
Ein Wort an Herrn Ordegel: Die Automatenbetreiber haben erkannt, dass Sie als stellvertretender Vorsitzender des IVD sehr wohl Ärger machen können, und werden künftig vermehrt in den IVD eintreten, um auf das Geschehen Einfluss zu nehmen. Und diejenigen Mitglieder, die dank Ihrer Angstmache am Markt den Anschluss verpassen, werden es Ihnen in ein oder zwei Jahren "danken". Ein Wort an den IVD: Sollte es nicht Aufgabe eines Interessenverbands sein, den Mitgliedern auf dem Weg in die Zukunft zur Seite zu stehen? Sollte ein solcher Verband nicht die Zukunft rechtzeitig analysieren und seinen Mitgliedern entsprechende Hilfen geben? Was heute im Namen des IVD geschieht, ist nicht zu fassen: Anstatt die Automaten zu unterstützen und für die Mitglieder Rabatte und Finanzierungen etc. auszuhandeln, kämpft der Verband noch immer um die Sonntagsöffnung, die bereits heute überholt ist, und attackiert Innovationen, die den bestehenden Videotheken in den nächsten Jahren das Überleben sichern können. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, mit sich und Herrn Ordegel ins Gericht zu gehen (nicht ins Amtsgericht).
An die Videothekare: In Frankreich, Spanien, Österreich, England und vielen anderen europäischen Ländern werden die Automaten seit Jahren betrieben. Kaum eine Videothek kann sich in diesen Ländern das Fehlen des 24-Stunden-Services erlauben. Glauben Sie wirklich, der Einzug der Videoautomaten lässt sich im Zuge der europäischen Harmonisierung verhindern? Wird Deutschland tatsächlich alle anderen Länder dazu bewegen können, von der bestehenden Handlungsweise abzuweichen, nur um sich dem "neuen" Deutschland anzupassen? Und: Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie Sie eine Sonntagsöffnung finanzieren wollen? Oder wollen Sie sich als Betreiber auch noch sonntags in den Laden stellen? Vielleicht wird Herr Ordegel den Betreibern noch einige Steine in den Weg legen, die Zukunft kann er aber, Gott sei Dank, nicht aufhalten.

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