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Blickpunkt:Film: Was ist die Stärke von Mannheim?

Michael Kötz: Newcomer-Filme zu zeigen und dabei keine Kompromisse einzugehen. Wir zeigen Welt- oder internationale Premieren, Filme, die nicht schon woanders zu sehen waren. Wir vertrauen dabei darauf, dass die Qualität der Filme, die wir da entdecken, auch die ganze Qualität des Festivals ausmachen. Denn es gibt ja keine großen Namen als Magnet. Darin unterscheiden wir uns von den anderen.

BF: Also ein europäisches [Sundance](/company/sundance-film-festival-park-city)?

MK: Ja, könnte man so sagen. Natürlich behaupten alle, sie seien ein Independent-Festival, und zeigen unter anderem auch Newcomer. Aber niemals ausschließlich. In dem Punkt ist es ein Vorteil, dass es in Deutschland so viele Festivals gibt. Wir können uns diese Spezialisierung leisten. Es muss sich für die Profis lohnen, zu uns zu kommen. Es gibt über 600 Festivals, davon mindestens 80 relevante - das ist eigentlich Irrsinn. Kein Mensch würde zu uns kommen, wenn es unnötig wäre, hierher zu fahren. Es fährt ja schon keiner mehr volle zehn Tage nach [Cannes](/company/festival-de-cannes). Deswegen gehört es zu unserem Service, bei uns jeden Film zu jeder Zeit sehen zu können, möglichst im Kino, aber notfalls auf Kassette an besonderen Sichtplätzen. So gewinnen wir Filmeinkäufer aus über 30 Ländern, und steigern das jedes Jahr. Und mit 60.000 Eintritten haben wir die Zuschauerzahlen in zehn Jahren mehr als vervierfacht.

BF: Was unterscheidet Mannheim-Heidelberg von anderen deutschen Festivals?

MK: Man muss das lieben, was man macht. Das zahlt sich aus. Manche anderen Festivals in Deutschland nutzen die Stärke, die sie hätten, gar nicht aus. Sie wagen nichts, geben jede Menge Steuergelder aus, um heimlich Verleihsubvention zu betreiben. Und der Verleiher benutzt das Filmfest, um sich die PR-Kosten zu sparen. Ich weiß nicht, warum das sein muss.

BF: Das [Filmfest München](/company/filmfest-muenchen) hat einen Etat von rund drei
Mio. Euro.

MK: Ich möchte wissen, wie die das ausgeben. Ich habe 1,2 Mio. Euro. Vielleicht hat man es in Mannheim-Heidelberg aber auch leichter. Wir müssen keine Show machen. Die Städte Mannheim und Heidelberg geben das Geld ja aus - fast - reinem Idealismus.

Erstmals "Distribution Market" für Verleiher

BF: Der deutsche Film ist in Mannheim-Heidelberg nicht gerade überrepräsentiert. Haben Sie etwas gegen deutsche Filme?

MK: Nein. Die deutschen Filmproduzenten haben, so scheint es zumindest, zum Teil eher etwas gegen Mannheim-Heidelberg. Dafür gäbe es auch einen historischen Grund: In den Achtzigern hat meine Vorgängerin nichts mit Geld zu tun haben wollen. Damit war sie zwar tapfer, das war aber falsch. Mannheim war damals auch nicht der Ort für die harmlosen Beziehungsfilmchen und Ähnliches jener Zeit. Dann liegt es auch nicht an einem schönen See mit Palmen, sondern ist eine Industriestadt. Ich würde auch nie über mein Filmfestival das Motto schreiben "Das Schönste am Film sind die Frauen", wie es mal in München hieß. Das käme uns schlicht zu blöd vor. Mannheim hatte also schlechte Karten im Yuppie-Zeitalter. Aber jetzt kommen bessere Zeiten: Zum Beispiel ein Anruf von einem jungen deutschen Regisseur, der seinen Film zu uns bringen will: "[Mathilda](/movie/mathilda)" von [René Reinhardt](/person/rene-reinhardt), mit [Corinna Harfouch](/person/corinna-harfouch) und [Roman Knizka](/person/roman-knizka) hochkarätig besetzt. Ein großes Talent, dieser Reinhardt, sehr begabt.

BF: In diesem Jahr gibt es erstmals einen "Distribution Market". Was hat es damit auf sich?

MK: Die "Mannheim Meetings" gibt es schon ein paar Jahre. Für Produzenten, die noch Koproduzenten suchen, veranstalten wir rund 400 One-to-One-Meetings. Das Modell haben wir jetzt auch auf den Bereich Verleih und Rechteverkauf übertragen. Wir machen es den Leuten also leichter, ersparen Reisen und Recherchen, geben zusätzliche Anregungen. Das ist weltweit etwas Neues und füllt eine echte Bedarfslücke. Diesmal werden alle eingeladen. Denn die ersten, die kommen, sind auch die Mutigsten. Und Mut soll man belohnen.

51. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg: Ohne Kompromisse Newcomer-Filme zeigen