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Blickpunkt:Film: Cole Porter, Ray Charles und nun Ihr Film über Bobby Darin - warum dieser Run auf US-Musiker?

Kevin Spacey: Als ich vor fünf Jahren versuchte, für meinen Film Geld aufzutreiben, wollte sich keiner darauf einlassen. Es hieß, biografische Geschichten seien out. Und nun, nachdem ich "Beyond the Sea" doch noch realisieren konnte, kommt er im Jahr der großen Biopics ins Kino. "[Ray](/movie/ray)" ist sehr erfolgreich gelaufen, und auch mit "[De-lovely](/movie/de-lovely-die-cole-porter-story)" über Cole Porter kann man zufrieden sein. Darum entstehen jetzt weitere Filme, unter anderem über Johnny Cash und Janis Joplin. Ich finde, das ist eine großartige Entwicklung!

BF: Warum hatte man Vorbehalte, als Sie verkündeten, produzieren, inszenieren und die Hauptrolle übernehmen zu wollen?

KS: Im Filmbusiness ist man nur so erfolgreich wie der letzte Film, den man gedreht hat. Ich kann zwar auf Erfolge wie "[American Beauty](/movie/american-beauty)" verweisen, aber in den letzten Jahren waren auch etliche Filme dabei, die bei Publikum und Kritik weniger gut ankamen. Ich bin nicht Tom Cruise, der so viel Macht hat, alles tun und lassen zu können, was er will. "Beyond the Sea" war ein sehr wichtiges Projekt für mich, und es war eine große Herausforderung, es unabhängig von den Studios zu finanzieren. Das Geld kam schließlich aus England und Deutschland, weshalb wir fast ausschließlich in Berlin und Potsdam drehten.

BF: Waren Sie darüber nicht sehr unglücklich, Ihren Film nicht an Originalschauplätzen drehen zu können?

KS: In den USA war nun mal kein Studio bereit, diesen Film zu machen, und ich war sehr froh, dass der englische Produzent Andy Paterson und der deutsche Produzent [American Beauty](/movie/american-beauty) eingestiegen sind. "Beyond the Sea" in Babelsberg zu drehen war das Beste, was mir passieren konnte. Die Studiohallen waren groß genug, um all die Sets zu bauen, die notwendig waren, und die Crew war erstklassig.

BF: Viele Szenen sind auch in den Berliner Nachtclubs und Aufnahmestudios entstanden.

KS: Natürlich hatte ich anfangs Bedenken, einen Film, der in der Bronx, in Beverly Hills und Las Vegas spielt, in Berlin entstehen zu lassen. Aber als ich durch die Straßen zog und mir die Häuser ansah, erinnerte mich das oft an Amerika. Besonders die Entstehung des New Yorker Stadtbildes war durch den deutschen Baustil sehr beeinflusst. Hätte ich "Beyond the Sea" in den Nightclubs von Los Angeles gedreht, hätten wir viel verändern müssen, um den Stil der fünfziger Jahre hinzukriegen. In Berlin sind wir einfach hineingegangen, haben das Licht gesetzt und angefangen zu drehen.
BF: Würden Sie wieder einen Film in Berlin und Babelsberg drehen?

KS: Absolut! Ich habe keinen Zweifel daran, dass Babelsberg in vier, fünf Jahren den Stellenwert von Prag haben könnte. Die Talente sind da, die Infrastruktur auch, nur die Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten scheinen noch etwas kompliziert zu sein. Außerdem müsste die Regierung nochmals ihre Steuerpolitik überdenken, wenn ausländische Produktionen angelockt werden sollen, in Babelsberg zu drehen.

BF: Im Film singen Sie alle Songs selbst, wovon die Familie von Bobby Darin anfangs gar nicht begeistert war. Wie konnte sie umgestimmt werden?

KS: Für mich wäre nie in Frage gekommen, Bobbys Originalsongs nur lippensynchron zu singen. Ich wollte sie von Anfang an selbst einspielen, konnte aber verstehen, dass sich seine Nachkommen dagegen wehrten. Schließlich tragen sie die Verantwortung, dass sein Werk nicht geschändet wird. Es kostete mich viel Überzeugungskraft und viele Erklärungen, wie sehr ich Bobby verehre und dass ihn nie auf irgendeine Weise in den Schmutz ziehen würde. Als ich 2002 die Verfilmungsrechte bekam, nahm ich sofort Kontakt mit der Familie auf. Irgendwann haben sie mir vertraut, und heute sind sie mit dem fertigen Film sehr glücklich.

BF: Manche Stationen seines Lebens haben Sie ausgelassen, besonders was sein Liebesleben betraf...

KS: Das stimmt. Ich habe mich nur auf seine Verbindung mit Sandra Dee konzentriert, und soweit ich weiß, ist er ihr während ihrer Ehe immer treu gewesen. Ich habe auch die Scheidung und seine zweite kurze Ehe am Ende seines Lebens ausgelassen. Warum? Ich wollte seine Biografie nicht konventionell nacherzählen, sondern einen romantischen Film über ein Liebespaar in der damaligen Epoche mit der damaligen Musik drehen. Entweder die Zuschauer lassen sich darauf ein oder nicht.

Kevin Spacey mit "Beyond the Sea" in Berlin