Der Multiplexmarkt in Frankreich
Die Zahl der französischen Multiplexe in Frankreich, die Ende 1999 bei 54 lag, dürften sich innerhalb der nächsten zwei Jahre fast verdreifachen. Doch staatlichen Reglementierungen könnten dieses Wachstum bremsen. Einige Großkinoketten wie Pathé und UGC blicken deshalb verstärkt auf die Auslandsmärkte.
Unter den 100 meistbesuchten Filmtheatern Frankreichs, die 1999 mit 68,6 Mio. Besuchern einen Marktanteil von 44 Prozent verbuchten, lockten allein die 54 Multiplexe 62 Mio. Besucher an. 1999 wurden zwanzig Multiplexe (1998: elf) mit insgesamt 237 Leinwänden eröffnet, was einem 60-prozentigen Zuwachs der Multiplex-Säle entspricht. Die 687 Multiplex-Leinwände machten Ende 1999 rund 15 Prozent der Kinosäle aus. Mit den Anfang 2000 angekündigten Projekten der fünf größten Kinoketten Gaumont, UGC, Pathé, Kinépolis und CGR sowie der seit kurzem börsennotierten Bac-Majestic-Gruppe (BF 28/00) dürften diese Zahlen gewaltig steigen. Derzeit befinden sich über 80 Groß- kinos - größtenteils in Städten mit weniger als 300.000 Einwohnern - im Bau oder in Planung. Ob jedoch alle eingeweiht werden, ist fraglich, da alle Kinounternehmen mit großen Schwierigkeiten konfrontiert werden. Während sie in den großen Städten hohe Baugrundpreise einkalkulieren müssen, haben sie in den kleineren Städten mit den bizarren Richtlinien der Commissions Départementales d'Équipement Cinématographique (CDEC) zu kämpfen (siehe Kasten). In manchen Städten bewilligten die CDEC gleich mehrere Multiplexe, andernorts lehnten sie alle Anträge ab. In Nîmes wurden sogar kurz vor der Eröffnung die Bauarbeiten eines Kinépolis-Kinos gestoppt, weil die lokalen CDEC Überschwemmungsgefahren nicht berücksichtigt hatte (BF 29/00). Jean Labé, Präsident des französischen Filmtheaterverbands, rechnet daher damit, dass die Zahl der Multiplexe nicht in allen Regionen weiter wachsen wird. Der Vorsitzende des Kunstkinoverbands AFCAE, Patrick Brouiller, beklagt wiederum, dass schlecht durchdachte Behördenbeschlüsse zu Überkapazitäten in vielen Regionen geführt haben. Als Konsequenz versuchen die größten französischen Kinoketten, ins Ausland zu expandieren. So wurde Pathé durch die Übernahme der MGM-Kinokette zum größten Betreiber in den Niederlanden, der 1999 mit zwölf Kinos und 80 Leinwänden einen Markt-anteil von 30 Prozent erreichte. Noch aggressiver agiert die UGC-Gruppe, die im Ausland 39 Multiplexe mit 348 Leinwänden betreibt. UGC-Chef Guy Verrecchia, der 34 britische Virgin-Kinos für rund 640 Mio. Mark erwarb, plant in Belgien die Eröffnung eines 13-Säle-Kinos mit 2800 Plätzen bei Brüssel sowie eines Innenstadtkinos in Lüttich mit 18 Leinwänden und 4500 Sitzen. Zudem treiben Pathé und UGC die Eroberung des italienischen Marktes voran. Während UGC noch auf die Baugenehmigung für zwei Kinos in Segrate bei Mailand (16 Säle, 3500 Sitzplätze) und Rom wartet, hat Pathé eine Allianz mit VIS (und Fiat) abgeschlossen, um ein Multiplex in Turin zu errichten. Weiter haben UGC Portugal und