Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Was bedeuten die Fernsehpreis-Nominierungen für Sie persönlich und für die Firma Teamworx?

Nico Hofmann: Ich freue mich vor allem darüber, dass man an den beiden Projekten mit den meisten Nominierungen, [Christian Petzolds](/person/christian-petzold) "Toter Mann" und [Peter Keglevic'](/person/peter-keglevic) "Tanz mit dem Teufel" die Bandbreite unseres Portfolios sehen kann - der populäre [SAT.1](/company/sat1-satellitenfernsehen)-Event auf der einen, und der hohe künstlerische Anspruch auf der anderen Seite. Außerdem bin ich sehr erfreut über die Nominierung für [Anneke Kim Sarnau](/person/anneke-kim-sarnau) in "[Ende der Saison](/movie/ende-der-saison)" - ein Film von [Stefan Krohmer](/person/stefan-krohmer), den ich einer Linie mit "Toter Mann" sehe und der bereits mit vier goldenen Grimme-Preisen ausgezeichnet wurde.

BF: Wie erklären Sie sich den großen Erfolg der noch recht jungen Firma Teamworx?

NH: Ich denke, dass wir sehr schnell aus den Anfangsfehlern gelernt haben. Seinerzeit haben wir zu viel Mittelmaß produziert, unsere Erfolgsgeschichte beginnt für mich erst mit dem "[Tunnel](/tvshow/der-tunnel_b)". Seither haben wir
uns aus dem Mittelfeld qualitativ ferngehalten. D. h. wir haben zum einen auf Projekte mit hochkarätig künstlerischem Anspruch gesetzt, wie eben "Ende der Saison", "Toter Mann" oder auch "[Himmelreich auf Erden](/movie/himmelreich-auf-erden)" von
[Torsten C. Fischer](/person/torsten-c-fischer). Die andere Linie ist das große, populäre Programm, wie jetzt mit Veronica Ferres in dem SAT.1-Zweiteiler "[Für immer verloren](/tvshow/fuer-immer-verloren)" oder [Heiner Lauterbach](/person/heiner-lauterbach) in "[Eine Liebe in Afrika](/tvshow/eine-liebe-in-afrika)", ebenfalls ein Event-Zweiteiler für die ARD. Dieser Spagat zwischen innovativer Qualität und populärem Programm macht den Reiz der Firma aus. Er gelingt uns zur Zeit immer besser und immer häufiger.
BF: "Toter Mann" ist ein erfolgreiches, aber auch preiswertes Projekt. Ist dies richtungsweisend für die Branche, gerade in Zeiten der
wirtschaftlichen Flaute?

NH: "Toter Mann" hat weniger als 2,4 Mio. Mark gekostet. Daran kann man sehen, dass finanzieller Aufwand und künstlerischer Anspruch zum Teil gar nicht zusammenhängen. Der Oetker-Zweiteiler wiederum, der ja auch drei Mal für den Fernsehpreis nominiert ist, hat knapp über zehn Mio. Mark gekostet. Diese beiden Programme können Sie aber überhaupt nicht miteinander vergleichen. "Tanz mit dem Teufel" hat einen historischen Anspruch und war eindeutig mit Event-Charakter konzipiert, was sich auch an der Star-Besetzung bis in kleinste Nebenrollen ablesen lässt. Ein solches Programm kann man nicht für zwei Mio. pro Teil realisieren. Der Erfolg von "Oetker" beim Publikum und
auch bei vielen Preisverleihungen hat den Aufwand vollauf gerechtfertigt und SAT.1 nach dem Erfolg des Films "Der Tunnel" noch einmal einen erheblichen Prestigegewinn beschert.
"Flut" und "Flucht" mit Jan Mojto

BF: Können sich die Sender weiterhin Event-Programm leisten?

NH: Wir haben in diesem Bereich keinerlei Einbußen zu verzeichnen. Nach den bereits erwähnten "Eine Liebe in Afrika" und "Für immer verloren"
folgt noch "Ausnahmezustand - Der 17. Juni 1953", den wir für den [WDR](/company/westdeutscher-rundfunk-wdr) realisieren. [Jo Baier](/person/dr-jo-baier) haben wir für "Der 20. Juli 1944 - Das Attentat" verpflichtet. Hier wollen wir ein historisches Event cineastisch für den [SWR](/company/suedwestrundfunk-swr) realisieren, der Einteiler wird rund 4,5 Mio. Euro kosten. Außerdem verfilmt TeamEOS, unser Joint Venture mit [Jan Mojto](/person/jan-mojto), die Geschichte der
Hamburger Sturmflut als Zweiteiler unter dem Titel "[Die große Flut](/tvshow/die-sturmflut)". Jan
Mojto und [Gabriela Sperl](/person/dr-gabriela-sperl) rechercherien außerdem derzeit das Drehuch zu "Die
große Flucht", in dem die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten thematisiert wird. Gabriela Sperl wirkt beim "20. Juli" und bei "Die große Flucht" auch als Produzentin mit.

BF: Ist Ihnen die Idee zum "Flut"-Stoff aufgrund der aktuellen Ereignisse gekommen?

NH: Nein, überhaupt nicht. Wir können auch anhand der Titelschutzanzeige beweisen, dass wir mit den Recherchen zu diesem Projekt bereits zehn Wochen vor der "Jahrhundertflut" in Ostdeutschland begonnen
hatten.
BF: Warum wird der "20. Juli" entgegen ursprünglicher Planung nicht
von TeamEOS realisiert?

NH: Dieses Projekt haben wir letztlich bei Teamworx gelassen, weil wir es als ausschließlich deutsch finanziertes und deutsch besetztes Programm
sehen. Dass ist für uns auch aufgrund der Bedeutung des Stoffes wichtig.

BF: Können Sie schon weitere Projekte von TeamEOS nennen?

NH: Als dritte Produktion bereiten wir die Verfilmung der Ereignisse um die Berliner Luftbrücke 1948 vor. Das Drehbuch kommt von [Benedikt Röskau](/person/benedikt-roeskau), der u. a. gerade auch "[Das Wunder von Lengede (AT/2 Teile)](/tvshow/das-wunder-von-lengede)" für SAT.1 geschrieben hat. Als Produzenten fungieren Gabriela Sperl, Jan Mojto und auf seiten von Teamworx [Joachim Kosack](/person/joachim-kosack) gemeinsam mit mir. Weiterhin in Planung ist auch der "Zeppelin", wobei ich bislang überhaupt nicht mit den Drehbüchern zufrieden war. "Tunnel"-Autor [Johannes Betz](/person/johannes-w-betz) setzt für diese Arbeit jetzt neue Maßstäbe.

Serien-Konzepte auf dem Prüfstand

BF: Die erste Teamworx-Serie, "[Sternenfänger](/tvshow/sternenfaenger-1-staffel-folge-1-26)", ist unlängst in der ARD gestartet. Wie sind Sie bislang damit zufrieden?

NH: Die Kritiken für "Sternenfänger" sind überwiegend sehr positiv ausgefallen. Mit der Quote kann ich aber momentan nicht zufrieden sein. Ich denke hierbei aber an die Serie "[Berlin, Berlin](/tvshow/berlin-berlin-1-staffel-26-folgen)", die mir persönlich sehr gut gefällt, und die auch erst nach einigen Wochen wirklich erfolgreich im
ARD-Vorabend angelaufen ist. Wir müssen also noch abwarten, bevor wir ein definitives Urteil über den Erfolg von "Sternenfänger" fällen können. Wenn
wir uns allerdings nicht bei 13 bis 15 Prozent MA in der Zielgruppe einpendeln sollten, glaube ich nicht an eine Fortsetzung.

BF: Hängt von diesem Erfolg auch die Fortsetzung des Serien-Engagements von Teamworx ab?

NH: Nein, in keiner Weise. Wir haben gerade erst "[Der Duft des Geldes](/movie/der-duft-des-geldes_c)" für SAT.1 pilotiert, sind außerdem mit einer großen Serien-Entwicklung gemeinsam mit [Grundy UFA](/company/grundyufa) für das [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen) präsent. Zudem liegt eine komplett ausgearbeitete Serie von uns bei [RTL](/company/rtl-television) vor. In den beiden letzt genannten Fällen erwarten wir die Entscheidungen im November. Beide Konzepte sind aber so gut, dass ich davon ausgehe, dass wenigstens eines davon realisiert wird.

BF: Welche Perspektiven hat der Markt für TV-Movies?

NH: Die Lage ist schlimmer denn je, da immer weniger in Auftrag gegeben wird. Hinzu kommt ein strenges Kostenmanagement bei den Sendern, wofür ich zwar Verständnis habe, das aber nicht zu Lasten der Produzenten gehen darf. Wir haben große Probleme die Gewinnmargen mit TV-Movies zu halten. Dies ist sehr viel schwieriger als bei Serien, Quizshows oder
Gerichtsshows. Im Hinblick auf die Anzahl der Produktionen, die bei uns in Auftrag gegeben werden, hat Teamworx allerdings wenig Einbußen. Ich denke, dass wir im laufenden Jahr maximal zehn Prozent weniger Umsatz machen werden als 2001. Das ist für uns ein exzellenter Wert, wenn man bedenkt, dass der Gesamtmarkt um ein Drittel eingebrochen ist. Wir fokussieren ganz eindeutig auf Events und auf künstlerische Einzel-Fernsehspiele. Hierzu zählen u. a. Christian Petzolds neuer Film "[Wolfsburg](/movie/wolfsburg)", den [Bettina Reitz](/person/bettina-reitz) im Moment mit [Benno Fürmann](/person/benno-fuermann) und [Nina Hoss](/person/nina-hoss) produziert und auch die neue Arbeit von Stefan Krohmer, "[Familienkreise](/movie/familienkreise)" mit [Götz George](/person/goetz-george) in der Hauptrolle.

BF: Könnte ein Comeback von [Premiere](/company/sky-deutschland) als Movie-Finanzier dem Markt neue Impulse geben?

NH: Ich würde mir sehr wünschen, dass [Georg Kofler](/person/dr-georg-kofler) die Movie-Eigenproduktion wieder fördert. Premiere hat dies ja bereits vor einigen Jahren etwa mit der Reihe "Alles außer Mord" und Einzelstücken wie "[Das Urteil](/movie/das-urteil_9)" oder "[Das Phantom - Die Jagd nach Dagobert](/movie/das-phantom-die-jagd-nach-dagobert)" praktiziert. Premiere als starker Partner wäre für den gesamten Markt, insbesondere im Event-Bereich, eine ungeheure Belebung. Man kann Kofler nur wünschen, dass er diese Chance ergreift. Produktionen wie "Der Tunnel" wären sicherlich
auch für das Premiere-Programm exzellent geeignet.

Deutscher Fernsehpreis: Teamworx stellt zwei Fernsehfilm-Kandidaten