Blickpunkt:Film

Kino

Die von FFA-Vorstand [Rolf Bähr](/person/rolf-baehr) vorgelegten Zahlen machten bei der von der Arbeitsgemeinschaft Kino, dem Verband der Filmverleiher (VdF) und dem Filmfest veranstalteten Diskussion die wirtschaftliche Bedeutung des Filmkunstsektors deutlich: 18,5 Prozent aller Leinwände hängen in Filmkunstkinos, 18,8 Prozent der Besucher entfallen auf sie. Der Trend könnte sich fortsetzen: "Die Besucherzahlen des Vorjahres werden 1999 vermutlich erreicht, der Vorjahresumsatz überschritten", prognostizierte Bähr.

Arthaus-Geschäftsführer [Jürgen Fabritius](/person/juergen-fabritius) konstatierte eine Veränderung im Besucherverhalten: "Die Schnittmenge von Multiplex- und Filmkunstkino-Besuchern wird größer." Um die potentiellen Zuschauer auszuschöpfen, sei jedoch eine klare Marketingstruktur und eine enge Zusammenarbeit von Verleihern und Kinos nötig. Auch Buena Vista sieht in der Filmkunst einen zukunftsträchtigen Markt: "Wir wollen unser Engagement in diesem Segment ausbauen. Dabei ist lokales Marketing wichtig", so BVI-Director of Sales [Thilo Kuhn](/person/thilo-kuhn). Fabritius sieht Bedarf nach neuen Instrumenten, die Kampagne "Kino ist das Größte" funktioniere für Filmkunstkinos nicht. Außer vom besonderen Filmprodukt lebe lokales Marketing vom Image des Hauses und der Konstruktion eines Ereignisses. Auch müßten die Kinobetreiber verstärkt zusammenarbeiten, z. B. in Einkaufsgemeinschaften. Dazu meinte Frank Apel (Schauburg Dresden): "Ein Filmkunsthaus ist nur ganz individuell zu führen. Die Kampagne bringt nichts und stört mich sogar."

[Johannes Klingsporn](/person/johannes-klingsporn), Geschäftsführer des Verbands der Filmverleiher, widersprach: "Wir brauchen ein Label, das wir für Marketingmaßnahmen nutzen können." Auch die Konkurrenz durch die Multiplexe wurde thematisiert, die technische Ausstattung als wichtiger Faktor erkannt. "Man muß die Kinos so aufrüsten, daß den Multiplexen angst und bange wird", forderte Fabritius. Dafür müßten die Investitionsprogramme der Förderer angepaßt werden, so Marianne Bergmann von der Filmförderung Hamburg. AG-Kino-Chef [Dr. Detlef Roßmann](/person/dr-detlef-rossmann) forderte ein Eigenkapitalhilfe-Programm. Matthias Elwardt vom Hamburger Abaton-Kino sieht die Arthouses in einem Positionierungs-Dilemma: "Unser Publikum will mehr deutsche Filme sehen. Ich hätte z. B.,23' zeigen müssen, obwohl er in den Multiplexen lief. Das macht mich ratlos." Michael Wiedemann (Kandelhof, Freiburg) gestaltet seinen Spielplan konsequent gegen den Mainstream: "Doppelvermietungen sind schlecht und tun weh." Apel meinte, mit dem richtigen Film könnten Filmkunstkinos bessere Zahlen haben als ein Multiplex. Eine individuelle Zusammenarbeit zwischen Betreibern und Verleihern könne dazu führen, daß das Filmkunstkino Filme exklusiv bekomme.

Diskussion zu Strategien im Arthouse-Sektor