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Blickpunkt Film: Der Bundeskanzler beglückwünscht Sie zum "Ritterschlag aus Hollywood". Macht Sie der Oscar stolz?

Caroline Link: Im Moment ist alles noch unwirklich, ich kann alles noch nicht so richtig glauben und bin völlig überfordert von der Nachricht, muss mich erst ein-mal besinnen. Aber ich bin schon stolz und freue mich riesig.

Fax-Grüße von Miramax

BF: Tat es Ihnen weh, den Oscar nicht persönlich in Empfang nehmen zu können?

CL: Ich habe meine Entscheidung nicht bereut. Mein Baby brauchte mich und das ging vor. Ich fand es allerdings schade, dass nach den strengen Statuten der [Academy](/company/academy-of-motion-picture-arts-and-sciences) keiner der Produzenten den Preis entgegennehmen durfte, so stand niemand für Deutschland auf der Bühne. Der Oscar wurde sozusagen einbehalten. Die Lorbeeren bekommt man aber auch, wenn man zu Hause bleibt. Ich habe den ganzen Rummel, die Partys, den Glitzer schon einmal vor fünf Jahren erlebt bei der Nominierung von "[Jenseits der Stille](/movie/jenseits-der-stille)".

BF: Hat [Harvey Weinstein](/person/harvey-weinstein) schon angerufen?

CL: Nicht nur von Miramax kam ein Fax, es meldeten sich auch massenweise Agenturen und Agenten - sogar aus Amerika. Ich muss das erst einmal in Ruhe ordnen.

BF: Sie wollten das "Mama-Sein" genießen. Müssen Sie die Rückzugsperiode verkürzen, um den Oscar-Hype auszunutzen?

CL: Ich lasse mich ungern drängen oder unter Druck setzen und kann nur gute Filme und einen guten Job machen, wenn ich mich total ausklinke aus dem Rummel und mich auf das konzentriere, was wichtig ist. Ich bleibe mindestens ein Jahr bei meinem Kind und überlege mir dabei ein nächstes Projekt, das ich ganz entspannt angehe.

BF: Aber Ihr berufliches Leben wird sich ändern.

CL: Mit einem Oscar im Hintergrund kann man die Stars ansprechen, wenn man sie besetzen möchte. Die lesen dann wenigstens das Drehbuch, was sie sonst wahrscheinlich nicht tun würden. Ich schließe nicht aus, mal in Amerika zu drehen, aber der Stoff muss mit mir zu tun haben. Es gibt auch bei uns gute Drehbücher und Schauspieler. Vielleicht wird mein nächster Film nur ein kleines Kammerspiel in Deutschland.

BF: Finden Sie es richtig, dass die Verleihung stattfand?

CL: Ja. Es hängt doch sehr viel dran für die Amerikaner. Ich habe nie damit gerechnet, dass sie abgesagt würde. Persönlich ist mir im Moment die amerikanische Politik sehr unsympathisch. Diesen Allmachtsanspruch in der Weltpolitik kann man auch auf die Idee der Oscar-Verleihung übertragen. Die Amerikaner gehen davon aus, dass jeder Regisseur nur ein Ziel hat: Hollywood. Dass man den kleinsten Zweifel hegt und gern in Europa Filme macht, hält niemand für möglich.

BF: Wo kriegt der Goldmann seinen Ehrenplatz?

CL: Für meinen ersten Studentenfilm schenkte mir mein Vater einen Oscar aus Plastik, der steht seit 1989 in meinem Arbeitszimmer. Der "richtige" Oscar kommt daneben.




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