Blickpunkt:Film

Kino

Wir haben uns bei Produzenten und Branchenvertretern umgehört. Lesen Sie hier die Meinung von [Wiebke Wiesner](/person/wiebke-wiesner), Justiziarin der [Produktionsallianz](/company/allianz-deutscher-produzenten-film-und-fernsehen), zum Produktionsstandort Deutschland, zum [Filmfest München](/company/filmfest-muenchen) und die Anforderungen an die Politik.

**Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation der deutschen Filmbranche? Welche Impulse bräuchte der Produktionsstandort jetzt?**

Deutsche Filmschaffende sind Weltspitze, die Rahmenbedingungen hierzulande sind es leider nicht. Viele Erfolge sind nur als Koproduktionen oder an internationalen Standorten mit attraktiven Steueranreizen realisierbar. Deutschland verliert uneinholbar an Wettbewerbsfähigkeit, wenn die Filmfinanzierungsreform nicht zügig und konsequent fortgeführt wird, denn trotz der Erhöhung der Förderquote der wirtschaftlichen Filmförderung liegen wir noch weit hinter den Mindeststandards anderer Ländern. Das steuerbasierte Anreizsystem und die Investitionsverpflichtung mit Rechterückbehalt für internationale Streamingdienste werden dringend gebraucht, nur so wird Deutschland wieder nachhaltig wettbewerbsfähig.

**Mit welchen Hoffnungen/Erwartungen besuchen Sie in diesem Jahr das Filmfest München?**

Das Filmfest München ist immer sehr international und gleichzeitig sehr verbindend. In diesem Jahr sind wir zum ersten Mal mit der Creators Conference hier. Wir laden nationale und internationale Gäste zum Diskurs darüber ein, wie die Branche die eigene Zukunft aktiv gestalten kann. Es geht um produzentische Trends, wirtschaftliche Herausforderungen und neue Formen der Zusammenarbeit. Vernetzt, innovativ, international – so sieht das Filmfest für mich aus, und dafür wird die Creators Conference ein toller Auftakt!  

**Das Filmfest hat dieses Jahr einen großen Koproduktionsfokus. Welche konkreten Schritte würden Sie sich wünschen, um die internationale Zusammenarbeit zu stärken?**

Filmische Kreativität kennt keine Grenzen, erst recht keine geografischen. In Koproduktionen liegen große wirtschaftliche Vorteile. Ich wünsche mir aber, dass deutsche Produktionsunternehmen nicht so oft nur minoritär beteiligt sind und unsere Schauspielerinnen und Schauspieler häufiger in deutschen Produktionen Erfolge feiern. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Deutschland muss als Produktionsstandort wieder attraktiver werden, das wäre ein wahrer Boost für die internationale Zusammenarbeit.


Wiebke Wiesner: "Deutschland verliert uneinholbar an Wettbewerbsfähigkeit"