Blickpunkt:Film

Kino

Um ein Thema kommt aktuell keine Branchenveranstaltung herum: Künstliche Intelligenz. So beschäftigte sich auch der Geneva Digital Market, der im Rahmen des Geneva International Filmfestivals stattfand, mit der Thematik unter dem Titel „BR.AI.N.- AI and Intellectual Property: Key Issues for the Audiovisual Industry“.

Besonders gut besucht war das Panel zum Thema KI nicht unbedingt: Nur ein kleiner Teil des Kinos war besetzt, was auch daran liegen könnte, dass es sich um den letzten Tag des Geneva Digital Market handelte. Bereits zum 13. Mal fand die Branchenveranstaltung im Rahmen des Geneva International Film Festivals statt. Zu Gast bei dem Panel waren Regisseur Pierrick Jégou, Anthony Masure, Forschungsleiter an der Geneva University of Art and Design sowie Charlotte Lund Thomsen, Anwältin für Copyright.

##### Vernetzung zentral für Erkenntnisse

Zunächst sprachen die Teilnehmer kurz darüber, inwiefern sich Ressourcen zum Thema KI und der Auseinandersetzung damit in den letzten Jahren verändert haben. Gerade am Anfang musste sich Thomsen alles selbst beibringen, wie sie berichtete. Inzwischen würden mehr und mehr Einrichtungen ihre Erkenntnisse teilen – besonders hob sie Institute in Österreich und Deutschland hervor. So sei es also von Vorteil, wenn auch verschiedene Länder sich vernetzen und austauschen.

##### Copyright: ja oder nein?

Der Rest des Gesprächs drehte sich dann, wenig überraschend, vor allem um das viel diskutierte Thema des Copyrights. „Es gibt definitiv Spannungen zwischen dem Training von KI und Copyright. Letztendlich glaube ich, dass die Verantwortung bei der Person liegt, die am Computer sitzt“, so Jégou. Jeder einzelne sei also verantwortlich, wie er die KI einsetzt, um einen ethischen Umgang zu gewährleisten.  

Besonders kontrovers äußerte sich dagegen Masure, der sagte, dass er häufig sogar gegen Copyright sei, da dieses in seinen Augen eher den Shareholdern als den Künstlern zugutekäme. Aus juristischer Perspektive sieht das jedoch anders aus, wie Thomsen betonte: „Als Gesellschaft haben wir uns für das Copyright entschieden, um die Rechte der Kreativen und auch die finanziellen Investitionen, die diese machen, zu schützen.“ Hierbei müssten die Kreativen sich aktiv dafür einsetzen, ihre Werke zu schützen.

##### Fehlende Transparenz

Im Falle der KI wird das jedoch durch fehlende Transparenz deutlich erschwert: „Wir wissen nicht, mit welchen Werken die KI trainiert wird – aber wir wissen sehr sicher, dass bereits bestehende Kunst verwendet wird, um sie zu trainieren. Ich glaube, die Künstler würden gerne gefragt werden, ob das in Ordnung ist und dann auch dafür bezahlt werden.“ Um allerdings verantwortungsbewusst mit der Technologie umgehen zu können, brauche man auch Menschen, die verantwortungsbewusst handeln, stellte Masure fest. In diesem Zusammenhang wünschte er sich auch, dass die Gesellschaft, abseits der großen Firmen stärker in die entsprechenden Prozesse und Entscheidungen einbezogen werden.

##### Positiv in die Zukunft blicken

Zusätzlich sei es wichtig KI-generierten Content auch als solchen zu markieren, sodass man zwischen realen Bildern und solchen, die von einer Künstlichen Intelligenz stammen, unterscheiden kann. Wirklich neue Erkenntnisse brachte das Panel also nicht unbedingt mit sich. Dennoch ist es von höchster Relevanz, die Diskussion um die Thematik aufrechtzuerhalten, sodass wir nicht vergessen, „die KI für uns arbeiten zu lassen und nicht umgekehrt“, wie Thomsen betonte.

Und eine positive Message innerhalb dieses kontroversen Themas gab es zum Schluss dann doch noch: „Ich glaube, dass die KI uns dazu bringen wird, noch menschlicher und kreativer zu sein. Es gibt inzwischen so viel Content und die Menschen wollen Qualität, statt Quantität. Deshalb werden wir Fragen stellen, was eigentlich menschlich ist und was Schönheit bedeutet“, so Pierrick Jégou.  

*Aus Genf berichtet Lea Morgenstern.*

Geneva Digital Market: Wird die KI uns menschlicher machen?