Imax-Kinos: Antworten auf rückläufigen Besuchertrend
Zeitgleich zur Berlinale 2002 traf sich die so genannte Large Format Branche zu ihrem achten Symposium Euromax. Screenings und Gespräche führten die führenden Vertreter der Branche zusammen. Aber auch diese Veranstaltung kann über die angespannte Situation nicht hinwegtäuschen. Weltweit rückläufige Besucherzahlen führten 2001 auch zur Schließung eines Imax-Theaters in Düsseldorf. In Nürnberg hingegen öffnete ein Imax seine Pforten.
Der rückläufige Besuchertrend sei, laut Dieter Buchwald, Consultant des Münchner Imax-Theaters und Betreiber des Berliner Discovery Channel Imax, auf zwei Ursachen zurückzuführen. So seien die Konzepte der Kombination, Imax-Theater an Multiplexe anzuschließen, nicht aufgegangen. Beide Theaterarten sprächen ganz unterschiedliche Besuchertypen an. Außerdem habe das Overscreening ganz zwangsläufig zu einer Marktbereinigung führen müssen. In Deutschland existieren insgesamt neun Imax-Theater. Der europäische Vergleich dazu: in Frankreich drei, in Großbritannien vier und in den Niederlanden jetzt nur noch ein Theater. Imax als Systemlieferant habe sich natürlich nicht darum gekümmert, ob die Theater bei dieser hohen Dichte auch profitabel arbeiten könnten. Dieter Buchwald weiß, wovon er spricht, hat er doch als Betreiber des Discovery Channel eine für Europa einmalige Situation direkt von der Haustür. Das Cinestar Imax (Betreiber Kieft & Kieft) und das Discovery Channel Imax verbindet die gemeinsame Berliner Adresse Potsdamer Platz, gerade einmal 300 Meter liegen die Kinos voneinander enternt. Kieft & Kieft begegnet dieser Situation mit einem Marketingtrumpf, der elektronischen 3D-Brille, deren Linse mit Flüssigkeitskristallen ausgestattet ist. Sie soll dem Zuschauer auch bei Kopfbewegungen die perfekte 3D-Illusion vermitteln. Wirtschaftlich, so Imax-Manager Kris von Karhan, halte man sich im Cinestar über Wasser. Buchwald führt mit seinem Theater die bundesweite Besucherstatistik nach wie vor an. "Wir schlagen uns mit rund einer Million Besucher im Jahr tapfer", so der Betreiber. Aber natürlich seien die Betriebskosten für zwei Projektoren, eine schwenkbare 60 Tonnen schwere Kuppelleinwand und die hohen Filmkosten, um ein stündlich wechselndes und vielfältiges Programmangebot aufrechtzuerhalten, extrem hoch. Im Wochenschnitt laufen im Discovery Channel Imax 20 Filme, in einer Mischung aus Alt und Neu. So böte man Touristen, die sich zwei bis drei Stunden am Potsdamer Platz aufhalten, die Gelegenheit, mehrere Filme zu sehen. Eine ähnliche Programmstruktur gibt es auch in München, da sich das Theater mit seinem Standort auf der Museumsinsel ebenfalls den Gepflogenheiten der Touristen fügt. Bisher seien allerdings, so Consultant Buchwald, die viel versprechenden Investitionen des neuen alleinigen Gesellschafters H5B5 nicht geflossen, um den Standort und den Gebäudekomplex attraktiver zu gestalten. Noch, so Finanzvorstand bei H5B5, Frank Winnenbrock, arbeite man an der Konzepterstellung einer Gesamtnutzung. Und weiter: "Uns interessiert im Grunde das Kino allein nicht. Eher denken wir an ein,Welt der Wunder"-Haus und dazu passt eben das Kino." (H5B5 produziert für ProSieben die Doku "Welt der Wunder".) Systemlieferant Imax versucht natürlich seinerseits, Anreize zu schaffen, die der Branche neue Besucherströme bringen könnten. Nach einem an Filmstarts schwachen Jahr 2001 setzen alle die Erwartungen jetzt in den Film "Space Station 3D" (Start: 8. Mai, mit einer Deutschlandpremiere an zwei Orten: Discovery Channel Imax und Cinestar Imax). Der Film von James Neihouse über das Leben auf einem Raumschiff entstand nach dreijähriger Zusammenarbeit zwischen Imax, Nasa und Lockheed Martin. Astronauten verschiedener Nationen wurden an den Kameras geschult. Und für den Sommer 2002 ist der Vertriebsstart des Films "Apollo 13: The Imax Experience" angekündigt. Der Film mit Tom Hanks in der Hauptrolle wurde ins Large Format übertragen. Noch bleibt abzuwarten, ob derartige technische Neuheiten Imax-Theatern tatsächlich einen Zugriff auf die große Hollywood-Bibliothek ermöglichen.