Blickpunkt:Film

Kino

Richtige Richtung
Wir setzen die Spots und Plakate selbstverständlich ein. Ich merke, dass Besucher, die sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben, von der Heftigkeit erschreckt sind. Ich finde die Kampagne dennoch gut, da die Aufmerksamkeit in die richtige Richtung gelenkt wird. Wir werden die Spots zum Ende des Werbeblocks zeigen, aber je nach Film nicht unbedingt bei allen Vorführungen einsetzen. Die Möglichkeit, Kinofilme vor dem Videostart im Internet downzuloaden, kann für Kinobetreiber nicht wirklich gut sein. Alles, was dem Besucher den Eindruck vermittelt, dass Kino nur für kurze Zeit ein exklusives Erlebnis ist, führt dazu, dass künftig nur noch die absoluten Blockbuster im Kino nachgefragt werden.
[Marion Closmann](/person/marion-closmann), [Cineplex Marburg](/company/cineplex-marburg)
Gemeinsame Lösung notwendig
In allen [UCI](/company/united-cinemas-international-multiplex-gmbh)-Kinowelt-Theatern hängen die Plakate aus, die Spots werden überall dort gezeigt, wo die Länge des Werbeblocks es zulässt. Um die Piraterie wirklich in den Griff zu bekommen, muss die gesamte Filmindustrie Antworten auf die Herausforderungen finden, die das Raubkopieren stellt, da das Problem nur gemeinsam gelöst werden kann. Der Vorschlag von Jack Valenti ist da nur ein möglicher Ansatzpunkt.
[Georg Welles](/person/georg-welles), UCI
Am Kern des Problems vorbei
An der Kampagne der ZKM werde ich mich nicht beteiligen. Die AG Kino/Gilde ist von den anderen Verbänden nicht zur Zusammenarbeit eingeladen worden und lehnt die Kampagne in dieser Form ab. Der Begriff "Verbrecher" für Raubkopierer ist ganz und gar unangemessen. Der Vorschlag von Jack Valenti belegt, dass die Majors das exklusive Auswertungsfenster der Kinos abschaffen wollen. Weltweit wird seit geraumer Zeit vermutet, dass es zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Majors und der Internetpiraterie einen Zusammenhang gibt. Daher geht die Fokussierung der ZKM-Kampagne auf jugendliche Raubkopierer am Kern des Problems völlig vorbei.
[Detlef Roßmann](/person/dr-detlef-rossmann), [AG Kino/Gilde deutscher Filmkunsttheater](/company/arbeitsgemeinschaft-kino-gilde-deutscher-filmkunsttheater-ev)
Enttäuscht vom Ergebnis
Die Tools hätte man weniger mit dem Holzhammer gestalten sollen, einfach pfiffiger. Ich bin von diesem Ergebnis der Kampagne enttäuscht und werde versuchen, in Zusammenarbeit mit der AG Kino/Gilde zu einer unserem Publikum adäquateren Lösung
zu kommen. Jack Valentis Vorschlag kann ich nur so interpretieren, dass die Verleiher das Kino am liebsten umgehen würden.
[Peter Erasmus](/person/peter-erasmus), [Arthaus Filmtheater Stuttgart GmbH](/company/arthaus-filmtheater-stuttgart)
Aussage verbesserungswürdig
Wir setzen die Werbetools der Kampagne in starkem Umfang ein, auch wenn wir die Art der Werbeaussage verbesserungswürdig finden. Wir zeigen den Spot nach den Trailern vor dem Hauptfilm. Von Jack Valentis Vorschlag halten wir gar nichts - das würde sicherlich das Problem für die Kinos nicht verbessern.
[Hans-Jürgen Jochum](/person/hans-juergen-jochum), [Kinopolis](/company/kinopolis-gmbh-und-co-multiplex-kg)
Piraten zur (Kino-)Kasse

Von [Florian Weischer](/person/florian-weischer), Geschäftsführer [WerbeWeischer](/company/weischer-gmbh-und-co-kg)

Im September waren die Piraten noch Helden, weil "[Fluch der Karibik](/movie/fluch-der-karibik)" in einem über lange Phasen enttäuschenden Kinojahr den ersten Lichtblick ermöglichte. Heute sind die Piraten als Verursacher der Kinokrise gebrandmarkt. Auf sie mit Gebrüll! Welche Ziele sollen die Piraten-Spots erfüllen? Welche Strategie steckt dahinter, und sind Ziele und Strategie überprüft, d.h. wissen wir wirklich, worin das Problem besteht, wie junge Konsumenten darüber denken und wie sie sich möglicherweise in ihrem mangelnden Unrechtsbewusstsein argumentativ erreichen lassen? Die GEZ zum Beispiel hat ein vergleichbares Problem, denn Gebührenzahlen ist bei jungen Menschen etwa so uncool wie ein Bausparvertrag. Dort hat man intensiv geforscht, bevor eine Strategie entwickelt wurde und lange bevor man sich Gedanken zur Umsetzung gemacht hat. Hier würde es nahe liegen, Erfahrungen auszutauschen. Ist die Drohung mit dem Zeigefinger an die Adresse junger Menschen nicht auch im Höchstmaße uncool? Ich kann dazu nur jedem Entscheidungsträger ein Gespräch mit Kindern oder Jugendlichen empfehlen, um diese Erfahrung selbst zu machen. Spannend wäre auch, zu erfahren, warum sich die Kids mit einem Film auf dem 15-Zoll-Monitor zufrieden geben. Ist das eigentliche Kinoerlebnis so marginal? Wenn dies zutrifft, muss die Kampagne an einem ganz anderen Punkt ansetzen, nämlich der originären Kraft und Qualität des Kinoerlebnisses. Wenn Kino auf den Film reduziert wird, wäre es auch mit den zwei besten Piraten-Spots der Welt nicht zu retten.

Das Kino muss aufpassen, dass der Begriff "Kino" nicht erodiert, dass nicht TV behauptet, das bessere (weil bequemere) Kino zu sein, oder DVD das bessere (weil vielfältigere) Kino zu sein vorgibt. An dieser Stelle müssen sich die beteiligten Personen, Firmen und Verbände zusammenfinden, um eine Lösung zu suchen. Dann diskutieren wir wirklich über das Problem und nicht nur über zwei Spots.
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