Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Mit "Roter Drache" ließen Sie [Thomas Harris"](/person/thomas-harris) Prequel zu "[Das Schweigen der Lämmer](/movie/das-schweigen-der-laemmer)" zum zweiten Mal verfilmen. Ist so etwas sinnvoll?

Martha De Laurentiis: Es hat Sinn, weil wir uns stärker am Buch orientieren als [Michael Manns](/person/michael-mann) "[Blutmond](/movie/blutmond)", auch wenn das ein sehr guter Film war. Das Ende ist anders, die Dynamik der Handlung, die Beziehungen der Figuren untereinander.

BF: Warum heuerten Sie Regisseur [Brett Ratner](/person/brett-ratner) an?

MDL: Die Frage ist berechtigt. Er musste Dino und mich erst überzeugen. Aber er war sehr klug und zeigte eine große Leidenschaft für das Projekt. Denn er wusste: So ein Drehbuch bekommt er kein zweites Mal. Und wenn er diesen Job gut machte, dann würden ihm alle Türen offen stehen.

"Wir werden die Ersten sein!"

BF: Und das reichte aus, dass er den Job bekam?

MDL: Nachdem vorauszusehen war, dass man "Roter Drache" und "Blutmond" miteinander vergleichen würde, wollten wir bewusst jemanden, der mit einem unverstellten Blick an die Sache herangeht. Außerdem geben Dino und ich neuen Talenten gern eine Chance. Das war bei [Jonathan Mostow](/person/jonathan-mostow) der Fall, der jetzt "[Terminator 3](/movie/terminator-3-rebellion-der-maschinen)" dreht. Das Gleiche galt für die Wachowski-Brüder, die für uns "[Bound](/movie/bound-gefesselt)" machten.

BF: Wie sehen Sie aus heutiger Sicht "[Hannibal](/movie/hannibal)"?

MDL: Absolut. Das Ganze war von Anfang bis Ende eine wunderbare Erfahrung. Es war immer unser Ziel, mit der blutrünstigen Schlussszene neue Grenzen auszuloten. Ob das jedermanns Geschmack war, das musste das Publikum beantworten.

BF: Nachdem Sie "Hannibal" für MGM und Universal machten, ist "Roter Drache" wieder für Universal. Arbeiten Sie fest mit dem Studio zusammen?

MDL: Wir haben keinen First-Look-Deal, nur eine Handschlag-vereinbarung. Die Beziehung zu Universal ist so sehr von gegenseitigem Vertrauen geprägt, dass sie alle Projekte als Erste sehen.

BF: Als nächstes Projekt haben Sie sich "Alexander der Große" ausgesucht. Hat Dino De Laurentiis nach Flops wie "[Der Wüstenplanet](/movie/der-wuestenplanet)" keine Angst vor solchen Dimensionen?

MDL: Dino ist per se ein epischer Filmemacher. Wenn es eine großartige Geschichte mit großartigen Charakteren zu erzählen gibt, scheut er nicht vor großen Dimensionen zurück.

BF: Es gibt konkurrierende "Alexander"-Projekte von [Oliver Stone](/person/oliver-stone) und [Martin Scorsese](/person/martin-scorsese). Werden Sie schneller sein?

MDL: Wir werden die Ersten sein. Dino lässt sich durch nichts stoppen. [Ted Tally](/person/ted-tally) sollte mit dem Feinschliff seines Drehbuchs bis Ende des Jahres fertig sein. Bis dahin werden wir auch ein offizielles Budget haben.

BF: Die finanziellen Dimensionen des Projeks sind so gewaltig, dass mit Fox und Universal gleich zwei Studios die Kosten schultern.

MDL: Das hat mit dem Budget nur teilweise etwas zu tun. Unser Regisseur [Baz Luhrmann](/person/baz-luhrmann) hat einen Vertrag mit Fox, und dem wollten wir Rechnung tragen.

BF: Wie kamen Sie überhaupt auf ihn als "Alexander"-Regisseur?

MDL: Baz macht seit seinem 14. Lebensjahr Recherchen zu Alexander dem Großen. Er hat jetzt die Phase seiner "Roter Vorhang"-Filme, wie er sie nennt, abgeschlossen und will große Epen drehen. Darin liegt seine wahre Leidenschaft. Deshalb setzte er sich mit uns in Verbindung. Wir schickten ihm das Skript, das wir eineinhalb Jahre lang entwickeln ließen, und er war sofort dabei.

BF: Wie teilen Sie und Ihr Mann sich die Zuständigkeiten auf?

MDL: Dino ist eine Ein-Mann-Show. Das erkenne ich an und unterstütze ich. Aber auch eine Ein-Mann-Show braucht jemanden, der bei der Umsetzung hilft. Deshalb arbeiten wir bei allen Angelegenheiten im Tandem zusammen.

BF: Wie groß ist Ihre Firma?

MDL: Sechs Mitarbeiter einschließlich Dino und mir.

BF: Normalerweise sind derartige Produktionsfirmen größer.

MDL: Aber nur, weil sie wesentlich mehr Projekte entwickeln. Wir möchten unbedingt Ken Folletts Weltkriegsthriller "Jackdaws" realisieren. Deshalb sehen wir uns nicht so viele Stoffe an. Denn wir drehen nur eine bestimmte Art von Filmen.

BF: Was ist das Motto von De Laurentiis-Film?

MDL: Das wichtigste Kriterium ist: Ein Film muss international funktionieren. Kunstfilme und Komödien kommen deshalb nicht in Frage. Für internationale Produktionen sind Besetzung und Regisseur das Entscheidende. Wenn man für ein Projekt nicht die Leute bekommen kann, die man will, dann sollte man keine Zeit darauf verschwenden.

Martha De Laurentiis im Gespräch: "Dino lässt sich durch nichts stoppen"