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Kino

Blickpunkt:Film: Macht es Ihnen Sorgen, dass "Harry Potter" so nah am Starttermin von "[Der Herr der Ringe](/movie/der-herr-der-ringe-die-gefaehrten)" liegt?


Rolf Mittweg: Zwischen den beiden Startterminen liegt ein ganzer Monat. "Harry Potter" richtet sich außerdem viel stärker an ein Familienpublikum. "Herr der Ringe" wurde dagegen in den USA als PG-13 eingestuft, damit sprechen wir eine etwas ältere Zielgruppe an als "Harry".


BF: Wessen Idee war es, alle drei Episoden auf einmal zu filmen?


RM: Nur so konnten wir das Budget im Bereich des Möglichen halten. Peter Jackson wollte von Anfang an drei Filme drehen, Miramax besaß die Rechte, wollte aber nur ein oder zwei Filme aus den Büchern machen. So kamen wir zu dem Projekt.


BF: Wie viel hat der Dreh der drei Episoden gekostet?


RM: Das Gesamtbudget beträgt ungefähr 300 Mio. Dollar, durch die aufwändigen Spezialeffekte rund 30 Mio. Dollar mehr als ursprünglich veranschlagt.


BF: Sie haben einen globalen Marketingdeal mit Burger King. Gibt es noch weitere Verträge?


RM: Wir haben schon 1998 damit angefangen, an der Vermarktung der Trilogie zu arbeiten. So haben wir zahlreiche Lizenzpartner gewonnen. In den USA arbeiten wir u.a. mit Master Toy Licence, Toy Biz, JVC, General Mills und Barnes & Noble. Außerdem haben wir zahlreiche transeuropäische Partner, darunter Nestlé, Kellog's, Ferrero - die werden z.B. einen Ring in die Kinder-Überraschungseier packen - Pioneer Electronics, Shell und Orange Telecommunications. Das ist schon eine beeindruckende Liste von Partnern. Für das Spielzeug haben wir globale Lizenzpartner, darunter Playmates für elektronische Spielzeuge und Toy Biz für Action-Figuren. Electronic Art produzieren ein interaktives Videospiel, das nächstes Jahr vor Start der zweiten Episode herauskommen wird.


BF: Es gab einige Gerüchte, dass Peter Jackson nicht ganz glücklich mit der Marketingkampagne des Films war?


RM: Die stimmen nicht. Anfang des Jahres hatten wir einige Unstimmigkeiten, weil es Missverständnisse zwischen ihm und unserem Marketing-Präsidenten gab. Das haben wir dadurch gelöst, dass ich die Leitung der Marketingkampagne übernommen habe. Ich arbeite direkt mit Peter zusammen, mittlerweile ist zwischen uns eine sehr gute Vertrauensbasis entstanden. Nur so konnte ich Peter davon überzeugen, einen ersten 26-Minuten-Ausschnitt in Cannes vorzuführen. Das war unser Schlüsselelement im Aufbau unserer Marketing- und Verkaufsstrategie. Nach Cannes haben wir den Film Kinobesitzern, Verleihern, Journalisten und Promotion-Partnern in der ganzen Welt vorgeführt. Die meisten Regisseure weigern sich, Ausschnitte vorab zu zeigen.


BF: Wie konnten Sie [Peter Jackson](/person/peter-jackson) dazu überreden?


RM: Wir hatten im Vorjahr einen 20-Minuten-Ausschnitt vorgeführt, aber darin waren keine Spezialeffekte enthalten. Die internationalen Verleiher waren zunächst enttäuscht, weil sie sich etwas viel Spektakuläreres vorgestellt hatten. Da wir auf ihr Geld angewiesen waren, erklärte ich Peter: Wir müssen den Leuten mehr zu sehen geben. Schließlich hat er auf meine Integrität vertraut, und wir haben ein riesiges Medien-Event in einem Schloss inszeniert - wir haben alle Schauspieler eingeflogen und ein Junket organisiert, Bühnenbilder aus Neuseeland herübergeschifft. Es war ein tolles Spektakel, das allein ungefähr zwei Mio. Dollar gekostet hat. Dabei haben wir sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen, denn wir wollten auf keinen Fall, dass Ausschnitte im Internet landen würden. Es war einfach unglaublich, wie das funktioniert hat.


BF: In Deutschland gab es allerdings Probleme.


RM: Ja, wir mussten den Verleiher wechseln. Ich mochte [Kinowelt](/company/kinowelt-filmverleih) sehr gern und wir haben lange und gut mit ihnen zusammengearbeitet. Aber leider haben sie eben die Fehler gemacht, die Leute begehen, wenn sie zu viel Geld haben. Das ist sehr schade. Stattdessen arbeiten wir jetzt mit [Warner](/company/warner-bros-pictures-germany) zusammen, und da ist unser Film in besten Händen. Warner wird im nächsten Jahr der stärkste Verleih in Deutschland sein, denn sie haben "Harry Potter" und "Herr der Ringe".

New-Line-Marketingchef Rolf Mittweg zu "Herr der Ringe"