Blickpunkt:Film

Kino

Zuerst "Bang Boom Bang", dann "[Was nicht passt, wird passend gemacht](/movie/was-nicht-passt-wird-passend-gemacht_4)", und jetzt sind "Goldene Zeiten" angebrochen...
Ich war mir lange nicht schlüssig, ob das ein guter Titel ist oder nicht. Doch erst zusammen mit dem Plakat kommt die Ironie zum Schwingen. Zusammen mit den anderen beiden Filmen kann man durchaus auch von einer Trilogie reden. Das macht Sinn, weil alle drei Geschichten in dem Örtchen Unna spielen. Dennoch klingt Trilogie für mich zu abgeschlossen. Wenn ich mal wieder Lust habe, einen Film in Unna spielen zu lassen, dann mache ich das. Ich glaube, es ist eher der Versuch, alle drei Filme auf einen Nenner zu bringen. "Was nicht passt, wird passend gemacht" war mehr Komödie, während sich "Bang Boom Bang" und "Goldene Zeiten" schlecht in ein Genre packen lassen.

Vielleicht sitzen Sie in dem Örtchen auch einfach fest und kommen davon nicht weg...
Man kann alles irgendwie böse ausdrücken. Ich kann nur sagen, immer das gemacht zu haben, was mir Spaß machte. Zwischendurch habe ich versucht, auch mal was anderes anzukurbeln und einen Film über das amerikanische Musikgeschäft zu machen. Was aus anderen traurigen Gründen gescheitert ist. Da waren Leute mit dem Projekt eng verbunden, die gestorben sind und so landete ich mit "Was nicht passt, wird passend gemacht" wieder in Unna.

Wobei Ihr Humor überregional verstanden wird, wie der Erfolg Ihrer Filme beweist...
Sogar in Amerika wird er verstanden, wo gerade eine Independent-Firma ein Remake von "Bang Boom Bang" herstellen will. Die Firmenbosse argumentierten, dass sie sich viele deutsche Filme angeguckt hätten, doch nur wenige würden so universell funktionieren wie "Bang Boom Bang". Die Geschichte soll in El Paso, Texas spielen, und als ich jetzt das adaptierte Buch las, war ich erstaunt, wie viel sich von der Originalgeschichte übertragen lässt. Besonders die Charaktere, die echt wirken und deren Verhaltensmuster man nachvollziehen kann. Genau daraus ergibt sich der Humor.

Inwieweit sind Sie in die amerikanische Version von "Bang Boom Bang" involviert?
Ich habe mich da ziemlich herausgezogen. Man fragte, ob ich nicht die Regie machen möchte, aber ich werde nie wieder etwas zum zweiten Mal machen. Das habe ich gemerkt, als ich aus dem Kurzfilm "Was nicht passt, wird passend gemacht" einen Langfilm gedreht habe. Ich werfe mir persönlich vor, dass ich an die Langversion mit der inneren Einstellung herangegangen bin, sie aus dem Ärmel schütteln zu können. Irgendwie entwickelte ich die Inspiration nicht mehr, mit der ich noch an "Bang Boom Bang" herangegangen bin. Bei "Goldene Zeiten" war sie dann wieder da.
"Langwierige Nachfinanzierung"
Haben Sie damit nicht die Chance vertan, in Amerika zu arbeiten, wo deutsche Regisseure momentan angesagt sind?
Das wäre die Chance gewesen, glänzend zu versagen. Wahrscheinlich hätte ich mit diesem Film versucht, mich selber zu kopieren, wäre meinem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden, was mich letztendlich mehr blockiert als mich weitergebracht hätte. Es steht jedoch noch nicht fest, wer nun im Regiestuhl sitzen wird. Gerade wurden die Verträge unterzeichnet, jetzt muss die Finanzierung auf die Beine gestellt werden. Vielleicht wird daraus nie etwas, aber die Jungs sind guter Dinge.

Dafür haben Sie sich mit dem Fernsehstar [Dirk Benedict](/person/dirk-benedict), bekannt aus "[Kampfstern Galactica](/movie/kampfstern-galactica)" und "[Das A-Team](/tvshow/the-a-team)" ein Stück Hollywood nach Deutschland geholt. Wie ist es dazu gekommen?
Die Idee war, jemanden wie ihn zu kriegen. Wir hatten zuvor schon durch eine amerikanische Casting-Agentur etwa Kontakt mit Don Johnson und Lee Majors aufgenommen. Wir haben alle getroffen, und alle hätten es auch gemacht. Aber dann sprachen wir Dirk Benedict direkt auf einer Convention an, und durch diesen persönlichen Kontakt hatte ich bei ihm das beste Gefühl.
Konnte sich Dirk Benedict in der Figur des abgehalfterten Hollywoodstars wieder finden?
Klar! Er hatte gesagt, dieser Douglas Burnett hätte viel von ihm. Er hat die Bitterkeit kennen gelernt, wenn die Dinge plötzlich nicht mehr so laufen wie früher. Dirk lernte sogar seine deutschen Texte, dennoch beschlossen wir, seine Passagen mit einem deutschen Sprecher nachzusynchronisieren. Dirks amerikanischer Akzent war zu stark, und ich konnte ihn davon überzeugen, dass das seinem Können keinen Abbruch tut.

Im Mittelpunkt von "Goldene Zeiten" steht ein bevorstehendes Golfturnier. Wie sind Sie auf diese Sportart gekommen, die es im Kino bisher immer schwer hatte?
Ich war während der Dreharbeiten zu "Was nicht passt, wird passend gemacht" auf so eine Veranstaltung eingeladen, die sehr prägend war. Sieben Kilometer Luftlinie von meinem Heimatort traf ich plötzlich Leute, die man nur aus Film und Fernsehen kannte. Das war so skurril, dass ich mir schwor, daraus mal eine Geschichte zu machen. Persönlich spiele ich kein Golf, aber ich habe auch nichts gegen das Golfen. So soll mein Film nicht rüberkommen.

War es einfach und schwer, die nötigen Gelder für "Goldene Zeiten" locker zu machen?
Das war sehr schwierig, weil es letztendlich doch sehr teuer geworden ist. Ewig mussten wir uns um die Nachfinanzierung kümmern, weil manche Szenen sehr aufwändig wurden und viele Darsteller vorkommen. Wir alle haben dabei Federn gelassen. In meinem Fall ist meine komplette Regiegage draufgegangen.

Wie teuer war der Film und woher kamen die Fördermittel?
Etwa vier Mio. Euro, und gefördert wurde "Goldene Zeiten" hauptsächlich von [Nordrhein-Westfalen](/company/film-und-medienstiftung-nrw), die schon bei den anderen beiden Projekten beteiligt waren. Eine Verleihförderung bekamen wir allerdings nicht, mit der Begründung, dass ihnen der Film nicht gefallen würde. Keine Ahnung, wie das zu deuten ist.

Haben Sie bereits Pläne für Ihr nächstes Projekt?
Ja, ich denke an eine Mittelaltergeschichte über das Raubrittertum, die jedoch mehr über die Charaktere als über riesige Schlachten funktionieren soll. Da bildet das Mittelalter eine tolle Kulisse. Das könnte trotzdem teuer werden, und da muss man vielleicht überlegen, ein bisschen internationaler in der Besetzung zu werden. Ich habe bereits mit dem Schreiben angefangen und hoffe, im übernächsten Jahr drehen zu können. Eins wäre jedoch schon klar: Der Film spielt wieder in Unna. Ich gebe zu, da ist jetzt auch ein bisschen Trotz dabei.

Peter Thorwarth zu "Goldene Zeiten"

Peter Thorwarth||1971 in Dortmund geboren und in Unna aufgewachsen, studierte Thorwarth an der Filmhochschule München. Sein erster Langfilm, die Ruhrpott-Gaunerkomödie "Bang Boom Bang", wurde gleich ein veritabler Erfolg