Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Warum produzieren Sie vor allem Filme für Teenager?


Neal H. Moritz: Ich war schon immer fasziniert von Filmen über Jugendliche. Als ich mein erstes Projekt auf die Beine zu stellen versuchte, begriff ich, dass Teenager das ideale Publikum sind. Sie wollen ausgehen, während man die Erwachsenen richtig aus dem Haus zerren muss. Wer also für den Jugendmarkt Filme zu einem vernünftigen Preis und mit tollen Ideen macht, der hat viel größere Erfolgschancen.


BF: Haben Sie keine Angst, dass die Teenie-Welle enden könnte?


NM: Filme für dieses Publikum wurden schon immer produziert. Die Regel ist ganz einfach: Mach einen schlechten Film, dann kommen sie nicht, mach einen guten, dann kommen sie alle.


"Die Zuschauer sind die Kritiker"


BF: Bei Ihren jüngsten Produktionen wie "[The Glass House](/movie/the-glass-house)" oder "[Slackers](/movie/slackers)" kamen sie nicht. Warum?


NM: Filmemachen ist keine exakte Wissenschaft. Manchmal ist das, was du im Drehbuch liest, einfach nicht auf die Leinwand zu bringen. Es gibt so viele Variablen, wo etwas schief gehen kann. Wenn deine Trefferquote 50 Prozent ist, bist du gut.


BF: Wer legt denn fest, ob ein Film gut ist? Die Kritiker?


NM: Ich lese keine Kritiken. Sie sind mir völlig gleichgültig. Die wahren Kritiker sind die Zuschauer. Mich interessiert nur, was sie denken.


BF: Wissen Sie auch, was die Zuschauer wollen?


NM: Darüber stelle ich keine Mutmaßungen an. Ich höre einfach auf meine Instinkte. Wenn ich mir Konzepte anhöre und Material lese, geht es nur darum: Würde ich Geld bezahlen, um das zu sehen?


BF: Deshalb zahlen Sie auch 20 Mio. Dollar für [Denzel Washington](/person/denzel-washington), damit er in [Carl Franklins](/person/carl-franklin) Thriller "Out of Time" mitspielt.


NM: Die Summe ist völlig gerechtfertigt. Denzel hat mit "[Gegen jede Regel](/movie/gegen-jede-regel)", "[Training Day](/movie/training-day)" und jetzt "[John Q.](/movie/john-q)" eine unglaubliche Erfolgsserie hingelegt. Es war schon ein Coup, dass wir ihn überhaupt bekommen haben.


BF: Aber die erste Zusammenarbeit zwischen Washington und Franklin, der Noir-Film "[Teufel in Blau](/movie/teufel-in-blau)", war nicht gerade ein Riesenerfolg.


NM: Ich weiß nicht, ob er besonders erfolgreich war. Aber es war in jedem Fall ein guter Film. Das reicht mir.


BF: Was ist das Erfolgsrezept für Ihren nächsten Film, "XXX" mit [Vin Diesel](/person/vin-diesel) und [Samuel Jackson](/person/samuel-l-jackson)?


NM: Das ist eine Art neuer James Bond. Er handelt von einem jungen aggressiven Amerikaner, gespielt von Vin, der alle möglichen Extremsportarten beherrscht und von der CIA rekrutiert wird.


BF:"XXX" inszenierte [Rob Cohen](/person/rob-cohen), mit dem Sie schon bei "[The Skulls](/movie/the-skulls)" und "The Fast and the Furious" zusammengearbeitet haben. Wie ist er zu Ihrem Hausregisseur geworden?


NM: Ich entwickelte für HBO einen Film über das Rat Pack. Unter den Regisseuren, die ich dafür interviewte, war auch Rob. Ich liebte "[Dragon](/movie/dragon-die-bruce-lee-story)", sein Bruce-Lee-Biopic. Er war der intelligenteste aller Kandidaten, brachte die besten Ideen mit, und so habe ich ihm zu einem Comeback verholfen.


BF: Sie haben einen First-Look-Deal mit Sony, produzieren aber gleichzeitig für die anderen Studios. Wie passt das zusammen?


NM: Entweder waren das Projekte, die Sony abgelehnt hatte, oder die anderen Studios kamen auf mich zu, weil ich vorher gute Arbeit für sie geleistet hatte. Universal war glücklich mit "The Skulls", deshalb haben sie mir angeboten, "The Fast and the Furious" zu entwickeln.


BF: Planen Sie ein Sequel?


NM: Es kommt hoffentlich im Sommer 2003 in die Kinos. Das Budget ist diesmal höher, auch weil die Besetzung zurückkehrt und wir die Gagen etwas erhöhen mussten. Abgesehen davon sind die Drehorte exotischer und die Actionszenen aufwändiger.


BF: Was dürfen wir von Ihnen in den nächsten Jahren sonst noch erwarten?


NM: Neben den genannten Filmen und Fernsehprojekten gibt
es "[Sweet Home Alabama](/movie/sweet-home-alabama-liebe-auf-umwegen)" mit [Reese Witherspoon](/person/reese-witherspoon), dann einen Motorrad-Film, eine Kinoversion der TV-Serie "S.W.A.T." und eine Art Update der "Warriors".

Produzent Neal H. Moritz über "XXX" und andere Projekte