Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Schlägt Ihr Herz jetzt endgültig für Family-Entertainment?

Ben Verbong: In meiner Heimat Holland habe ich komplett andere Filme gedreht und verschiedene Genres bedient. "[Das Sams](/movie/das-sams-der-film)" war für mich eine Annäherung ans Family-Entertainment und an die Komödie. Ich mag komische Situationen und Ironie. Ich könnte keinen Kinderfilm machen, denn der richtet sich an eine Gruppe, deren Gefühle man vor langer Zeit gekannt hat. Bei Family-Entertainment gehe ich von einer anderen Position aus. Kinder sind für mich Kumpel, ich sehe und behandle sie wie Erwachsene.

",Sams in Gefahr' war mein schwierigster Film"

BF: Jede Menge Preise, 1,8 Mio. Zuschauer für "Das Sams". Die Latte liegt hoch.

BV: Die Latte liegt immer hoch, deshalb habe ich mich sofort gefragt, was ich neu machen kann. Jeder Film kann voll in die Hose gehen oder voll ins Herz. Inzwischen ist die Filmfigur ein Begriff. Während der Dreharbeiten zu "Das Sams" in Bamberg kümmerte sich kaum jemand um uns. Jetzt war die Hölle los, hunderte von Kindern und Erwachsenen tobten hinter uns her.

BF: Worin lag der Kick, erneut die Regie zu übernehmen?

BV: Ich wollte mich nicht wiederholen, ebenso wenig wie Paul Maar und Ulrich Limmer, die sich etwas völlig anderes einfallen lassen mussten. Beim Drehbuchlesen kriegte ich mich vor Lachen nicht mehr ein. Außerdem fesselte mich die Thematik, weil jede Figur einen Abnabelungsprozess durchmacht. Die Geschichte scheint mir komischer, gleichzeitig ernsthafter als im ersten Teil. Die Fallhöhe war größer. Es gab auch mehr Beziehungen und Action, Kinder, Tiere, Spezialeffekte, Stunts - "Sams in Gefahr" war mein schwierigster Film. Lassen Sie mal einen Zehnjährigen vor dem Bluescreen spielen, eine ziemlich Herausforderung.

BF: Wie arbeitet das Trio Maar, Limmer, Verbong zusammen?

BV: Beim Drehbuchlesen versuche ich, mich so kritisch wie möglich zu verhalten und mich in die Rolle des Zuschauers zu versetzen. Wir zollen uns gegenseitigen Respekt, sind langsam aneinander gewachsen. Wir gehen das Drehbuch gemeinsam durch. Ich mache den Film zwar in erster Linie für das Kind in mir selbst, aber natürlich auch für ein Publikum von ein oder zwei Mio. Das versuche ich auch den Studenten in [Ludwigsburg](/company/filmakademie-baden-wuerttemberg) beizubringen.

BF: Wie sieht es mit einem dritten Sams-Film aus?

BV: Das würde ich erst einmal für mich ausschließen. Ich weiß nicht, was ich noch hinzufügen könnte. Trotz Liebe zum Family-Entertainment spüre ich jetzt wieder Lust auf andere Genres. Eine richtig gute Komödie für Erwachsene wäre reizvoll.

BF: Sie leben und arbeiten in Deutschland. Ist Ihnen Holland zu eng geworden?

BV: Ich habe dort im zweijährigem Rhythmus sieben Kinofilme gedreht. Holland ist ein kleiner Markt, die letzten Filme von mir liefen ganz gut, stießen aber auf größeren Anklang im Ausland. So wurde "[Die unanständige Frau](/movie/die-unanstaendige-frau)" in 42 Länder verkauft. Seit einem Jahr habe ich meine eigene Produktionsfirma Borderline Pictures in Holland, die passende Stoffe aquiriert und dann als Koproduzent auftreten soll. In erster Linie für Projekte, die ich selbst realisiere, denn das größte Risiko ist ein Regisseur, der überzieht. Mich interessieren grenzübergreifende Stoffe in Koproduktion mit Deutschland oder anderen europäischen Partnern. Ich bin kein Konkurrent als Produzent, sondern möchte mit Borderline Pictures eine zusätzliche Aufgabe erfüllen und mein Netzwerk in Holland nutzen. Ich bleibe zuallererst Regisseur.

BF: Nehmen wir an, Sie könnten Sams-Wunschpunkte nutzen.

BV: Ich würde mir sieben fette Jahre wünschen, in denen ich verschiedene Genre-Kinofilme in Deutschland drehen kann. Ohne jeglichen Erfolgsdruck.

Regisseur Ben Verbong über das "Sams in Gefahr"