Blickpunkt:Film

Kino

Warum sind Sie nach "Das Ende", dem Remake von [John Carpenters](/person/john-carpenter) "[Assault - Anschlag bei Nacht](/movie/assault-anschlag-bei-nacht)", aus den USA wieder nach Frankreich zurückgekehrt?
Mich interessiert die Geschichte eines Films, egal, wo die spielt oder wo ich drehe. Es gab noch ein weiteres Projekt in den USA, aber einen Film über Jacques Mesrine zu realisieren, war natürlich von ganz speziellem Reiz. Meine zwei Bedingungen, das Drehbuch von A bis Z neu zu schreiben und Vincent Cassel,
der zwischenzeitlich abgesagt hatte, für die Hauptrolle wiederzugewinnen, wurden erfüllt. Sonst hätte ich abgelehnt.

Wieso zwei Filme und nicht einen mit Überlänge?
Anfänglich dachte ich an einen zweieinhalbstündigen Film, aber der Inhalt ließ sich nicht so stark komprimieren. Und zwei Filme für insgesamt 42 Mio. Euro war auch für den Produzenten kein Problem. Beim Publikum funktioniert die Geschichte als Doppelpack. Ich vertraue auf die Intelligenz des Zuschauers.

Und die internationalen Chancen? Mesrine ist vor allem in Frankreich ein "Held".
Viele Franzosen kannten den Namen, wussten jedoch nichts Genaues. Die Dramaturgie und die universelle Filmsprache helfen, da habe ich keine Bedenken. Tony Montana aus "Scarface" war anfangs auch ein Unbekannter.

Was haben Sie in den USA gelernt?
Genauigkeit und Härte. Vorher habe ich mich auf meine Energie und mein Gefühl gestützt. Jetzt bereite ich mich viel intensiver vor. Und noch eines: In USA ist der Schauspieler das Wichtigste, das musste ich lernen. Die Struktur ist auch eine andere. In Frankreich arbeiten Individualisten in fast intimer Atmosphäre und weniger effizient. In den USA marschiert bei einem Film eine Art Armee auf. Das funktioniert! Ich bin der General, und die anderen folgen mir, ganz einfach. Das heißt nicht, ich kommandiere herum. Ich sorge dafür, dass sich die Schauspieler wohlfühlen, und diskutiere viel mit der technischen Crew.

Wo werden Sie verstärkt arbeiten?
In beiden Ländern. Mir kommt es auf die kreative Freiheit an. In Frankreich habe ich den Final Cut, in Amerika muss ich dafür kämpfen. Bei "Assault" liefen die Testscreenings gut, und Focus Features ließ mich meine Version fertigstellen, man machte mir Vorschläge, die ich akzeptiert habe oder nicht, und niemand änderte den Film hinter meinem Rücken. Derzeit plane ich zwei Projekte in englischer Sprache. Das erste, ein Film noir, geht über die D.E.A., die Drugs Enforcement Administration, eine real existierende Organisation gegen Drogenhandel.

Wer ist da Ihr Partner?
Wie schon bei "Assault" die französische Why not Productions. Vielleicht holen wir wieder Focus Features ins Boot. Nach Beendigung des Drehbuchs gehen wir auf Partnersuche, da bin ich in der Position, Konditionen auch bezüglich des Final Cut auszuhandeln. Der Film kostet, vom Casting abgesehen, auch nur circa 20 Mio. Dollar. Das zweite Projekt in der Pipeline ist dann wahrscheinlich eine französisch-amerikanische Koproduktion, ein im 18. Jahrhundert angesiedelter teurer Historienfilm. Den können wir nicht allein stemmen. Wenn mir ein Produzent ermöglicht, einen Film nach meinem Gusto zu machen, ist es egal, ob das Geld aus den USA, Deutschland oder einem anderen europäischen Land kommt.

Warum (ko-)...

Regisseur Jean-François Richet über Jacques Mesrine