Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Bei der Lektüre des Drehbuchs zu "Herrschaft des Feuers" sollen Sie gesagt haben: "Das sieht nach einem Albtraum aus." Ist es so gekommen?

Rob Bowman: Das stimmt. Ein Film, in dem so viele Effekte mit Feuer vorkommen, kann gar nicht anders werden.

BF: Warum haben Sie ihn dann überhaupt gemacht? Sie hatten doch einen schönen Job als "Akte X"-Hausregisseur.

RB: Ich war mit der Serie an einen Punkt angekommen, wo ich schon alles kannte, von der Beleuchtung bis zu den Kameraobjektiven. All das hat mich nur noch gelangweilt. Und ich liebe große Filme. Deshalb wollte ich unbedingt einen machen. Nur bei solchen Projekten kann ich noch etwas lernen.

BF: Was haben Sie bei diesem Film gelernt?

RB: Unzählige Dinge: Welcher Schauspielstil für die große Leinwand funktioniert und welcher fürs Fernsehen. Wie man mit dem Studio bei einem solchen Riesenprojekt zusammenarbeitet, wie man einen zeitlosen Look schafft. Grundsätzlich habe ich gelernt, dass es nur wenige Wege gibt, einen guten Film zu machen - und unzählige Möglichkeiten, ihn zu verpfuschen.

BF: Haben Sie einen guten Film gemacht?

RB: Als ich das Projekt annahm, sagten mir mehrere Regisseure, mit denen ich befreundet bin: "Bist du wahnsinnig? Das schaffst du doch nie." Doch als ich ihnen den fertigen Film zeigte, waren sie allesamt außer sich vor Begeisterung.

BF: Hatten Sie nicht Bedenken, ein Budget von rund 100 Mio. Dollar aufs Spiel zu setzen?

RB: Meine Maxime heißt: Die Produzenten sollen ihr Geld zurückbekommen. Aber das heißt nicht, dass ich billig drehe. Das Publikum ist bei solchen Filmen im höchsten Maße anspruchsvoll. Deshalb haben wir auch erstklassige Leute angeheuert wie Kameramann Adrian Biddle. Der kostet nun mal 20.000 Dollar pro Woche. Andererseits muss dieses Geld auf der Leinwand zu sehen sein. Aus diesem Grund haben wir in Irland gedreht, wo der Dollar noch mehr wert ist. Wenn man in Los Angeles 100 Mio. Dollar ausgibt, sieht es nur nach 60 Mio. aus.

BF: Der größte Kostenfaktor waren sicher die Computereffekte. Hätten Sie auf diesem Gebiet etwas einsparen können?

RB: Das haben wir. Im ursprünglichen Drehbuch tauchten wesentlich mehr Drachen auf. Es gab sogar eine Schlacht zwischen ihnen und F-16 Kampfjets. Jede Drachen-Einstellung kostete etwa 300.000 Dollar pro Schnitt. So ein Spektakel wäre gar nicht finanzierbar gewesen.

"Von Monsterfillmen erst einmal genug"

BF: Empfinden Sie die Kürzungen als Kompromiss?

RB: Im Gegenteil. Ich wollte viel mehr über Atmosphäre transportieren und die Monster nur punktuell zeigen - eher wie in "[Der weiße Hai](/movie/der-weisse-hai)" und "[Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt](/movie/alien-das-unheimliche-wesen-aus-einer-fremden-welt)". Das, was sich der menschliche Verstand ausmalt, ist überwältigender als alles, was ich auf die Leinwand bringen kann.

BF: Aber wenn Sie sich mit den Drachen zurückhalten, worin besteht der Reiz dieses Films?

RB: Keine Sorge, es gibt schon genug davon zu sehen. Aber für mich stehen die menschlichen Charaktere im Mittelpunkt. Bei den Vorbereitungen habe ich mir Fotos von Bombenschäden in London im Zweiten Weltkrieg angeschaut. Und ich habe gefragt: Wie war es, in einer solchen Welt zu leben, in der man täglich draufgehen konnte? Dieses Gefühl wollte ich erzeugen.

BF: Finanziell betrachtet hat es aber nicht ganz funktioniert: Mit 40 Mio. Dollar Boxoffice blieb der Film in den USA hinter den Erwartungen zurück.

RB: Ich glaube, das liegt daran, dass es in Amerika keine Drachenmythologie gibt wie im Rest der Welt. Aber die Leute, die den Film gesehen haben, mögen ihn. Viele meinen sogar, er wäre die beste Produktion des letzten Sommers gewesen.

BF: War denn nun der Dreh der befürchtete Albtraum?

RB: Aber sicher. Alles war voller Petroleumdunst und Dreck. Wir mussten mit dem Bau des Sets für ein paar Wochen aussetzen, weil das Gebiet wegen der Gefahr von Maul-und-Klauenseuche gesperrt wurde. Und der Termindruck wegen des drohenden Schauspielerstreiks war absolut grausam.

BF: Haben Sie Lust auf ein neues Abenteuer dieser Art?

RB: Ja. Ich brauche noch ein paar große Sachen, bevor ich mich etwas Kleinem zuwende. Allerdings: Von Monsterfilmen habe ich erst Mal genug.

Rob Bowman zu "Die Herrschaft des Feuers"