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Vivendi Universal wird zweitgrößter Medienkonzern

Seit letztem Dienstag ist es offiziell: Durch die Dreier-Fusion von Seagram, Vivendi und Canal Plus entsteht ein Multimedia-Konzern mit Musik, Film, TV und Internet und einem Umsatz von 55 Milliarden Dollar.

Norbert Obkircher22.06.2000 22:00

Hauptsitz von Vivendi Universal wird Paris sein, mit einer Zweigstelle in New York. Die beteiligten Unternehmen rechnen mit einem vorsteuerlichen Jahresgewinn von sieben Milliarden Dollar. Der Börsenwert von Vivendi Universal beträgt über 100 Milliarden Dollar. Faktisch ist die Fusion der drei Unternehmen eine Übernahme von Seagram durch den französischen Mischkonzern Vivendi. Der Kauf wird durch Aktientausch vollzogen. Der Übernahmepreis für Seagram liegt dabei bei rund 34 Milliarden Dollar, oder 77,35 Dollar pro Seagram-Aktie (Aktienkurs bei Redaktionsschluß: 58,50 Dollar). Die Seagram-Teilhaber erhalten für jeden ihrer Anteilsscheine 0,7 Aktien von Vivendi. Der Dritte im Bund, der TV-Sender Canal Plus, an dem Vivendi bereits zu 49 Prozent beteiligt ist, wird vollständig in den neu entstehenden Konzern integriert. Da das französische Medienrecht Mehrheitsbeteiligungen verbietet, wird Vivendi Universal voraussichtlich einen Teil der TV-Geschäfte ausgliedern. Somit vereint das neue Medienimperium die Musik- und Filmgeschäfte von Universal mit den Fernseh-, Kabel- und Internet-Angeboten von Vivendi und Canal Plus. Zudem baut Vivendi in einem Joint-Venture mit Vodafone AirTouch das Portal www.vizzavi.com auf. Diese Website soll mit 80 Millionen Nutzern Schnittstelle für alle digitalen Angebote von Vivendi Universal sein und mittelfristig als Vertriebskanal dienen. Auf der Pressekonferenz in Paris frohlockte Jean-Marie Messier, Chairman von Vivendi: "Wir werden das Internet zum Swingen bringen. Das Internet der Zukunft wird nicht nur schneller und schöner, es wird vor allem mehr Inhalte und Unterhaltung bieten." Messier wird dem neuen Konzern als Chairman & CEO vorstehen. Der bisherige Seagram-Chef Edgar Bronfman Jr. sprach vom "Beginn einer neuen Ära". Er wird Vice Chairman und zweiter Mann hinter Messier. Zu Bronfmans Aufgabenbereich werden das Musikgeschäft und die Internet-Aktivitäten von Vivendi Universal gehören. Aus dem Film-Business wird sich Bronfman zurückziehen. Diesen Unternehmensbereich wird der bisherige CEO von Canal Plus, Pierre Lescure, übernehmen, der ebenso wie Eric Licoys (COO Vivendi und CEO der Vivendi-Verlagstochter Havas) nun als Co-COOs fungieren wird. Die Bronfman-Familie, die mit 24 Prozent der Anteile bereits Mehrheitseigentümer von Seagram war, wird auch bei Vivendi Universal der größte Aktionär sein: Rund acht Prozent der Anteile gehen an die Dynastie. Der neue Vorstand soll aus 20 Mitglieder bestehen. Fünf Sitze des Gremiums sind Seagram-Manager reserviert, davon drei für Familienmitglieder. Ein Sitz geht an Canal Plus, die restlichen 14 Vorstände bringt Vivendi mit.

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