Blickpunkt:Film

Kino

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**FAST FACTS:**

• Dritter Film von [Noah Baumbach](/person/noah-baumbach) im Wettbewerb der [Mostra](/company/mostra-internazionale-darte-cinematografica) („[Marriage Story](/movie/marriage-story)“ 2019, „White Noise“ 2022)

• Erster Baumbach mit [George Clooney](/person/george-clooney) in der Hauptrolle

• Große Starparade an der Seite von Clooney und[ Adam Sandler](/person/adam-sandler): [Laura Dern](/person/laura-dern), [Billy Crudup](/person/billy-crudup), [Riley Keough](/person/riley-keough), [Stacy Keach](/person/stacy-keach), [Jim Broadbent](/person/jim-broadbent), [Patrick Wilson](/person/patrick-wilson), [Eve Hewson](/person/eve-hewson), [Greta Gerwig](/person/greta-gerwig), [Alba Rohrwacher](/person/alba-rohrwacher), [Josh Hamilton](/person/josh-hamilton), [Lenny Henry](/person/lenny-henry),[ Emily Mortimer](/person/emily-mortimer),[ Isla Fisher](/person/isla-fisher)

• Erstes verfilmtes Drehbuch von Schauspielerin Emily Mortimer (mit Noah Baumbach)

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**CREDITS:**
Land / Jahr: USA 2025; Laufzeit: 132 Minuten; Regie: Noah Baumbach; Drehbuch: Emily Mortimer, Noah Baumbach; Besetzung: George Clooney, Adam Sandler, Laura Dern, Billy Crudup, Riley Keough, Grace Edwards, Stacy Keach, Jim Broadbent, Patrick Wilson, Eve Hewson, Greta Gerwig, Alba Rohrwacher, Josh Hamilton, Lenny Henry, Emily Mortimer, Nicôle Lecky, Thaddea Graham, Isla Fisher; Plattform: [Netflix](/company/netflix); Start in ausgewählten Kinos: 20. November; Netflix-Start: 5. Dezember

**REVIEW:**
Noah Baumbach hat seinen „Achteinhalb“ gemacht. Könnte man auch schon aufhören mit der Besprechung. Oder auch nicht. Ein paar Worte mehr hat der dritte Film des New Yorker Filmemachers in Folge in Venedig, nach „Marriage Story“ im Jahr 2019 und „White Noise“, Eröffnungsfilm im Jahr 2022, natürlich doch verdient: Während Fellini in seinem Meisterwerk von 1963 einen von Marcello Mastroianni gespielten Regisseur sich nach seinem jüngsten Hit in Erinnerungen und Fantasien flüchtet, wichtige Momente und die Frauen seines Lebens Revue passieren lässt, nimmt „Jay Kelly“ einen Hollywoodstar ins Visier, der in vielerlei Hinsicht deckungsgleich mit dem Schauspieler zu sein scheint, von dem er gespielt wird: Nicht von ungefähr sind bei einem kleinen Tributfilm anlässlich einer Preisverleihung bei einem nicht weiter benannten Festival in der Toskana kurze Clips aus dem Filmschaffen von George Clooney zusammengeschnitten. Wenn man „Jay Kelly“ nur schnell genug oft genug hintereinander wiederholt, kommt schon fast „George Clooney“ dabei heraus.

Es ist eine kluge, hintergründige Darstellung Clooneys, die der Anker des Films ist, weniger überzeichnet als die Gastauftritte in „The Studio“ oder weniger augenzwinkernd als in einem „Call My Agent“, aber so liebevoll wie in beiden zusammen, ein mutiger Auftritt, weil die Selbstverliebtheit und Lebensleere Figur nicht ironisch abgefedert wird – Clooney zieht hier blank, ist eins mit der Figur, die er spielt. Oder ist tatsächlich so gut hier, dass man das als Zuschauer glaubt. Nicht bar einer gewissen Ironie ist, dass er als Jay Kelly bei einer Begegnung mit einem alten Freund, gespielt von Billy Crudup, mit dem er einst die Schauspielschule besucht und dem er bei einem Vorsprechtermin die Rolle wegeschnappt hatte, mit der er den Durchbruch schaffte, sagt, er selbst sei immer ein klassischer Schauspieler, der andere sei der Method Actor von ihnen gewesen. Aber gerade dieser Spiegelsaal, den der Hauptdarsteller hier abschreitet, gibt dem Film den nötigen Resonanzboden, der ihn näher an „All That Jazz“ rückt als an einen „The Player“, wenngleich immer in einem beschwingten Plauderton: Der Film nach einem Drehbuch von Emily Mortimer und Regisseur Baumbach ist ein Confessional, eine Lebensbeichte, ein wehmütiger Blick auf die Dinge, die man erreicht hat, die bleiben und die man in den Sand gesetzt hat, den Preis, den für die Ambition zahlen musste, ein Star sein zu wollen, aber er ist auch eine Komödie mit geschliffenen Dialogen und bitterbösen Aperçus über die Filmindustrie. 

Eine Eingebung und zwei oder drei folgenschwere Begegnungen lassen Jay Kelly nach Abschluss der Dreharbeiten zu seinem letzten Film den Start seiner nächsten Produktion auf die lange Bank schieben und ihn nach Europa reisen, wo er eigentlich seiner jüngeren Tochter erst nach Paris und dann nach Italien folgen will, um verlorene Zeit wieder gutzumachen. Für seine komplette Entourage, allen voran sein langjähriger Manager Ron, wunderbar gespielt von Adam Sandler in seiner nach „Meyerowitz Stories“ zweiten Arbeit mit Noah Baumbach, und seine Agentin Liz, gespielt von Laura Dern, die für ihren Part in Baumbachs „Marriage Story“ einen Oscar gewonnen hatte, läuten alle Alarmglocken, während sie dem irrlichternden Star bei seiner Reise in einem ganz normalen Zug in der zweiten Klasse folgen. Die klügste Entscheidung im Drehbuch ist es, Ron einen ebenso großen Anteil an der Geschichte zuzugestehen. Ginge es nur um die Titelfigur, wäre es bei aller Introspektion eine eitle und selbstgefällige Nabelbeschau. 

Indem aber der Manager ebenso sein Innerstes nach außen kehren darf, erhält der Roadtrip die nötige Balance und zusätzliches Gewicht. Außerdem ist es nie falsch, auf Adam Sandler zu vertrauen. Ansonsten geben sich die Stars die Klinke in die Hand, und Lars Eidinger hat einen bizarren Auftritt als bipolarer deutscher Fahrradfahrer. Nicht alles ist so elegant und mühelos wie der schwungvolle One-Shot zu Beginn des Films, nicht alles ist so lustig wie der Running Gag, dass ein Käsekuchen auf Jay Kelly wartet, wohin auch immer er kommt – und den er niemals anrührt. Vor allem aber leidet „Jay Kelly“ an derselben Krankheit wie „Marriage Story“: Weniger wäre mehr gewesen, 130 Minuten lassen den Film episodisch wirken, unnötig zerfasert und doch sehr lang. Ein Zitat von Sylvia Plath steht dem Film vor: „It’s a hell of a responsibility to be yourself. It’s much easier to be somebody else or nobody at all.“ So recht will sich Noah Baumbach nicht entscheiden, für was genau er sich entscheiden will.

REVIEW VENEDIG: „Jay Kelly“