Blickpunkt:Film

Kino

Zur Filmkunstmesse Leipzig haben wir deutschlandweit Kinobetreiber gebeten, ihr bisheriges Arthouse-Kinojahr zu reflektieren und einen Ausblick zu geben. Hier lesen Sie die Einschätzung von [Christopher Bausch](/person/christopher-bausch) von der [Casino Filmtheater GmbH](/company/casino-filmtheater). Er gehört außerdem zum Vorstand der AG Kino Gilde.

**Wie zufrieden sind Sie bis jetzt mit dem Arthouse-Kinojahr 2024?**

Dank der bereits Endes des Vorjahres gestarteten Filme „[Perfect Days](/movie/perfect-days)“ von Wim Wenders und dem Cannes-Gewinner „[Anatomie eines Falls](/movie/anatomie-dune-chute)” hatten wir einen starken Jahresauftakt. Neben kleineren Produktionen waren vor allem Jonathan Glazers „[Zone of Interest](/movie/the-zone-of-interest)”, [Yorgos Lanthimos](/person/yorgos-lanthimos) Venedig-Gewinner ”[Poor Things](/movie/poor-things_8)” sowie die deutschen Produktionen „[Sterben](/movie/sterben)” und „[Die Herrlichkeit des Lebens](/movie/die-herrlichkeit-des-lebens_2)” Langläufer in unseren Kinos. Das erste Halbjahr verlief demnach für uns sehr vielversprechend. Wir konnten, auch Dank unserer weiterhin stetigen Marketingmaßnahmen für unsere Kinos und die gezeigten Filme sowie durch zielgerichtete Kooperationsarbeiten für spezifische Besuchergruppen, endlich wieder die vermehrte Rückkehr unserer Gäste in unsere Häuser verzeichnen. Auffällig ist dabei, dass ein junges großstädtisches und diverses Publikum den Ort Kino für Filme wie „[All of us Strangers](/movie/all-of-us-strangers)”, „[Challengers - Rivalen](/movie/challengers)”, „[Kinds of Kindness](/movie/kinds-of-kindness)” sowie für Filmreihen und Filmfestivals (wieder) für sich entdeckt hat.

Leider sind die auf Grund ihrer Machart besonderen und ggf. anspruchsvolleren Festivalfilme im ländlichen Umfeld weniger erfolgreich. Ebenso wie sehenswerte kleine Independent-Produktionen und auch die genannten jüngeren Arthouse-Filme, dringen sie nicht bis zum gewünschten Publikum durch, fehlt die Präsenz der Filme in der öffentlichen Wahrnehmung. Hier liegt aus meiner Sicht ein wesentliches Aufgabenfeld für Verleiher und Kinos: wie verschaffen wir dem Kino und Filmen eine Präsenz im ländlichen Raum, wie aktivieren wir ein dort ansässiges und begeisterungsfähiges Publikum?


**Was verspricht das Arthouse-Programm für den Herbst und Winter? Worauf setzen Sie? Wie sind insofern Ihre Erwartungen für das Restjahr?**

 Nach einer, mangels filmischen Angebots, vorhersehbaren Flaute im Juli und August dieses Jahres blicken wir recht optimistisch auf die kommenden Monate. Nach den vielen Sommer- und Sonnentagen und einem weniger spürbaren Interesse an Kino, heißt es jetzt, unsere Besucherinnen und Besucher wieder für unsere Häuser, die Filmauswahl und Sonderprogramme zu begeistern! Mit Andreas Dresens „[In Liebe, eure Hilde](/movie/in-liebe-eure-hilde)”, dem eher arthousigen „[Joker 2: Folie à Deux](/movie/joker-folie-a-deux)” und dem gerade in Venedig als bester Film ausgezeichnetem „[The Room next Door](/movie/la-habitacion-de-al-lado)” von Pedro Almodóvar, sollte uns dies gut gelingen. Auf den ersten Blick sind manche „Arthouse-Blockbuster“ ab und an nicht vorab zu erkennen. 

Der großartige „[Emilia Pérez](/movie/emilia-perez)”, der Cannes-Gewinner „[Anora](/movie/anora)” und Nora Fingscheidts „[The Outrun](/movie/the-outrun)” sind aber sicher einige der potenziellen Kandidaten. Konnten wir im Sommer wegen zu wenig attraktiven Filmen unsere Gäste nicht für uns begeistern, sind die Startpläne in den kommenden Monat wieder einmal so voll, dass man bangen muss, ob sich manche Filme überhaupt entwickeln können und ihr Besucherpotential ausschöpfen werden.

Wie bereits im ersten Halbjahr sollte wir demnach auch im Arthouse- Herbst mit Filmen wie „[Riefenstahl](/movie/riefenstahl-at)”, „[September 5](/movie/september-5)” oder zu Ende des Jahres ”[The Seed of the sacred Fig](/movie/the-seed-of-the-sacred-fig)”, zusammen mit den vielen weiteren Starts, ein attraktives Angebot bieten können und die positive Entwicklung der Gästezahlen entsprechend fortsetzen können.

Christopher Bausch: „Junges, diverses Publikum kehrt ins Kino zurück”