Blickpunkt:Film

Kino

**Herzlichen Glückwunsch zum Förderpreis für das Drehbuch von "[Sonnenplätze](/movie/sonnenplaetze)", das Sie gemeinsam mit Lukas Loose geschrieben haben. Was hat Sie angetrieben und warum glauben Sie, hat der Film einen Nerv getroffen? **
 
Ahrens: Vielen Dank! Uns hat von Beginn an interessiert eine Familiengeschichte zu erzählen, in dessen Zentrum die Beziehung eines erfolgreichen Vaters zu seinem mittlerweile erwachsenen Kind steht. Dabei haben wir uns in erster Linie Fragen gestellt: Was passiert, wenn die Fassade der Person, die man sein Leben lang idealisiert hat, plötzlich zu bröckeln beginnt? Ist das Narrativ eines Genies zeitgemäß? Was ist Erfolg und ist er um jeden Preis erstrebenswert? 
Der Anspruch, den die Hauptfigur aufgrund des ihr vorgelebten Erfolgs an sich und ihr Leben hat, ist, glaube ich, universell. Der daraus resultierende Leistungsdruck ebenso. Zudem war uns wichtig, eine Komödie zu machen, die trotz vieler Überhöhungen immer liebevoll mit ihren Figuren umgeht und stets auf Augenhöhe mit ihnen ist. 
 
**Welche Vermarktung wünschen Sie sich für den Film und wie vermarkten Sie selbst Ihre Arbeit?**
 
Ich wünsche mir, dass der Film als ein gelungenes Beispiel für eine in Deutschland produzierte Komödie wahrgenommen wird, die über einfache Schenkelklopfer hinausgeht. Mein Ziel ist es, dass diese Art von „Indie-Komödie“ oder „Komödie mit Tiefgang“, wie sie z.B. in den USA häufiger vorkommt, auch beim deutschen Publikum Anklang findet. Filmwelt verleiht unseren Film und macht das, wie ich finde, sehr gut. Die Trailer und Plakate vermitteln etwas Neues und Frisches, das in der deutschen Filmlandschaft selten zu sehen ist.
Selbst vermarkte ich meine Arbeit, indem ich betone, dass ich Geschichten erzähle, die von einer Leichtigkeit geprägt sind, jedoch stets eine gewisse Tiefe und Nähe zum Abgrund aufweisen – oder umgekehrt. Meine Erzählungen sind charakterzentriert, dabei aber atmosphärisch dicht und immersiv. Zudem passe ich meine filmischen Ausdrucksmittel immer dem jeweiligen Stoff an, um dessen Essenz bestmöglich zu transportieren.
 
**Was planen Sie als Nächstes?**
 
Gemeinsam mit Lukas Loose arbeite ich an der Entwicklung einer neuen Familientragikomödie. Im Mittelpunkt steht diesmal nicht eine Vater-Tochter-Beziehung, sondern eine Mutter-Sohn-Dynamik. Es geht um die Annäherung zweier Menschen, die beide vom gleichen System unterdrückt werden. Die lebensfrohe Mutter wird dabei unerwartet zum Vorbild für ihren Sohn, der in seinen Dreißigern ist. Darüber hinaus entwickle ich eine Work-Place-Comedy, die in der lebendigen Münchner Bar-Szene spielt, sowie einen Psychothriller, der im Wohnmilieu angesiedelt ist.
 
**Welche filmischen und seriellen Stoffe braucht aus Ihrer Sicht der deutsche Markt, worin und wie sehen Sie die Filmzukunft in Deutschland?**
 
Ich höre öfters, dass es in Deutschland mehr Genrefilme bräuchte. Meiner Meinung nach greift diese Forderung jedoch zu kurz, da Genres lediglich eine Grundlage einer Geschichte sind. Stattdessen sollten Regisseur:innen, Autor:innen und Showrunner:innen mit eigenen Handschriften und starken Visionen mehr Raum gegeben werden, über Genres hinauszugehen und eigene, originelle Geschichten zu erzählen. In deutschen Arthousefilmen ist das üblich, doch in Mainstreamproduktionen sieht man das (mit wenigen Ausnahmen)...

Aaron Ahrens: »Handschriften & starke Visionen«