Blickpunkt:Film

Kino

Der Papa ist zurück im Kino! Am 04.12. erscheint [„Stromberg – Wieder alles wie immer“](/movie/stromberg-der-neue-film), in dem die Figuren zehn Jahre später wieder aufeinandertreffen. Wir sprachen mit Drehbuchautor und Produzent [Ralf Husmann](/person/ralf-husmann), sowie mit Produzent [Gunnar Juncken](/person/gunnar-juncken). 

**Seit dem Start der Serie sind mehr als 20 Jahre vergangen, seit dem ersten Film über zehn Jahre – wie zeitlos ist Stromberg?**

**Ralf Husmann:** Ich glaube, „Stromberg“ ist sehr zeitlos. Ich habe auch festgestellt, dass wir gerade in der Pandemie eine neue Zielgruppe erschlossen haben, wo 20-Jährige das plötzlich für sich entdeckt haben. Ich werde inzwischen von Leuten angesprochen, die noch gar nicht geboren waren, als wir die Serie angefangen haben. Das fand ich interessant, weil ich gemerkt habe, dass dieser Kosmos offenbar einen Nerv trifft, egal wie alt die Menschen sind. Unsere Zielgruppe hat sich also gar nicht so sehr verändert, wir hatten schon ganz am Anfang mit Leuten zu tun, die auf dem Schulhof standen, und gar keinen Bezug zum Büro hatten, und das ist immer noch so. Das gibt mir das Zeichen, dass das Interesse nicht nur auf Sentimentalität beruht.

**Gunnar Juncken:** Ich glaube „Stromberg“ funktioniert immer und ist eine starke Marke, an die die Zuschauer Erinnerungen und ein klares Bild knüpfen. Manche hassen ihn, manche lieben ihn. Aber die Themen, die darin verhandelt werden, gelten in ihrer Radikalität, Lautstärke und Brutalität eigentlich immer.

**War dieses Interesse der jungen Zielgruppe auch der Auslöser, „Stromberg“ jetzt fortzusetzen?**

**Ralf Husmann:** Das war auf jeden Fall einer der Gründe. Als wir vor ein paar Jahren noch einmal den ersten Film in Köln gezeigt haben, war die Vorstellung innerhalb von ein paar Minuten ausverkauft. Natürlich stand aber auch im Raum, ob wir anlässlich des 10-jährigen Film- und des 20-jährigen Serienjubiläums etwas machen wollen. [Christoph Maria Herbst](/person/christoph-maria-herbst) hatte sich während der Pandemie bei mir gemeldet, und vorgeschlagen, Impfspots mit Bernd Stromberg zu machen. Da haben wir festgestellt, dass sich das immer noch frisch anfühlt. Nachdem ich dann noch mal mit Christoph darüber gesprochen hatte, habe ich irgendwann alle aus dem Team angerufen und gefragt, ob sie Lust darauf hätten – da waren alle sofort dabei. Und das, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch kein Drehbuch hatte.

![Christoph Maria Herbst, Milena Dreißig, Oliver Wnuk, Diana Staehly und Bjarne Mädel in „Stromberg – Wieder alles wie immer“ (Credit: MadeFor-Film/ Stephan Rabold)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/ba68f843-819d-4c66-a7b5-47ac28502237.jpg)

**War dann auch schnell klar, dass ein Kinofilm umgesetzt werden soll?**

**Ralf Husmann:** Wir hatten auch über eine Fernsehserie nachgedacht, aber das hätten wir zeitlich wahrscheinlich nicht geschafft. Wir hätten niemals alle Schauspieler für 40 Drehtage oder mehr unter einen Hut bekommen können. Deshalb haben wir uns fürs Kino entschieden. Ich hatte auch das Gefühl, dass ein Film jetzt ein besserer Ansatz ist, als uns zu sehr zu verzetteln.

**Innerhalb der zehn Jahre seit dem letzten Film hat sich einiges in der Gesellschaft geändert. Wie schwierig war es für Sie die Balance zwischen aktuellen Entwicklungen und dem typischen Humor von Stromberg zu halten?**

**Ralf Husmann:** Stromberg war ja auch vor 20 Jahren schon nicht politisch korrekt, deshalb habe ich mir da nie Gedanken drüber gemacht, dass wir jetzt noch einmal einen Kommentar zur „Wokeness“ machen müssen. Ich hatte das Gefühl, die Witze darüber wurden schon genug gemacht. Vor zehn oder 20 Jahren hat niemand danach gefragt, nur jetzt ist das plötzlich so eine Modefrage geworden, was Humor noch darf. Wenn man danach geht, wäre dieser Humor auch vor zehn Jahren schon nicht in Ordnung gewesen. Ich habe also keine Minute darüber nachgedacht, weil das nicht das Thema ist, mit dem wir uns beschäftigen. Wir wollten nie besonders provokant sein. Stromberg ist ja gar kein Arschloch, er ist in der Hinsicht ein bisschen wie Friedrich Merz: Er will eigentlich das Richtige tun, biegt aber leider immer wieder falsch ab. Stromberg will nicht als Abrissbirne durch die Gesellschaft rennen, sondern denkt, er ist ein guter Chef und will alles richtig machen, aber es klappt leider nicht wirklich. Ich bin natürlich heilfroh über Friedrich Merz, das ist ja die beste Werbung, die wir haben können *(lacht)*. Ich hatte ja einige Zeit überlegt, Stromberg in die Politik gehen zu lassen, und das wäre dann genauso geworden.

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**Als neue Figur haben Sie einen Influencer eingeführt. War von Anfang an klar, dass es diese Figur geben soll?**

**Ralf Husmann:** Das war nicht von vornherein klar, aber ich hatte das Gefühl, dass es hilft, wenn wir eine Meta-Ebene bedienen. Nach 20 Jahren kann man in unserem Erzählkosmos nicht mehr behaupten, dass die Figuren nicht wissen, dass das ein Format ist. Bei Reality-Formaten lernen ja auch die Promis, die darin auftreten, mit der Zeit, wie dieses Format und dieser Kosmos funktionieren, und welche Rolle sie darin haben. Wir zeigen, dass das auch innerhalb der Welt von „Stromberg“ einen Impact hatte und es Fans gibt, genauso wie Leute, denen das überhaupt nicht gefällt. Außerdem hilft uns der Influencer rein pragmatisch, weil er auch eine Kamera in die Hand nimmt und damit etwas erzählt, was wir vielleicht gar nicht sehen wollen oder können. Es war relativ früh klar, dass wir teilweise Stromberg und teils den Rest der Gruppe begleiten und ich hatte das Gefühl es hilft, wenn wir jemanden haben, der aus seiner Perspektive die Ereignisse erzählen kann. Wir müssen ja auch überlegen, ob das klassische Kamerateam irgendwo eingreifen würde oder wann es aufhören würde zu filmen. Ich hatte das Gefühl, wenn wir so eine Figur etablieren, die ohnehin jeden Tag das kommentiert, was sie sieht, dann erzählt man eine Meta-Ebene, die ich gerne erzählen wollte.

**Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, macht auch Stromberg eine neue Entwicklung durch und wird zu einer tragischen Figur. War das der logische nächste Schritt für ihn?**

**Ralf Husmann:** Komischerweise war das Erste, was mir eingefallen ist, dass er diese Entwicklung durchmacht. Für mich war er immer eine sehr einsame Figur, die ihr ganzes Leben im Büro verbringt. Wir wissen nicht, wie sein Privatleben aussieht; er hat sich sehr früh von seiner Frau getrennt und dann was mit Schirmchen angefangen, was aber auch nicht richtig funktioniert hat. Er ist immer auf der Suche nach Anerkennung und ich hatte das Gefühl, in die heutige Arbeitswelt passt er nicht mehr rein und muss anerkennen, dass die Mechanismen, mit denen er immer gearbeitet hat, heute gar nicht mehr funktionieren. Vor zehn Jahren hat man schon gemerkt, dass die Fassade bröckelt, und für mich war schnell klar, dass er jetzt auf keinen Fall happy im Leben ist und eigentlich gerne dahin zurückmöchte, wo er mal happy war. Deswegen heißt der Film „Wieder alles wie immer“, weil es eigentlich sein Ziel ist, wieder in diese alte Zeit zurückzukehren – das ist das zentrale Thema des Films. Ich habe das Gefühl, dass in diese Richtung auch wieder der Zeitgeist der Gesellschaft geht: In den entscheidenden Positionen sitzen jetzt doch wieder die alten weißen Männer und es gibt auch gesellschaftlich einen Trend, dass man sich wieder dahin zurückwünscht, wo die Welt vermeintlich noch in Ordnung war. Ich wollte mir anschauen, was das mit einer Figur, wie Stromberg macht, wenn er für sich das Gefühl hat, es geht gesellschaftlich nicht so richtig weiter.

![Diana Staehly, Bjarne Mädel und Oliver Wnuk in „Stromberg – Wieder alles wie immer“ (Credit: MadeFor Film/ Stephan Rabold)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/389693b1-d918-42fc-bc50-df5c70a5d08c.jpg)

**Für [MadeFor](/company/madefor) handelt es sich hier um den ersten Kinofilm – wie kam das zustande?**

**Gunnar Juncken:** Wir haben sehr lange gerungen, ob wir das machen und wenn ja, wie. Uns ist es dann schnell gelungen, die Kraft der [Banijay Gruppe](/company/brainpool-live-artist-und-brand) zu bündeln und gemeinsam an der Umsetzung und Herausbringung zu arbeiten. Mein großer Dank gilt an dieser Stelle meinen Kollegen von Banijay Media insbesondere [Ingrid Langheld](/person/ingrid-langheld).

**Ralf Husmann:** Ich bin ja irgendwann von [Brainpool](/company/brainpool-tv) weggegangen und habe bei der MadeFor angedockt und als wir den Film dann drehen wollten, war für mich klar, dass wir den mit MadeFor drehen.

**War die Umsetzung eines Kinofilms eine andere Herausforderung als die eines Fernsehprojekts?**

Gunnar Juncken: Ralf und ich sagen immer wieder „Wo ist eigentlich der Unterschied?“ *(lacht)*. Aber klar, Kinofilme haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten, insbesondere, was die Herausbringung und das Bewerben des Films angeht. Das hat eine ganz andere Energie als die Herausbringung eines Fernsehfilms oder einer Serie. Aber von den Abläufen mit dem Ensemble vor der Kamera und dem genialen Creator Ralf, der das alles immer perfekt zusammenführt, ist das eigentlich immer sehr ähnlich zu unseren anderen Projekten.

**Ralf Husmann:** Die eigentliche Herausforderung liegt im Drumherum, der Dreh unterscheidet sich nicht wirklich vom Fernsehen. Jetzt ist „Stromberg“ natürlich kein Format wie [„Avatar“](/movie/avatar-aufbruch-nach-pandora), bei uns wird wenig geschossen, nichts explodiert, so viel kann ich sagen. Und wir haben natürlich den Vorteil, dass wir mit einem bereits existierenden Format arbeiten, bei dem wir nicht von Null an starten müssen. Wir haben auch einfach die treuesten Fans aller Zeiten, die man sehr schnell erreicht.

![Diana Staehly, Oliver Wnuk und Christoph Maria Herbst in „Stromberg – Wieder alles wie immer“ (Credit: MadeFor Film/ Stephan Rabold)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/26328f47-9924-4a1a-b18e-ddac3d318c3e.jpg)

**Welche Herausforderungen gab es dennoch?**

**Ralf Husmann:** Naja, die Herausforderung besteht immer darin, einen guten Film zu machen. Was ich hier toll fand, war, dass ich etwas ausprobieren durfte. Mein Ziel besteht immer darin, zu schauen, wo man noch experimentieren kann. Hier kann man sich das trauen, weil das Publikum schon weiß, was es erwartet. Ich habe schon versucht, ein bisschen an der Comedy-Schraube zu drehen und zu schauen, was passiert, wenn man die Comedy ganz rausnimmt. Ich bin sehr gespannt, wie die Leute darauf reagieren. Wenn man nur zwei Financiers an Bord hat, muss man sich da auch nicht mit 15 Leuten hinsetzen und diskutieren, ob das lustig ist, sondern ist da sehr frei. Das ist im Kinobusiness die absolute Ausnahme.

**Gunnar Juncken:** Wir haben gesagt, wir wollen diesen Film so schnell wie möglich auf die große Leinwand bringen. Da besteht für ein Produktionshaus die Herausforderung natürlich darin, wie das gelingt von der ersten Zeile des Drehbuchs bis zur Veröffentlichung in so kurzer Zeit. Die ganze Energie des gesamten Teams und unser Partner hat dazu beigetragen, dass das innerhalb von zehn Monaten gelungen ist.

**Ralf Husmann:** Und wir haben den Vorteil, dass wir uns alle untereinander mögen und die Stärken und Schwächen von allen liegen. Nach 20 Jahren weiß man einfach, wie die Leute ticken. Oft ist das nur geheuchelt, aber bei uns stimmt‘s! *(lacht)*

**Gibt es Pläne mit MadeFor auch in Zukunft noch Kinofilme umzusetzen?**

**Gunnar Juncken:** Wir hatten in diesem Jahr schlichtweg so viel Lust auf Kino, dass wir uns einfach direkt noch einen Kinofilm gegönnt haben. Der heißt [„Die Maske der Makonde“](/movie/johanna-und-die-maske-der-makonde), wird von unseren Produzentinnen Rima Schmidt und Eva Franz betreut, und entsteht unter dem Label Der besondere Kinderfilm. Wir schließen Kinofilme also nicht aus, schauen aber sehr genau und selektiv, wie erfolgsversprechend die Projekte für uns sind. Wir sind keine klassischen Kinoproduzenten, sondern produzieren hauptsächlich Serien und Fernsehfilme, scheuen uns aber nicht, starke Marke wie „Stromberg“ energisch am Schopf zu packen und ins Kino zu bringen.

**Welche Projekte stehen für Sie außerdem an?**

**Ralf Husmann:** Solange es das Metier noch gibt, werden wir weiter Filme machen.

*Das Gespräch führte Lea Morgenstern.*


Ralf Husmann und Gunnar Juncken zu „Stromberg – Wieder alles wie immer“: „Stromberg funktioniert immer“