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Vierter und vorerst letzter Teil des magischen Kinophänomens, in dem es um eine drohende Schulschließung, eine große Schul-Challenge und wie üblich zwei neue „magische Tiere“ geht.

Three is the magic number: Der dritte Teil der erfolgreichsten deutschen Kinoreihe dieses Jahrzehnts war der bislang umsatzstärkste, noch dazu der erste deutsche Film, der nach der Corona-Pandemie mehr als drei Millionen Besucher in die Lichtspielhäuser lockte – und damit im letzten Jahr nach Tickerzahlen sogar an einem anderen nationalen Blockbuster-Phänomen vorbeizog, dem „Fack Ju Göhte“-Spin-Off „Chantal im Märchenland“. Auch wenn sich die Magie der Verfilmungen von Margit Auers Bestsellerserie um die Hogwarts-ähnliche „Wintersteinschule“, in der Plüschtiere zum Leben erwachen (oder zumindest dazu animiert werden), nicht jedem eröffnet: Die Zahlen sprechen für sich und für die Stabilität der einzigartig beliebten Marke. Nun soll Nummer vier die Erfolgsgeschichte vorerst abrunden, eine Zahl, die ohnehin für Beständigkeit und Zuverlässigkeit steht (vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen…), die einzige Zahl im Übrigen, die in ihrer englischen Schreibweise mit ihrem numerischen Wert übereinstimmt, was ihr vor allem selbstreferentielle Eigenschaften zuspricht – und was auch auf den Film zutrifft, der sich in seiner leicht wehmütigen Abschiedslaune natürlich auch selbst zitiert.

„Die Schule der magischen Tiere 4“ wurde mit neuen kreativen Partnern realisiert – Family-Entertainment-Profi Sven Unterwaldt übergab die Regie an Bernhard Jasper (zuvor Kameramann bei Teil zwei und drei) und Maggie Peren –, das Motto lautet dennoch: Never change a winning franchise. Alle gewohnten Elemente bilden weiterhin das Fundament des verzauberten Klassenzimmers, obwohl dessen Zusammenhalt nun kurz vor dem Aus steht. Alles ist wie immer, alles beginnt damit, dass Milan Peschels Mortimer Morrison, Inhaber der „Magischen Zoohandlung“, irgendwo auf dem Erdball ein neues, exotisches, animiertes Tier einsammelt, das fortan einen auserwählten Schüler seiner Schwester, Miss Cornfield (Christina Grosse), durch die Irrungen und Wirrungen des Coming-of-Age begleiten soll. Diesmal hängt Mortimers roter Bus allerdings leicht waghalsig an einem Fesselballon über dem Dschungel von Borneo, wo der exzentrische Koboldmaki Fitzgeraldo (gesprochen von Daniel Zillmann) aufgelesen wird, ein VFX-Meisterstück des Berliner Animationsstudios Lumatic. Das niedliche Äffchen wird kurz darauf der neuen (Gast-)Schülerin Miriam (Tomomi Themann) ans Herz gelegt, wie üblich wird dabei das gesamte Ensemble menschlicher und tierischer Charaktere im Klassenraum vorgestellt. Und wie üblich gibt es einen Moment, in dem Direktor Siegmann (ein sichtlich erschöpfter Justus von Dohnányi) in die Szene platzt, der nun kurz vor dem Ruhestand steht, aber weiterhin nichts von den geheimnisvollen Vorgängen an seiner Schule wissen soll. Weshalb alle Tiere umgehend in Schockstarre versetzt und in Stoff verwandelt werden, und der ganze Zauber erst einmal dahin ist.

Schon zuvor lag eine große Herausforderung darin, dass halberwachsene Teenager ihre Lieblingskuscheltiere nicht aus den Augen lassen sollen, und wir sprechen hier nicht von Labubus. „Die Schule der magischen Tiere 4“ wurde back-to-back mit dem Vorgängerfilm gedreht, bevor die Schauspieler, denen die Produzenten die Treue geschworen haben und die mitverantwortlich sind für die enge Markenbindung, endgültig aus den Kinderschuhen herausgewachsen sind. Dem Alter entsprechend wird das zentrale, universelle Thema Mobbing mit ungewohnt ernsthaften Untertönen versehen und vertieft. Es geht nicht nur um die Überwindung von Schüchternheit, es geht um Diskriminierung und toxisches Verhalten, um den ernsthaften, psychologischen Konflikt der neuen Schülerin, die von ihren alten Klassenkameraden regelrecht terrorisiert wurde. Zum Ausgleich rückt der aus den ersten drei Teilen bekannte Nerd Max (Thilo Fridolin Matthes) ins Rampenlicht, dem eine singfreudige Eule (Stimme: Annett Louisan) auf die Sprünge hilft, als er sich in seine beste Freundin Leonie (Purnima Grätz) verliebt. Das erzählerische und humorvolle Potential der angedeuteten High-School-Teenie-Romanze wird ein bisschen verschenkt, weil im Vordergrund eine übergeordnete Challenge steht: Das Schlossgebäude soll verkauft werden, der Betrieb ist nicht länger rentabel (erstaunlicherweise gibt es hier nicht zu wenig Lehrer, sondern zu wenig Schüler). Die Kids rechnen sich daraufhin aus, dass sie innerhalb von vier Tagen die zur Rettung der Schule notwendigen einhundert Neuanmeldungen akquirieren können, wenn sie einen landesweiten Wettbewerb gewinnen und so die Werbetrommel für ihre Gemeinschaft rühren.

Die Rechnung will nicht so recht aufgehen, so sehr sich die Autoren auch um den Spannungsbogen bemühen und darum, alle Nebenfiguren und Handlungsstränge auf der To-Do-Liste abzuhaken. Die volle Aufmerksamkeit gilt einer Oldschool-Mischung aus „Jugend forscht“, „Bundesjugendspielen“ und Rap-Battle, die einmal mehr den Eindruck hinterlässt, dass die Gesangs- und Tanzszenen nicht aus der Story heraus motiviert, sondern der Existenz von TikTok geschuldet sind. Dabei gehört es zum naiv-nostalgischen Charme der idyllischen Parallelwelt auf der Leinwand, dass Smartphones gar keinen Platz darin haben. Die „Magischen Tiere“ sind der perfekte Social-Media-Ersatz, sie spiegeln die Sorgen, Nöte und Charaktere der Heranwachsenden wider, geben ausschließlich positives Feedback, und wahrscheinlich hat noch nie eine Wintersteinschülerin diesen Support so sehr gebraucht wie Tomomi Themanns Miriam. Die Nachwuchsschauspielerin, bekannt aus der ZDFneo-Serie „Club der Dinosaurier“, ist vielleicht die sympathischste und authentischste Identifikationsfigur, die die Reihe je hatte. Es gelingt ihr, ihrer Rolle die notwendige, emotionale Tiefe zu verleihen, das schmerzhafte Gefühl der Ausgrenzung, das Bedürfnis, dazuzugehören für ein junges Publikum nachvollziehbar und berührend zu vermitteln. Man ist sofort bereit zu glauben, dass Miriam aus dem (Selbst-)Gespräch mit ihrem (imaginären) Freund Mut und Selbstbewusstsein schöpft. Als Parcours-Läuferin beweist sie jedoch auch, dass man Hindernisse aus eigener Kraft überwinden kann, wozu es keinerlei Magie bedarf und womit Teil vier an dieser Stelle tatsächlich gewinnt.

*Corinna Götz*





REVIEW KINO: „Die Schule der magischen Tiere 4“