REVIEW CANNES: „Zwei Staatsanwälte“ überzeugt
Der Cannes-Stammgast Sergei Loznitsa kehrt mit einem starken Beitrag in den Wettbewerb zurück. Sein beißendes, bitteres Drama zum Stalinismus feierte gestern Weltpremiere. Looks ist deutscher Partner des Projektes.
Der Cannes-Stammgast Sergei Loznitsa kehrt nach „Mein Glück“ und „Im Nebel“ mit einem weiteren Spielfilm in den Wettbewerb an der Croisette zurück. Mit einem politischen Stoff, der zwar historisch ist - es geht um die Auswüchse des Stalinismus in den späten Dreißigern - der aber natürlich offensichtliche Bezüge zur Gegenwart hat. „Zwei Staatsanwälte“ erzählt nach Georgi Demidows gleichnamigen Buch das auf eigenen Erfahrungen des Physikers basiert und erst in den Achtzigern veröffentlicht werden konnte, von einem jungen, idealistischen Staatsanwalt, der einen zu Unrecht verurteilten Häftling vertreten will und feststellen muss, dass es in dem System, das dem er treu ist, keine Gerechtigkeit gibt und nur Willkür, dass die Staatsmacht jeden beschuldigen und im Kerker, im Gulag verschwinden lassen kann, durch Denunziation, mit Folter erzwungenen Aussagen und Vertuschung. Der junge Mann, gespielt von Alexander Kuznetsov, der in Theater, Film und Serie, u.a. dem Festivalfilm „Acid“ und „Phantastische Tierwesen: Dumbledore“ zu sehen war, wird am Ende selbst dort landen, wo er seinen Mandanten zuerst getroffen hat, hinter dem schweren Eisentor eines Gefängnisses.