Blickpunkt:Film

Die Präsentation des [Bayerische Rundfunk](/company/bayerischer-rundfunk-br) seiner Höhepunkte des Filmjahrs 2023 geriet zu einer wahren Leistungsschau. Ein 40-minütiger Trailer kündigte 20 neue Produktionen aus den Bereichen Film, Serie, Kino-Koproduktion, Nachwuchsfilm, Dokumentarfilm und Dokumentation an. Die sorgsam zusammengestellten Filmschnipsel gaben das Versprechen, dass der BR eine Vielzahl an Programmperlen in petto hat. 

Zunächst begrüßte erstmals [Björn Wilhelm](/person/bjoern-wilhelm) in seiner Funktion als Programmdirektor Kultur das Auditorium, das sich aus zahlreichen Filmschaffenden und nicht ganz so vielen Pressevertreter:innen zusammensetzte. Wilhelm hob den hohen Stellenwert des fiktionalen Erzählens und des Dokumentarfilms hervor.  „Der Bayerische Rundfunk bleibt auch in herausfordernden Zeiten ein verlässlicher Partner für den Film, die Kreativen und Produzenten – und er bewegt sich weiter mit einem klaren Plan: erkennbar sein mit unverwechselbaren Inhalten für alle Generationen, hintergründig und einordnend, aus und für Bayern und weit darüber hinaus.“

[Bettina Ricklefs](/person/bettina-ricklefs), Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, offerierte ein passgenaues Anforderungsprofil ihrer Abteilung: „Wir entdecken und erzählen Geschichten für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer. Gute Geschichten erschließen die Welt, sind Wertediskurse, unterhalten und haben die Kraft, Antworten zu geben und Zukunft zu denken. Das ist unser Auftrag als öffentlich-rechtlicher Sender und dafür stehen wir.“  Auf über 50 Neuproduktionen könne sich das Publikum freuen. Ricklefs konnte aber auch Werbung in eigener Sache betreiben und auf besondere Erfolge hinweisen: 2,6 Millionen Abrufe für die 3. Staffel der BR-Serie „Servus Baby“ und über 1,7 Millionen Abrufe für „Kaiserschmarrndrama“ als Spielfilm-Primus in der ARD-Mediathek. Doppelte Cannes-Präsenz mit den Kino-Koproduktionen „An einem schönen Morgen“ von Mia Hansen-Love und „Mehrt denn je“ von Emily Atef. Mit „Eigenheim“ und „Almost Home“ war der BR an zwei Nachwuchsfilmen beteiligt, die einen Studenten-Oscar erhielten. Apropos Nachwuchs: den habe man weiter fest im Blick, so Ricklefs. Die Zusammenarbeit mit der HFF München soll weiter ausgebaut werden.

Der Programm-Trailer lieferte viel Sehenswertes. Besonders in Erinnerung blieben Hauptdarsteller [Laurids Schürmann](/person/laurids-schuermann) aus der Dramedy „Flunkyball“, der unheimlich an den jungen Tom Schilling erinnerte, [Stephan Zinner](/person/stephan-zinner) unkonventioneller Pfarrer in der Serie „Himmel, Herrgott Sakrament“, die die Hoffnung schürt, dass [Franz Xaver Bogner](/person/franz-xaver-bogner) noch einmal an die Klasse seiner alten Klassiker heranreicht und [Johanna Wokalek](/person/johanna-wokalek) als tanzende Kommissarin.

Wokalek ist die Neue in der traditionell starken Sonntagskrimi-Equipe des BR. Ihr erster Fall als Kriminalhauptkommissarin Cris Blohm, „Little Boxes“ von Stefan Weigl und Dror Zahavi, wirkt wie eine Parodie auf Wokeness und Geschlechter-Diskurs. Der nächste Franken „Tatort“, „Hochamt für Toni“, wird zu einem sehr persönlichen Fall für Fabian Hinrichs als Felix Voss, hinter dem mit Michael Krummenacher und Bernd Lange ein extraordinäres Kreativteam steht. Von den München Kollegen Batic/Leitmayr/Hammermann gab es Ausschnitte aus der Folge „Königinnen“ mit Veronica Ferres zu sehen. Das Treffen der verschiedenen Produktköniginnen Bayerns verspricht großes Komödienpotential, wobei Daria Vivien Wolf als Nördlinger Zwiebelkönigin den nachhaltigsten Eindruck hinterließ. Weiterer Ausdruck der bajuwarischen Krimi-Kompetenz ist der „Passau-Krimi“ mit dem Dreamteam Michael Ostrowski/Marie Leuenberger, das mit der Folge „Zeit zu beten“ an den Start geht.    

Absolute Highlights versprechen die beiden Serien „Schnee“ und „Die nettesten Menschen der Welt“ zu werden. „Schnee“ thematisiert im Gewand eines sechsteiligen Mystery-Thrillers die Folgen des Klimawandels für ein Dorf in den Tiroler Hochalpen, ist mit Brigitte Hobmeier und Robet Stadlober ausnehmend gut besetzt und entstand als Koproduktion von Primary Pictures und X Filme im Zusammenspiel mit ORF, ARTE und NDR. Der NDR (Federführung) und die Degeto sind auch die Partner bei „Die nettesten Menschen der Welt“, einem wilden Ritt um eine von Hannah Schiller gespielte junge Frau, die aufgrund einer mysteriösen Krankheit über Superkräfte verfügt und dadurch ins Innerste ihrer Mitmenschen blicken kann. Rittmeister ist Alexander Adolph, Produktionsfirma - man höre und staune - die ZDF-Studios-Tochter Studio Zentral. 

Darüber hinaus zeugte der Trailer davon, dass der BR im fast schon in Vergessenheit geratenen Programmgenre Fernsehfilm neue Impulse setzen möchte. In „Flunkyball“ hat ebenfalls Alexander Adolph seine Finger im undurchsichtigen Spiel, gemeinsam mit seiner Partnerin Eva Wehrum - im weitesten Sinne geht es um das Frühlingserwachen eines bislang schüchternen 17-Jährigen. Die Wiener Kunstszene und die Unterwelt verbindet Marvin Kren in seinem rastlosen Komödien-Anlauf „Der weiße Kobold“ mit Frederick Lau und Maya Unger. Auch hier ist der ORF Partner. Dritter im Bunde für den „FilmMittwoch im Ersten“ ist das Near Future-Drama „Morin“ (AT), wenn man so will ein Vermächtnis des 2022 verstorbenen Christian Görlitz. Titelheld ist der von Leo Alonso-Kallscheuer gespielte 11-jährige Morin, der von einer Mars-Mission träumt und an einee Elite-Schule mit dem Schwerpunkt "Weltraumforschung" einen Platz bekommt. In dem hochtenchnologisierten Trakt und unter emphatiebefreiten Lernmethoden, beginnt sich der junge stark zu verändern. Almut Getto und Hans-Ullrich Krause brachten das von Görlitz ins Leben gerufene Werk zu Ende.

Von besonderer Qualität im Dokumentarischen zeugen wiederum das Oral History-Dokument „Stimmen aus dem Krieg – Ukraine 2022“, in dem Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Geschichten unmoderiert und unverstellt erzählen. Ebenso „Kulissen der Macht“, in dem Dror Moreh auf drei Jahrzehnte amerikanischer Außenpolitik zurückblickt. Humorvoll und wertvoll fürs Seelenheil wirken die ersten Ausschnitte aus der Kinokoproduktion „Gernstls Reisen - Auf der Suche nach irgendwas.“ Unter den Spielfilmen fürs Kino machten Frauke Finsterwalders und Christian Krachts
besonderer Ansatz in „Sisi & Ich“ und der gewaltig komische Eberhofer, „Rehragout-Rendezvous“ den mit Abstand besten Eindruck.

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