Blickpunkt:Film

Blickpunkt:Film: Wie kamen Sie zum Film?


Heidi Ulmke: In meinem damaligen politischen Freundeskreis Anfang der achtziger Jahre in Frankfurt befanden sich einige Dokumentarfilmer, deren Arbeit mich fasziniert und inspiriert hat. Mein Werdegang verlief über den klassischen Seiteneinsteigerweg: Praktikantin, Script, Regieassistenz. Als Regisseurin war mein erster eigener Film 1987 die Knastkomödie "Schloss und Siegel" für "Das kleine Fernsehspiel" im ZDF.


BF: Wie sind Sie bei FFP Entertainment gelandet?


HU: [Michael Smeaton](/person/michael-smeaton), Geschäftsführer der FFP, bat mich 1990, zur FFP in den Bereich Story and Development zu wechseln.


BF:Sie produzieren vorwiegend für die Öffentlich-Rechtlichen?


HU: Wir hatten in Frankfurt die Standortnähe des [HR](/company/hessischer-rundfunk-anstalt-des-oeffentlichen-rechts) und ZDF. Der Kontakt zu [ProSieben](/company/prosieben-television) kam 1994 über Inga Pudenz, damalige Leiterin der Eigenproduktionen. Mit ihr verband mich eine produktive Zusammenarbeit, aus der z.B. Filme wie "Fatale Mutterliebe" mit [Veronica Ferres](/person/veronica-ferres), "Die einzige Zeugin" mit [Nina Kronjäger](/person/nina-kronjaeger) und "Kalkuliertes Risiko" mit [Hannes Jaenicke](/person/hannes-jaenicke) sowie weitere sieben TV-Thriller entstanden. Wir waren bis 1996 in der Quote sehr erfolgreich. Durch die personellen Veränderungen bei Pro Sieben hat sich die Zusammenarbeit leider reduziert, und "Sweet Little 16", ebenfalls sehr quotenträchtig, war 1998 die letzte Produktion.


BF: Ihr größter Erfolg ist die Rosamunde-Pilcher-Reihe. Wie sind Sie an den Stoff gekommen?


HU: Wir haben 1993 [Claus Beling](/person/dr-claus-beling), Redaktionsleiter Unterhaltung beim ZDF, die erste Geschichte angeboten, die sofort mit großem Erfolg verfilmt wurde. Wir haben daraufhin weitere Geschichten optioniert und später verfilmt. Bis jetzt hatten wir insgesamt fast 165 Mio. Zuschauer. Eine beruhigende Tatsache, wenn man ab und zu mit Kinoprojekten liebäugelt und dann die derzeit mageren Zahlen des deutschen Kinofilms sieht.


BF: Wie erklären Sie sich den großen Erfolg?


HU: Das liegt natürlich zu einem großen Teil im Genre begründet. Das Interesse am englische Lifestyle, die einzigartigen Landschaftsaufnahmen und die gute, prominente Besetzung spielen eine große Rolle. Die Deutschen sind ein Reisevolk und haben großes Interesse an der "Pilcher-Landschaft".


BF: Was hat Sie bewogen, für die Barbara-Wood-Reihe wieder als Regisseurin zu arbeiten?


HU: Durch Widrigkeiten am Anfang der Produktion "Traumzeit" entstand eine Ausnahmesituation, die zu dieser Regie geführt hat. Wir sind in die australische Regenzeit geraten, der Kameramann musste ausgetauscht werden, am siebten Drehtag hat sich Regisseur [Dieter Kehler](/person/dieter-kehler) das Bein gebrochen. Bevor alle unsere Träume im australischen Outback zerflossen, bin ich eingesprungen. Das war nur möglich, weil mir Claus Beling großes Vertrauen entgegenbrachte und die Hauptdarsteller mich großartig unterstützt haben. Ich bin besonders stolz darauf, dass ich diesen Zweiteiler in der mir nur noch verbleibenden Drehzeit von 42 Tagen durchgeführt habe und die Quoten sehr gut waren.


BF: Sind Wood und Pilcher vergleichbar?


HU: Barbara Wood ist Amerikanerin, aber ihre Geschichten spielen jeweils in einem anderen Land, haben einen sehr starken ethnischen Bezug und beleuchten die Geschichte und Kultur des jeweiligen Landes.


BF: Was steht als nächstes Wood-Projekt an?


HU: Das ist noch nicht entschieden, wir schwanken zwischen China, Ägypten und Südafrika.


BF: Wo liegen ihre Genre-Präferenzen?


HU: Breite, gut gemachte Unterhaltung mit visuell hohem Anspruch für die Öffentlich-Rechtlichen, aber auch gute Unterhaltung im Bereich Thriller für private Sender -- das sind Genres, die wir sehr gut beherrschen.


BF: Sehen Sie Unterschiede in der Arbeit für Öffentlich-Rechtliche oder Private?


HU: Das kommt ganz auf die redaktionelle Betreuung an. Die Öffentlich-Rechtlichen sind durch die lange Tradition und die Erfahrung ihrer Redaktionen zuverlässiger und beständiger in der Betreuung. Meine damaligen Erfahrungen mit Pro Sieben waren sehr gut - da habe ich keinen Unterschied festgestellt. Bei häufigen Strategiewechseln eines Senders ist die Zusammenarbeit für die Produktionsfirma sicherlich schwerer.


BF: Ist es bei der Vielzahl der TV-Filmproduktionen und dem Quotendruck schwieriger geworden, sich zu entfalten?


HU: Das empfinde ich nicht so. Wenn Redaktion und Produktion ein klares Zielpublikum definiert haben und die Redaktion auch das Know-how der Produktion schätzt, kann eigentlich nur ein kalkulierter Erfolg zu Stande kommen. Wir haben auf die veränderte Produktionslandschaft in Deutschland reagiert und die qualitativ hochwertigen TV-Produktionen in die FFP Media eingegliedert.


BF: Welche Projekte stehen als Nächstes an?


HU: Ich werde natürlich die Rosamunde-Pilcher-Kollektion mit vier Filmen pro Jahr fortsetzen sowie ein Barbara-Wood-Projekt realisieren. Für die [Degeto](/company/degeto-film)/ [ARD](/company/ard-pressestelle) produzieren wir einen Freitagabendfilm, "Liebe unter weißen Segeln". Daneben arbeiten wir an einer neuen Reihe für die Degeto.

Pilcher-Produzentin Heidi Ulmke im Interview