Mann der ersten Stunde
Wolfgang G. Winkel, Gründer der Polyband Gesellschaft für Bild- und Tonträger, ist tot. Er starb am 18. November 1997 an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls. Wolfgang G. Winkel gehörte zu den Pionieren der Musik- und Videoszene in Deutschland und war maßgeblich an deren Erfolgsgeschichte beteiligt.
Wolfgang G. Winkel erblickte am 15. Dezember 1912 im ostpreußischen Landsberg das Licht der Welt. Nach dem Abitur studierte er in Königsberg und München Jura. Als junger Mann war er in den 30ern als Globetrotter unterwegs. Seine Abenteuerlust führte ihn in nach Tahiti, Kalifornien und Japan. 1935 landete er schließlich in Shanghai, wo er zwei Jahre lang unter anderem als Kriegsberichterstatter im Japanisch-Chinesischen Krieg arbeitete. Außerdem gründete Wolfgang G. Winkel während seines Aufenthalts in China eine Maschinenbaufirma, sein erstes Unternehmen. 1939 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Krieg war er als Geschäftsmann in den verschiedensten Branchen tätig. Bereits 1952 stieg der Diplom-kaufmann ins Unterhaltungsgeschäft ein: In München gründete er die IFC (Internationales Film Contor) und produzierte Dokumentar- und Spielfilme. 1960 erfolgte die Gründung der Firma Piccolo, heute EuroVideo, zusammen mit Burt Neuber. Ziel war die Vervielfältigung von Super-8-Filmen. Parallel zum Filmgeschäft setzte Wolfgang Winkel auf das Magnetband als Trägermedium der Zukunft. 1963 gründete er die Firma Polyband zur Herstellung und Vertrieb bespielter Tonbänder, damals eine geradezu revolutionäre Entscheidung, zumal der Markt vollständig von der Schallplatte beherrscht wurde. Unter dem Motto "1000 Titel Musik" entstanden die ersten Stereotonbänder. 1967 erfolgte die Umstellung auf die Musikkassette, die dann ihren Siegeszug antrat. Die Einführung der "Budget-Line-Musikkassette" erwies sich schnell als unternehmerischer Höhepunkt: Für fünf Mark wurden Kassetten in gleichbleibender Qualität auf den Markt gebracht. Der Durchbruch gelang ihm 1971 mit dem Label Topsound und dem Kinder-Label Märchenland. 1979 präsentierte er auf der IFA ein Spielfilmpaket mit mehr als 400 Titeln und sorgte damit für großes Aufsehen. Wolfgang G. Winkel war damit einer der ersten Videofilmanbieter überhaupt. Als sich in den bundesdeutschen Haushalten der Videorekorder zunehmend durchsetzte, stieg auch die Nachfrage nach abspielbaren Programmen. Mit seiner langjährigen Erfahrung mit dem Magnetband setzte Wolfgang G. Winkel von Anbeginn auf Video. Bis heute werden alle Polyband-Spielfilme unter dem damals eingeführten Label Toppic angeboten. '88 feierte Polyband 25jähriges Firmenjubiläum. Ein Jahr später zog sich Winkel aus dem Geschäftsleben zurück, legte die Geschäftsführung der Polyband in die Hände von Schwiegertochter Swetlana Winkel, blieb der Polyband aber als Berater verbunden. Bis zuletzt war er ein ideenreicher, seine Mitarbeiter begeisternder Musik- und Filmfreund, der sehr viel zur Entwicklung der Musik- und Videoszene in Deutschland beigetragen hat.