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Da derzeit nicht absehbar ist, ob überhaupt, und wenn ja, welches der Formate der "Sieger" sein wird, ist es klar, dass es für die Anlagenbauer nur zwei Möglichkeiten gibt:

a) Man entwickelt beide Technologien und bietet diese dann auch dem Markt an.
b) Man setzt allein auf eine Technik und muss leider auch in dieser hochtechnologischen Welt auf etwas Glück hoffen.

[Steag HamaTech](/company/hamatech-ag) möchte sich nicht dem Schicksal überlassen und entwickelt schon seit einiger Zeit beide Technologien. Insbesondere in Bezug auf die Blu-ray-Disc (BD) darf sich das Unternehmen als einer der Vorreiter in der technologischen Entwicklung sehen, da schon seit 1999 eine Tapebonding-Technologie zum Auftrag der so genannten (100?µm starken) Cover-Layer entwickelt wurde.

Für HD-DVD spricht die schnelle Umsetzung

Betrachtet man nur die schnellste Möglichkeit, eine High-Density-Disc zu produzieren, wäre die HD-DVD in einem Punkt sicherlich ein Vorteil für die ganze Industrie, da existierende Anlagentypen genutzt und wahrscheinlich auch Anlagen, die innerhalb der letzten sechs bis zwölf Monate installiert wurden, aufgerüstet werden könnten.Hier sind derzeit (wahrscheinlich) nur geringfügige Anpassungen im Bereich der Hardware und einige Modifikationen innerhalb der Software notwendig. Der große Unterschied zwischen DVD und einer HD-DVD sind unter anderem die Spezifikationen für die Kleberschichtdicken. Diese sind natürlich deutlich enger spezifiziert (20?µm ±2?µm auf dem Radius) und somit auch komplexer im Herstellungsprozess. Hinzu kommt, dass zumindest zu Anfang die Zykluszeit langsamer und auch der Tagesausstoß geringer sein wird (dies trifft aber sicherlich auch auf die BD zu). Natürlich ist die Kleberschichtdicke nicht der einzige Wert, der eine Änderung im Vergleich zur DVD aufweist. Hier gibt es vor allem im Bereich der elektrischen Signale und damit für das Mastering genügend Veränderungen, da sich durch die angepasste Wellenlänge von 650?nm auf 405 nm auch die Pit-Strukturen geändert haben. Aber allein die Tatsache, dass es sich bei der HD-DVD eben auch um zwei 0,6?mm starke Polycarbonatsubstrate handelt, bringt den anlagenspezifischen Aufbau doch deutlich näher an eine derzeitige DVD-Anlage als die BD, die aus einem 1,1?mm dicken Substrat und dem 100?µm dünnen Cover-Layer besteht. Die Blu-ray-Discs werden die ganze Industrie vor weitreichendere Aufgaben stellen. Insbesondere die Mischung aus Kleberschicht und Cover-Layer, für deren Herstellung es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, macht dieses Format zu einer besonderen Herausforderung. Richtet man den Blick noch etwas weiter in die Zukunft, stellt das Dual-Layer-BD-Format zusätzliche Anforderungen: Wie schon erwähnt, besteht die BD aus einem Trägersubstrat mit 1,1 mm Dicke, auf das eine weitere Schicht von 0,1 mm aufgetragen wird. Betrachten wir in einem ersten Schritt nur die Single-Layer-Formate, so stehen für die Produktion prinzipiell zwei Techniken zur Verfügung:

a) herkömmliche Schleuderprozesse
b) Anwendungen mit Folie (Tapebonding)

Bei genauerer Betrachtung kommen diverse Kombinationsmöglichkeiten ins Spiel. So wird sich die Frage stellen, ob man bei der Nutzung des Schleuderprozesses von Flüssigklebern (der in der OD-Industrie hinreichend bekannt ist) die erforderlichen 100?µm in einem Schritt aufbringen kann. Eventuell muss auf ein Mehrlagensystem umgestiegen werden: zum Beispiel 20 µm auftragen und anschließend trocknen und danach diesen Schritt fünfmal wiederholen. Auch beim Einsatz des Tapebonding ergeben sich Variationsmöglichkeiten. Wird das PC-Sheet nun mit Flüssigkleber (Mischung aus Punkt a) und b) oder mit einem PSA-Sheet (Pressure Sensitive Adhesive) aufgetragen? Zudem ist denkbar, dass das PC-Cover schon eine Kleberschicht besitzt. Sämtliche der oben genannten Prozesse müssen auf Umsetzung in der Massenproduktion sowie auf Kosten pro Disc untersucht werden. Fest steht bereits heute, dass die technische Entwicklung mit HD-DVD und BD nicht abgeschlossen sein wird. Als Beispiel für diese Behauptung kann die DVD herangezogen werden. Während DVDs vor nicht einmal neun Jahren noch mit einer Zykluszeit von sieben Sekunden produziert wurden, konnte die Durchlaufzeit innerhalb von zwei Jahren auf vier Sekunden reduziert werden.

Große Defizite in der Messtechnik



Der Autor





Ulrich Speer war von 1986 bis 1991 als Werkzeugmacher tätig; im Anschluss folgte ein Mechatronikstudium an der Fachhochschule Karlsruhe. Seit 1996 ist Speer bei Steag HamaTech tätig, zunächst als Prozessingenieur DVD. Ende 1998 stieg er zum Projektleiter DVD auf, Ende 2002 wurde er Produktmanager DVD. Seit Februar 2003 zeichnet er als General Manager Prerecorded verantwortlich.





Im Jahr 2005 wird sogar die Schwelle von zwei Sekunden unterboten werden. Für die Produzenten wird jedoch eins wichtig sein - egal, ob derzeitige DVD-Formate oder die künftigen Blu-Formate: Der technologische Vorsprung bzw. eine kosteneffiziente Produktion wird nur mit dem richtigen Partner aus dem Anlagenbau zu verwirklichen sein. Ein großes Defizit für den ganzen Bereich der HD-Formate besteht derzeit noch in der verfügbaren Messtechnik. Sicherlich gibt es schon Messtechnik für sämtliche Kleberschicht- und Cover-Layer-Dicken, auch kann die Deviation (Verbiegung der Disc) bereits gemessen werden. Im Feld der elektrischen Signalmessung der Discs gibt es jedoch noch keine große Auswahl im Markt. Die wenigen verfügbaren Messgeräte sind derzeit beim Preis-Leistungs-Verhältnis zu unattraktiv. Verschärft wird diese Problematik durch die geringen Möglichkeiten, Stamper (Matrizen) mit den für HD notwendigen Strukturen zu bekommen. Bis zur Massenproduktion sind also noch einige Hürden zu überwinden. Neben unterschiedlichen Entwicklungsprojekten gibt es bereits einige wenige Produktionsanlagen in der japanischen Region, sowohl für HD-DVD als auch für BD. Es muss derzeit davon ausgegangen werden, dass beide Formate noch in diesem Jahr eingeführt werden und dass sich kurzfristig weder HD-DVD noch Blu-ray vollkommen durchsetzen wird. Diese Unsicherheit wird sich auch auf die Endkunden auswirken, die nur schwer entscheiden können, welches Format für sie das richtige sein wird. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich Player und Rekorder für beide Formate in der Anfangszeit (die drei Jahre dauern kann) schwer verkaufen lassen. Zumindest kurzfristig würde sich dies positiv auf den derzeit rasant wachsenden DVD-Markt auswirken. In der langfristigen Perspektive werden die HD-Formate definitiv gewinnen. Zumal schon jetzt einige Großprojekte bekannt sind, die nur noch in HD-Qualität aufgezeichnet werden. Hier sei als Beispiel die in Deutschland stattfindende Fußball-WM 2006 genannt. Denn eins hat die bisherige Geschichte der optischen Datenspeicher immer wieder gezeigt: Je größer die Speicherkapazitäten auf den Discs wurden, desto größeren Speicherplatzbedarf hat auch die Unterhaltungsindustrie angemeldet (siehe Gamessoftware, Extras bei Filmen).

Markt kommt 2008 erst in Schwung

Bisher wurden die Grenzen der Machbarkeit durch die Kapazität der Speichermedien begrenzt - über kurz oder lang wird dies auch bei den HD-Formaten wieder der Fall sein. Der für dieses Jahr erwartete Start der HD-Formate wird stark vom Fachpublikum und den Hightechbegeisterten abhängen. Das Wachstum wird 2006 und 2007 anziehen, sodass wir eventuell 2008 mit einer signifikanten Menge an HD-Medien auf dem Markt rechnen können. Insbesondere die neuen Kopierschutztechnologien sind für die Hersteller interessant. So werden wir trotz aller vorgenannten Punkte Weihnachten 2005 mit großer Wahrscheinlichkeit auf Filme beider Formate treffen. Keine der beiden Herstellerkooperationen wird sich erlauben können, den Konkurrenten allein auf den Markt zu lassen.

Ulrich Speer, General Manager Prerecorded Steag HamaTech