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Kino

[Meike Kordes](/person/meike-kordes), Produzentin der „[Die Schule der magischen Tiere](/movie/die-schule-der-magischen-tiere)“-Filme und Mitglied des Gesamtvorstands der Produktionsallianz, sprach mit uns über ihr Jahr mit dem neuen FFG und der Hängepartie beim Steueranreiz und der Investitionsverpflichtung.

**Wie sah und sieht die Situation für Sie als Produzentin im laufenden Jahr in Bezug auf das neue FFG aus?**

**Meike Kordes**: Seit Jahren diskutiert und fordert die Branche ein Drei-Säulen-Modell aus FFG-Reform, Steueranreiz und Investitionsverpflichtung. Das FFG wurde in sprichwörtlich letzter Sekunde von der alten Bundesregierung verabschiedet, eine ganz wichtige Grundlage, nur leider fehlt der Rest nach wie vor. Immerhin: Mit dem Wechsel vom Jurybasiertem Modell auf eine reine Referenzförderung gelang ein entscheidender Schritt zu einem effizienteren Fördersystem. Allerdings sollte der angestrebte Wert einen Euro pro Referenzpunkt betragen, dieses Ziel wurde im ersten Jahr mit 0,7 Euro verfehlt. Das war auch der Übergangslösung geschuldet, die für das Jahr 2025 Mittel bindet, die dem Referenzsystem fehlen. Die gute Nachricht ist, dass der Referenzwert im kommenden Jahr nun wohl bei einem Euro liegen wird. Auch die Verdoppelung der Produktionsförderung hat enorm geholfen. Fest steht aber auch, dass die bisherigen Schritte bei FFG und Anreizförderung allein die strukturellen Probleme der Filmwirtschaft nicht lösen werden. Damit diese Mittel effektiv und nachhaltig eingesetzt werden, braucht es das Investitionsverpflichtungsgesetz und ein Update für die Richtlinien der drei Fördertöpfe [DFFF](/company/dfff-deutscher-filmfoerderfonds) I, II und GMPF.

![„Die Schule der magischen Tiere 4“ steht bei 2,9 Mio. Besuchen. Foto: Leonine ](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/d4a8661e-fe76-48f6-b455-909b15b8b0dd.jpg)

**Könnten Sie es anhand der „Die Schule der magischen Tiere“-Filme näher erläutern?**

**Meike Kordes**: Wir hatten das Glück, dass wir 2024 mit „[Die Schule der magischen Tiere 3](/movie/die-schule-der-magischen-tiere-3)“ im Kino waren - noch dazu sehr erfolgreich, was mich in jeder Hinsicht freut. Deshalb konnten wir 2025 Referenzmittel erhalten. Wer jedoch 2024 keinen Film im Kino laufen hatte, war auf den Übergangstopf angewiesen. Der ermöglichte in besonderen Ausnahmefällen eine Projektförderung, dafür musste ein Produktionsunternehmen zwischen 2017 bis Ende 2024 immerhin zwei deutsche Kinofilme herausgebracht haben. Durch den Übergangstopf, der von einer Jury vergeben wurde, lag dann, wie gesagt, für alle der Referenzpunkt bei ca. 0,7 Euro in 2025, statt wie anfangs geplant bei einem Euro. Wir Produzenten haben aber von Beginn an betont, dass die grundlegende Umstellung nur dann nachhaltig Erfolg haben kann, wenn die Zielmarke von einem Euro beim Referenzwert auch tatsächlich erreicht wird. Danach sieht es ja nun aus.

**Wo gibt es noch besonderen Diskussionsbedarf?**

**Meike Kordes**: Sowohl beim Steueranreiz, einer gesetzlichen Investitionsverpflichtung, die es dringend braucht, als auch beim Rechterückbehalt, der damit verbunden sein muss. Das ist für uns von entscheidender Bedeutung und muss jetzt geregelt werden. Die Rechte, sowohl in der Auswertung, aber auch der Lizensierung sind für die Produktionsunternehmen das wichtigste Wirtschaftsgut. Nur mit gut ausgestattetem Rechterückbehalt können wir für die Zukunft vorsorgen.

![Die Kordes-Schwestern mit Team und Cast von „Die Schule der magischen Tiere 4″ bei der Berlin-Premiere: (v.l.:) Nicole Armbruster (Drehbuch), Robin Haefs (Songs), Georg Prokop (Koproduktion), Cosima von Spreti (Leonine), Annett Louisan, Dennis Rettkowski (VFX Supervisor), Samuel Schneider, Christoph Grunert, Emilia Pieske, Purnima Grätz, Daniel Zillmann, Tomer Eshed (Animation), Thilo Fridolin Matthes, Produzentin und Showrunnerin Alexandra Kordes, Regisseurin Maggie Peren, Loris Sichrovsky, Emilia Maier, Buchautorin Margit Auer, Regisseur Bernhard Jasper, Oliver Zeller (MBB), Produzentin Meike Kordes, Heiko Pinkowski, Christina Große, Anja Karmanski, Leonard Conrads, Tomomi Themann, Luis Vorbach, Marleen Lohse, Felix Kramer und Jutta Bose (Leonine) Foto: Sebastian Gabsch/Leonine Studios](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/e98110ec-536f-42e2-b382-425454a85fec.jpg)

**Wie schätzen Sie die Situation der andauernden Hängepartie bei der Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell ein?**

**Meike Kordes:** Es ist sehr bedauerlich, dass politisch gerade eine Rolle rückwärts gemacht wird. Die deutsche Filmwirtschaft zu unterstützen und zugleich die Wirtschaft anzukurbeln ist doch auch Standortpolitik! Bei Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell machen es doch andere erfolgreich vor: Viele europäische Länder haben inzwischen Steueranreizmodelle in Höhe von 20 bis 50 Prozent. Das machen unsere Nachbarn ja nicht, weil sie Geld loswerden, sondern weil sie Geld einnehmen wollen! Nur Deutschland schafft es nicht, ein vernünftiges Steueranreizmodell auf die Beine zu stellen, das ist nicht zu begreifen! Stattdessen gibt es nun die – wenn auch deutliche - Erhöhung der Fördertöpfe, die sind aber abhängig von der Investitionsverpflichtung der Streamer, die seit viereinhalb Jahren auf sich warten lässt. 
Es gibt auch noch einen weiteren Haken, denn der DFFF muss jedes Jahr erst einmal durch den Haushalt abgesegnet werden. Wer in die Zukunft plant - und das muss man bei Filmen selbstverständlich immer, denn sie entstehen nicht über Nacht - kann sich nicht auf die pure Hoffnung verlassen. Produzenten, national und international, zieht es deshalb in Länder, die vernünftige Steueranreizmodelle bieten. Und da spielt Deutschland als Produktionsstandort gerade keine Rolle mehr. Für eine Politik, die ja den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken möchte, ist das ein absolutes NoGo. 
Wir müssen uns immer vergegenwärtigen: Für einen Euro Fördermittel, bekommt der Wirtschaftsstandort bis zu fünf bis sechs Euro zurück! Deswegen wäre ein Steueranreizmodell das einfachste Mittel, um die Filmwirtschaft anzukurbeln. Statt das auf die Bahn zu bringen, wird der Filmstandort Deutschland geschwächt. Denn: Herr Weimer hat nun die „freiwillige“ Selbstverpflichtung für internationale Streamer auf den Weg gebracht – das ist ungefähr so wirksam, wie den Bürgern eine freiwillige Zahlung der Steuer zu überlassen. So bekommen wir Produzenten im Filmstandort Deutschland weder Planbarkeit noch Verlässlichkeit, geschweige denn zusätzliche Investitionen in den Markt. Das ist ein Trauerspiel, zumal ja eigentlich alle Gesetzentwürfe längst auf dem Tisch lagen.



##### „Für mich als Produzentin fühlt sich das an wie eine Ohrfeige“
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**Was macht das mit Ihnen?**

**Meike Kordes**: Dass unser Kulturstaatsminister nun die Streamer durch die sogenannte Freiwilligkeit selbst entscheiden lässt, ob sie Gelder in die deutsche Filmwirtschaft einbringen - oder eben nicht -, ist wirklich unbegreiflich. Für mich als Produzentin fühlt sich das an wie eine Ohrfeige, denn diese ewige Hängepartie wirkt sich unmittelbar auf unsere Arbeit aus. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum sich die Politik so schwertut, ihre Versprechen, die sie im Koalitionsvertrag festgehalten haben, einzuhalten und damit die Filmwirtschaft und den Standort nachhaltig zu stärken!
Der Unmut in der Branche könnte höher nicht sein. 41 Verbände sind für eine gesetzliche Regelung bei der Investitionsverpflichtung, das ist immerhin der größte Aufruf der Filmwirtschaft jemals. Das muss Herr Weimer doch ernst nehmen und entsprechend reagieren. Es wäre schön, einen Kulturstaatsminister zu haben, der mit der Filmwirtschaft handelt und nicht gegen sie.

![Am Set von „Alte Liebe“: André Naumann, Chef der MDM, Meikes Kordes, Dagmar Manzel, Joachim Król, Andreas Dresen, Markus Görsch (MDM) (Foto: Conny Klein/Kordes und Kodes Film Sü](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/34fdcf03-32b6-4423-b48b-4741bf3428be.jpg)

**Sie sagten ja bereits, in anderen Ländern gibt es längst Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell, wie im Nachbarland Frankreich, deren Filme auch international eine große Rolle spielen.**

**Meike Kordes**: Klar. Die Franzosen etwa haben schon immer geschafft, ihre Kultur und ihre Filmwirtschaft zu schützen und hochzuhalten. Mit einer konsequenten industriepolitischen Filmpolitik verteidigt Frankreich seine Spitzenposition als Filmnation, auch mit der Investitionsverpflichtung, die es dort bereits seit 2022 gibt. Frankreich zeigt, wie ein faires Level-Playing-Field gelingen kann - zum Nutzen aller. 
Dazu bedarf es einer klaren Regulierung mit Investitionsverpflichtung und attraktiver Förderung durch ein Anreizsystem. Das brauchen auch wir, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dabei muss man das Rad nicht neu erfinden, sondern man könnte einfach klug abschauen. Am Ende geht es bei der Frage nach der Bedeutung des Filmlandes Deutschland aber nicht nur um wirtschaftliche Aspekte. Es geht auch darum, dass der deutsche Film künftig noch seine Erzählungen zu dieser globalen Welt beitragen kann.



Meike Kordes: „Das ist ein Trauerspiel“